Griechenlands Schuldenkrise Staatsbedienstete im Streik: Ein Land steht still
Ein Streik von Staatsbediensteten in Griechenland hat den Flugverkehr und die Behörden des Landes lahmgelegt. Tausende Beamte versammelten sich im Zentrum Athens und anderer Städte des Landes und protestierten lautstark gegen das Sparprogramm der Regierung. Das Land steht finanziell enorm unter Druck. Die Finanzminister der Euro-Länder kamen zu einer Krisensitzung zur griechischen Schuldenkrise zusammen.
Von Kilian Pfeffer, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Der Streik der griechischen Staatsangestellten ist schon jetzt ein Erfolg. Denn der griechische Luftraum bleibt heute geschlossen, sämtliche Flüge von und nach Griechenland sind gestrichen, wie die wichtigsten Fluglinien des Landes mitteilten. Ein unüberhörbarer Warnschuss für die Regierung. Außerdem werden staatlichen Behörden, Schulen, Universitäten und öffentliche Krankenhäuser bestreikt.
Für Spyros Papaspyrou, den Präsidenten der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes ADEDY, sind Streiks mehr als nur Proteste gegen die angekündigten Sparmaßnahmen der griechischen Regierung. Papaspyrou sagte Anfang der Woche etwas pathetisch: "Wir streiken, um unsere Würde zu verteidigen. Und unseren Opfern auf den Altären der Finanzmärkte ein Ende zu setzen."
Wie hart wird das Sparprogramm wirklich, fragen sich viele Griechen inzwischen leicht verwirrt. Denn es gibt unterschiedliche Ankündigungen. Finanzminister Papakonstantinou sagte: "Es ist die Zeit für große Änderungen und tiefe Einschnitte. Das Land kann sich nicht den Luxus leisten, weiter zu warten. Wir schreiten fort mit dem Bewusstsein für die Dringlichkeit und mit stabilen Schritten."
Lohnkürzungen in unbestimmter Höhe
Die Lohnkürzungen für ausnahmslos alle Beamten würden bei minimal einem und maximal bei 5,5 Prozent liegen, so Papakonstantinou. In der vergangenen Woche aber streikten die Finanzbeamten, um gegen angebliche Lohnkürzungen von 25 Prozent zu protestieren. "Wir akzeptieren wegen der schlimmen Finanzlage, in der sich das Land befindet, eine Gehaltsminderung von bis zu acht Prozent", sagte der Präsident der Gewerkschaft der Finanzbeamten, Grivas, und stellte zugleich klar: "Wir können aber nicht eine barbarische Attacke auf unser Einkommen mit Gehaltsverlusten von bis zu 25 Prozent akzeptieren."
Zahlenchaos symptomatisch
Was der Realität entspricht, maximal 5,5 oder aber 25 Prozent Lohnkürzung, ist noch unklar. Gestreikt wird heute erst mal trotzdem. Irgendwie ist das Zahlenchaos symptomatisch für Griechenland in diesen Zeiten. Unter anderem hat das Land ja die EU über Jahre hinweg mit gefälschten Bilanzen über das wahre Ausmaß seines gigantischen Staatsdefizits hinweggetäuscht.
"Offenbar immer noch Kinder"
Viele Griechen wundern sich deshalb auch nicht darüber, dass die EU ihr Land jetzt streng kontrolliert. "Was die Finanzen angeht, sind wir offenbar immer noch Kinder. Also muss jemand anders die Kontrolle übernehmen, so wie ein Erzieher", sagt eine junge Frau etwas deprimiert. Ein Mann fügt hinzu: "Wenn die EU sieht, wie die Subventionen verschwinden, aber den Menschen nicht geholfen wird, dann ist es logisch, dass sie kontrollieren wollen."