EU-Kommissarin Reding legt Entwurf vor EU will Frauenquote in Aufsichtsräten von großen Firmen
Die EU-Kommission plant bereits für den Herbst eine Richtlinie, wonach die Mitgliedsstaaten großen Firmen eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte vorschreiben müssen. Die "Welt am Sonntag" berichtet nun, die Regelung solle aber nicht für alle börsennotierten Unternehmen gelten.
Die Europäische Kommission macht Ernst in Sachen Frauenquote - zumindest in Aufsichtsräten. Justizkommissarin Viviane Reding plant bereits für den Herbst eine Richtlinie, die die 27 EU-Staaten zur Einführung einer gesetzlichen Regelung verpflichtet.
Dann wird als bindendes Ziel ausgegeben, dass "40 Prozent aller Aufsichtsräte dem unterrepräsentierten Geschlecht angehören müssen. Dieses Ziel gilt für börsennotierte Unternehmen und muss bis 1. Januar 2020 umgesetzt werden", heißt es in dem Entwurf, aus dem die "Welt am Sonntag" nun zitiert. "Wenn die Länder Europas international wettbewerbsfähig bleiben wollen, dann geht das nicht ohne Frauen an der Spitze", sagte Reding zu den Plänen.
Halten sich die Firmen nicht an die Vorgaben, drohen laut "WamS" Strafen: Bußgelder, der Entzug staatlicher Subventionen oder der Ausschluss von öffentlichen Wettbewerben. Die Richtlinie solle aber nicht für kleine und mittlere Unternehmen gelten, selbst wenn diese börsennotiert sind, da der Verwaltungsaufwand und die zu investierenden Maßnahmen im Verhältnis zu hoch seien. Damit seien Familienunternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter haben oder deren Jahresumsatz unter 50 Millionen Euro liegt, von der Richtlinie ausgenommen, berichtet die "Welt am Sonntag".
"Gesetzliche Regeln bringen Fortschritte"
Bereits im März war über die Pläne für eine Quote berichtet worden. Damals sagte Reding, sie sei zwar kein Fan von Quoten, aber sie möge die Ergebnisse, die Quoten bringen. Sie verwies auf Frankreich, wo es seit 2011 eine gesetzliche Frauenquote gibt und der Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich gestiegen sei.
"Wo es gesetzliche Regeln gibt, gibt es Fortschritte", sagte Reding. Ihr Vorschlag, dies alles auf Basis freiwilliger Selbstverpflichtung zu machen, sei hingegen eher unbefriedigend verlaufen.
Schröder für "Flexi-Quote"
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder wirbt hingegen für eine so genannte "Flexi-Quote", bei der die Unternehmen selbst festlegen, wie hoch der Anteil der Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat sein solle. Eine gesetzliche Regelung lehnt sie im Gegensatz zu Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ab.
Auf die von der EU-Kommission geplante Richtlinie zur Einführung einer gesetzlichen Frauenquote in Aufsichtsräten reagierte deshalb mit Kritik. "Deutschland kommt auch ohne die Einmischung von Frau Reding gut voran - in den Dax-30-Aufsichtsräten sind allein in diesem Jahr 40 Prozent der freien Stellen mit Frauen nachbesetzt worden", sagte Schröder der "Bild"-Zeitung.
Es sei absurd, allen Unternehmen, von der Stahlindustrie bis hin zur Medienbranche dieselbe Einheitsfrauenquote zu diktieren. "Normal arbeitende Frauen brauchen flexiblere Arbeitszeiten statt starrer Aufsichtsratsquoten. Dieser Vorstoß geht an der Lebenswirklichkeit in Deutschland völlig vorbei", betonte sie weiter.