Investieren an der Börse Was Frauen bei der Geldanlage anders machen
Noch immer legen deutlich mehr Männer ihr Geld in Aktien und Fonds an als Frauen. Warum ist das so? Und warum schieben Frauen gerade das Thema Altersvorsorge immer wieder auf die lange Bank?
Mit dem Ruhestand kommt oft die Ernüchterung: Finanziell gesehen wird es eng. Die Rente fällt nicht so hoch aus wie erwartet. Und oft sind es Frauen, die eine böse Überraschung erleben. Gründe dafür gibt es viele: Frauen haben oft einen anderen Bezug zum Geld als Männer. Viele beschäftigen sich ungern mit dem Thema. Sie verdrängen, was mit ihrer eigenen Altersvorsorge zu tun hat - und das oft über Jahre hinweg.
Und noch etwas kann im Nachhinein zu einem Problem werden: Wenn Frauen berufstätig sind, dann sind sie das oft in Branchen wie dem Einzelhandel oder in der Pflege, wo das Lohnniveau im Vergleich zu anderen Bereichen eher niedrig ist. "Das heißt, sie haben auch weniger Geld zum Anlegen und fragen sich natürlich auch, ob es sich lohnt, mit Kleinstbeträgen an den Börsen dabei zu sein", sagt Anja Ciechowski von "Finanztip". Hinzu komme, dass Frauen immer noch den Großteil der Sorgearbeit übernehmen. "Sie haben schlicht weniger Zeit, sich um ihre Finanzen zu kümmern. Und das, obwohl eigentlich die Notwendigkeit viel größer ist als bei Männern."
Weniger Hürden bei der Geldanlage
Immerhin: Viele Frauen ticken inzwischen anders als ihre Mütter oder ihre Großmütter. Das habe viel mit neuen, technischen Möglichkeiten zu tun und damit, dass die Hemmschwellen geringer geworden sind, erklärt Ciechowski. "Ich kann mittlerweile mein Wertpapierdepot als App auf meinem Smartphone mit herumtragen und quasi zu jeder Tages- und Nachtzeit nachkaufen oder verkaufen, wenn ich das möchte."
Und mittlerweile könne man eben auch schon mit kleinen Beträgen dabeisein. "Das heißt, selbst wenn mein Einkommen als Auszubildende, Studierende oder Berufsanfängerin noch nicht so hoch sein sollte, kann ich trotzdem schon mit 25 Euro an der Börse loslegen, wenn ich beispielsweise auf einen ETF-Sparplan setzte." Ein solcher ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Index abbildet. Das kann beispielsweise die Wertentwicklung des DAX sein.
Spezielle Fonds sollen Frauen ansprechen
Und was ist Frauen beim Investieren wichtig? Transparenz bei den Produkten, sagen viele - und Nachhaltigkeit. Und zwar nicht nur in Bezug auf umweltbewusste Strategien oder gute Unternehmensführung, sondern auch, was das Thema Diversität betrifft, also Vielfalt im Unternehmen. "Es geht darum, wie das Unternehmen die Mitarbeiter motiviert, wie das Unternehmen den Mitarbeitern einen flexiblen Arbeitsstil ermöglicht", erklärt Fondsmanagerin Lilian Haag von der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank. "Das betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer."
Mehr Transparenz, mehr Nachhaltigkeit, bessere Arbeitsbedingungen: Es gibt Banken, die inzwischen spezielle Fonds auflegen, um solchen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ziel ist es, Frauen anzusprechen, sie zu ermuntern, sich mit ihrer eigenen finanziellen Situation zu beschäftigen und aktiv zu werden, damit eine etwaige Versorgungslücke im Alter nicht zu groß wird.
"Anfangen ist die Devise"
Ob es dazu spezielle Fonds geben muss - da gehen die Meinungen auseinander. Aber eines falle auf, sagt Haag: "Frauen sind in der Regel vorsichtiger beim Investieren. Sie sind risikoaverser. Sie sagen auch eher, dass sie ein bestimmtes Thema nicht verstehen und sich deswegen nicht damit auseinandersetzen, also einfach ein bisschen defensiver." Das muss kein Nachteil sein, findet auch "Finanztip"-Expertin Ciechowski. "Das erweist sich vor allem in schwierigen Zeiten als krisenresistenter und weniger schwankungsanfällig."
Doch was ist mit den Frauen, die nicht mehr lange im Berufsleben stehen, die keine Möglichkeit haben, ihr Erspartes über einen langen Zeitraum hin anzulegen? Die unabhängige Finanzberaterin Elina Satschek muss nicht lange überlegen: "Es ist nie zu spät. Anfangen ist die Devise." Dabei muss klar sein: Schwankungen, auch finanzielle Rückschläge hinnehmen zu müssen, das gehört beim Geldanlegen dazu. Wichtig ist, Ziele vor Augen zu haben, nicht alles auf ein Pferd zu setzen, Risiken zu streuen. Und dann: Disziplin, dranbleiben, auch wenn es schwerfällt.