Lieferstopp bestätigt Kein russisches Gas für die Niederlande
Keine Rubel, kein Gas: Mit dem Stopp seiner Lieferungen an die Niederlande setzt Gazprom seine Ankündigung in die Tat um. Die Liste der Länder, die von russischen Gas-Lieferungen abgeschnitten sind, wird länger.
Der russische staatliche Energiekonzern Gazprom hat nach eigenen Angaben die Gaslieferungen an die Niederlande eingestellt. Das Land hatte eine Bezahlung der Lieferungen in Rubel abgelehnt. Nach Angaben von GasTerra, dem niederländischen Gas-Versorger, werde es aber nicht zu Versorgungsengpässen kommen. Bereits zuvor hatte GasTerra Gas-Lieferungen aus anderen Quellen eingekauft. Der Vertrag mit Gazprom läuft ohnehin nur noch bis zum 1. Oktober.
GasTerra ist zur Hälfte im Besitz des niederländischen Staates. Den beiden Öl-Multis ExxonMobil und Shell gehören die restlichen Anteile am Konzern.
Abhängigkeit von Russland relativ gering
Beim nun verhängten Lieferstopp geht es um Liefermengen von zwei Milliarden Kubikmeter Gas, die vom heutigen 31. Mai bis zum 30. September bestellt waren. Im vergangenen Jahr hatte Russland 6,67 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Niederlande exportiert. Das entspricht rund 16 Prozent des Verbrauchs.
Die Niederlande waren damit bereits deutlich weniger abhängig von russischem Gas als andere Länder wie etwa Deutschland. Hierzulande kommen derzeit nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums noch 35 Prozent der Gaslieferungen aus Russland. Im vergangenen Jahr lag die Abhängigkeit Deutschlands mit 55 Prozent aber noch deutlich höher.
Gazprom berief sich in seiner Entscheidung auf das Dekret von Präsident Wladimir Putin, wonach alle Käufer russischen Gases aus dem sogenannten unfreundlichen Ausland, wozu die EU-Länder aus Sicht Moskaus zählen, ihre Zahlungen ab April auf Rubel umstellen müssen. Über diese Umstellung seien die Geschäftspartner rechtzeitig informiert worden, betonte Gazprom. Bis Montagabend habe Gazprom Export von seinem niederländischen Partner, der GasTerra B.V., aber keine Rubelzahlungen erhalten.
Dänemark als nächstes ohne russische Gas?
In den Niederlanden gibt es seit Monaten eine Diskussion über die Wiederaufnahme der eigenen Gasförderung aus den Feldern bei Groningen im Nordosten des Landes. Bisher hatte die niederländische Regierung dies allerdings abgelehnt.
Vor den Niederlanden hatte Gazprom die Lieferungen an Polen, Bulgarien und Finnland eingestellt, weil diese Länder sich ebenfalls weigerten, auf das neue Zahlungsschema umzusteigen. Als nächstes könnte Dänemark von einem Gas-Lieferstopp aus Russland betroffen sein. Auch der dänische Gas-Versorger Orsted hatte gestern vor einem Ausfall russischer Gas-Lieferungen zu Ende Mai gewarnt, auch Orsted ist nur zur Zahlung in Euro für russisches Gas bereit.