Einigung mit der Hälfte der Gläubiger GM auf dem Weg in die Insolvenz
Heute wird der Autohersteller General Motors in den USA voraussichtlich die Insolvenz anmelden. Der Vorstand des einst größten Autoherstellers der Welt berät sich noch, mehr als die Hälfte der Gläubiger sind aber bereits kompromissbereit.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
Nun hat sich auch eine Reihe von Gläubigern des Autoriesen General Motors in den USA auf einen Kompromiss eingelassen. Ihre wertlosen Anleihen sollen in einen Zehn-Prozent-Anteil an GM eingetauscht werden. Sie erhalten zusätzlich die Garantie, dass ihr Anteil später um weitere 15 Prozent aufgestockt wird. Etwas mehr als die Hälfte der Gläubiger hat diese Regelung angenommen.
Insgesamt stehen die Gläubiger für 27 Milliarden Dollar GM-Schulden. Für die Beobachter in den USA ist damit ein weiterer Stein zu einem geordneten Insolvenzverfahren für GM aus dem Weg geräumt. Bereits entschieden ist, dass die Automobilarbeitergewerkschaft 17,5 Prozent der Anteile am neuen GM-Unternehmen erhält, die kanadische Regierung 12,5 Prozent und der amerikanische Staat 60 Prozent.
Hoffnung auf völlig neue Grundlage für GM
Am Unternehmenssitz in Detroit setzte der Vorstand des Autobauers heute seine Beratungen fort. Ergebnisse drangen bisher nicht nach außen. Heute wird in den USA für den einstmals größten Autohersteller der Welt der Gang zum Insolvenzrichter erwartet. GM-Chef Fritz Henderson ließ bereits eine Pressekonferenz für den frühen Abend ansetzen. In einem 60- bis 90-tägigen Verfahren, so die Hoffnung, wird dann das Geschäft bei GM auf eine völlig neue Grundlage gestellt.
Rund 20.000 Arbeitsplätze sollen abgebaut und 14 Fabriken geschlossen werden. Nur noch die Marken Cadillac, GMC, Chevrolet und Buick werden unter dem Dach von General Motors bleiben, Hummer, Saturn und Saab sollen abgestoßen werden und Pontiac endgültig sterben. An Opel bleibt GM nur noch eine Beteiligung von rund einem Drittel. Zudem wird das Unternehmen zukünftig einen Kleinwagen fertigen.
Wird sich das Straßenbild in den USA verändern?
Während aber bei GM die großen Planungen noch zusammengefügt werden müssen, ist der drittgrößte Autohersteller der USA, Chrysler, schon weiter. Vermutlich ebenfalls heute wird in dessen geordnetem Insolvenzverfahren Fiat als neuer Eigner den Zuschlag erhalten und damit faktisch die Geschäftsführung übernehmen. Damit könnten angesichts der weit reichenden Entscheidungen für GM und Chrysler die Weichen für die amerikanische Autoindustrie komplett neu gestellt werden.
Aufgrund der Finanzprobleme der Autokonzerne konnte die Obama-Regierung mit Steuergeldern die Veränderung maßgeblich beeinflussen. Nimmt man noch die zusätzliche Verschärfung der Abgaswerte für Autos in den USA hinzu, so wird sich das Straßenbild in den Vereinigten Staaten verändern - wenn die Autofahrer in den USA mitspielen und die neuen Autos auch kaufen. Erst dann wird sich zeigen, ob die amerikanische Autoindustrie mit der Umstrukturierung wirklich auf dem richtigen Weg ist.