Westerwelle in Griechenland Mehr Zuckerbrot als Peitsche
Außenminister Westerwelle hat Griechenland Unterstützung in der Finanzkrise zugesichert. Griechenland und Europa gehörten zusammen, sagte er nach einem Treffen mit seinem griechischen Amtskollegen Dimas in Athen. Westerwelle sprach den Griechen Mut zu und ermunterte sie zu weiteren Reformen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat den Griechen angesichts ihrer dramatischen finanziellen Lage Mut zugesprochen und sie zu weiteren Reformen angespornt.
Was die griechische Bevölkerung bislang mitgetragen habe, verdiene Respekt, sagte Westerwelle am Sonntagabend in Athen. Die Reformen seien hart, aber notwendig, betonte er. Zugleich versicherte er, Deutschland stehe weiter solidarisch zu Griechenland: "Wir wollen die Probleme gemeinsam meistern."
Gespräche über Schuldenschnitt
Westerwelle war am Abend zu einem Kurzbesuch in Athen angekommen. Dort traf er sich mit dem griechischen Ministerpräsidenten Lukas Papademos, Außenminister Stavros Dimas und dem Vorsitzenden der konservativen Partei Nea Dimokratia, Antonis Samaras, der sich Hoffnung macht, bei der im Frühjahr anstehenden Neuwahl an die Spitze der Regierung zu rücken. Die Nea Dimokratia gehört der Regierung der nationalen Einheit an, die Griechenland mit einem rigiden Sparprogramm aus der Schuldenkrise führen will.
Im Ringen um einen Schuldenschnitt kamen die Verhandlungen Athens mit den Banken zuletzt nicht voran. Dabei geht es darum, dass private Gläubiger Griechenland die Hälfte seiner Schulden erlassen.
Griechenland steht beim Privatsektor mit 206 Milliarden Euro in der Kreide. Banken und Fonds sollen 100 Milliarden Euro davon erlassen, und den Rest in neue Schuldscheine umtauschen. Knackpunkt ist aber vor allem, zu welchen Konditionen Griechenland die verbliebenen gut 100 Milliarden Euro zurückzahlt.
Westerwelle lobt Bemühungen Griechenlands
Sein Besuch sei ein Zeichen der Ermutigung, der Anerkennung und Hochachtung "für das, was die Bürger Griechenlands derzeit schultern", sagte Westerwelle. Zugleich erwarte er aber, dass die zugesagten Strukturreformen umgesetzt würden. Das Land müsse seine Wettbewerbsfähigkeit steigern. Mit Blick auf die künftige Regierung des Landes sagte Westerwelle, er setze darauf, dass der Reformkurs von allen mitgetragen werde.
Westerwelle versicherte, Deutschland komme "nicht mit dem erhobenen Zeigefinger" daher, sondern stehe in Freundschaft und Solidarität zu Griechenland. "Wir wollen faire Partner sein, auf gleicher Augenhöhe." Griechenland sei Teil der Europäischen Union, ihrer Geschichte und ihrer Zukunft. "Europa und Griechenland, das gehört zusammen."
"Deutschlands Bekenntnis, dass es Griechenland zur Seite stehen werden" sei "sehr wichtig", sagte Dimas. "Ich glaube, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen werden", fügte der griechische Außenminister hinzu.