Produktion in Krisenland leicht gestiegen Griechenland meldet kleinen Hoffnungsschimmer
Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren ist die griechische Produktion leicht gestiegen. Sie legte im Juni sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch im Vergleich zum Vorjahr zu. Gleichzeitig stieg aber die Arbeitslosigkeit auf ein neues Rekordhoch - und die nächsten Stellenstreichungen stehen offenbar an.
Für die griechische Wirtschaft gibt es nach jahrelanger Rezession einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Produktion lag im Juni nach mehr als drei Jahren stetigen Schrumpfens erstmals wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Unternehmen stellten 0,3 Prozent mehr her als im Juni des vergangenen Jahres, teilte das Statistikamt Elstat mit. Im Mai hatte es noch ein Minus von 2,8 Prozent gegeben, im ersten Halbjahr sogar von 4,8 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit 4,0 Prozent sogar den zweiten Anstieg in Folge.
Der leichte Produktionszuwachs ist vor allem dem Bergbau zu verdanken, der seinen Ausstoß um 18,9 Prozent im Vergleich zum Juni 2011 steigerte. Die Energieversorger fuhren ihre Erzeugung um 10,9 Prozent nach oben. Die klassische Industrie - zu der die Hersteller von Konsum-, Investitions- und Vorleistungsgütern gehören - drosselte ihre Produktion dagegen um 4,3 Prozent. Die Industrie steuert etwa 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung Griechenlands bei. Das in einer schweren Rezession steckende Euro-Land lebt vor allem von Dienstleistungsbranchen wie dem Tourismus. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge schrumpfen.
Das Tempo des jetzigen Produktionsanstiegs dürfte aber kaum ausreichen, um für eine Trendwende am Arbeitsmarkt zu sorgen. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf ein Rekordhoch von 23,1 Prozent nach 22,6 Prozent im April. Sie ist damit mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt der Euro-Zone.
Griechenland rechnet fest mit neuen Hilfen
Griechenland hängt zurzeit am Tropf internationaler Finanzhilfen, die an Sparmaßnahmen gekoppelt sind. Das Land hinkt mit der Erfüllung seiner Sparzusagen auch aufgrund der Wahlkämpfe im Frühjahr dem vereinbarten Zeitplan hinterher. Trotzdem rechnet die griechische Regierung fest mit der nächsten Tranche internationaler Finanzhilfen Mitte September - unmittelbar nach dem Bericht der Troika aus IWF, EU und EZB.
Die Experten würden Anfang September in Athen zurückerwartet und Mitte des Monats ihren Bericht über die Fortschritte Griechenlands bei der Bekämpfung der Schuldenkrise abschließen, sagte Vize-Finanzminister Christos Staikouras. Er erwarte, dass der Bericht positiv ausfalle und die nächste Hilfstranche dann ausgezahlt werde. Die Liquiditätslücke in diesem Monat will die Regierung mit der Ausgabe von Geldmarktpapieren im Volumen von zusätzlich vier Milliarden Euro schließen. Die Troika, die die Einhaltung der Sparzusagen überwacht, zeigte sich nach neuen Zusagen der Regierung zuletzt zufrieden.
Bericht über Jobabbau im öffentlichen Dienst
Griechenlands Finanzminister Ioannis Stournaras hatte am Dienstag gesagt, dass das Sparpaket noch nicht endgültig ausgearbeitet sei. Von den geplanten Einsparungen von 11,5 Milliarden Euro in den Jahren 2013 und 2014 fehlten noch 3,5 bis vier Milliarden Euro, sagte er. Die Einsparungen sind eine Forderung der Gläubiger des hochverschuldeten Landes im Gegenzug für das zweite Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro.
Informationen der Nachrichtenagentur Reuters, nach denen Griechenland bis zu 40.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen will, wurden bislang nicht bestätigt. Bereits die sozialistische Vorgängerregierung hatte im vergangenen Jahr versucht, 30.000 der rund 700.000 Stellen in diesem Bereich abzubauen. Tatsächlich wurden aber nur 6500 Stellen gestrichen.