Geldanlage Chancen und Risiken der Anlage in ETF
ETF-Sparpläne sind der neue Mainstream bei der Geldanlage. Sie gelten als einfach, günstig und risikoarm. Doch ist diese Geldanlage tatsächlich für jeden geeignet?
ETF sei Dank: Immer mehr Deutsche trauen sich an die Börse und setzen dabei auf die passiven Indexfonds. ETF, Abkürzung für das englische "exchange-traded funds", sind Aktien-Indexfonds, die an einer Börse gehandelt werden. Sie bilden einen bestehenden Aktienindex nach. Zum Beispiel den DAX: Statt 40 Einzelaktien zu erwerben, genügt der Kauf eines DAX-ETF, um von den Kursentwicklungen aller im deutschen Leitindex gelisteten Unternehmen zu profitieren. Der ETF entwickelt sich genau so wie der DAX insgesamt.
Der Streuung sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Der Weltaktienindex MSCI World enthält beispielsweise 1600 Aktien. Damit können Anleger spielend leicht in ganze Märkte investieren und von deren Entwicklung profitieren.
Vorteil: günstig, risikoarm, flexibel
ETF sind vergleichsweise günstig. Sie kosten pro Jahr durchschnittlich zwischen 0,2 und 0,5 Prozent Gebühren. Da sie eine passive Strategie verfolgen und nicht aktiv gemanagt werden wie Investmentfonds, gibt es keine hohen Abschluss- oder Verwaltungskosten.
Ein weiterer Vorteil von ETF ist die Risikostreuung. Einzelaktien können jederzeit stark an Wert verlieren: Ist ein Unternehmen insolvent, sind die Aktien nichts mehr wert. Bei ETF ist das anders, denn der Anleger investiert nicht in eine Firma oder ein Produkt, sondern in ein Portfolio aus verschiedenen Unternehmen und Branchen. Dieses ist in der Regel so zusammengestellt, dass ein Totalverlust unmöglich ist.
Genau wie Einzelaktien können ETF von den Anlegern selbst gehandelt werden. ETF können folglich jederzeit ge- und verkauft werden; das Geld ist nicht für einen vorher definierten Zeitraum gebunden. Damit behalten Anleger die höchstmögliche Flexibilität.
Nachteil: Verlockung zum Zocken
Gerade in diesem Vorteil der passiven Anlageform sieht Edda Vogt auch einen großen Nachteil. Sie arbeitet seit 20 Jahren in der Finanzbranche und betreut die Kommunikationskanäle der Börse Frankfurt. "Die Einfachheit, die niedrigen Kosten und die Transparenz - die verleiten auch zu Überaktivität", warnt Vogt. "Da gibt es den schönen Satz: 'Hin und Her macht Taschen leer'. Einsteiger neigen dazu zu schauen, ob sie nicht doch ein bisschen besser sind als der Markt." Glauben sie, der Markt falle greife das Motto: "Dann verkaufe ich mal, und ich kann ja wieder nachkaufen", so Vogt. Genau das funktioniert ihrer Meinung nach aber nie.
Wird also die eigentlich passive Anlage ETF zum aktiven Handeln genutzt, verliert sie ihren Vorteil. Denn auch bei weltweiter Streuung gab es schon Kursrückgänge von bis zu 50 Prozent. Zwar sind die Kurse nach jedem Crash auch wieder gestiegen, aber eine Verlustphase konnte in der Vergangenheit auch einmal bis zu 15 Jahre andauern.
Langfristig bedeute also wirklich langfristig, macht Finanzblogger Simon Schöbel klar: "Nach einem Jahr zu erwarten, dass man mit ETF zehn Prozent Rendite macht - das wird sehr wahrscheinlich nicht eintreten. Man sollte sie schon mindestens 15 Jahre liegen lassen." Anleger sollten den ETF also unbedingt als langfristige Geldanlage sehen. Lässt man ihn mindestens 15 Jahre liegen, beträgt die Rendite - basierend auf historischen Erfahrungen - rund sechs Prozent pro Jahr.
Ungewünschte Positionen im Portfolio
Eine weitere, wichtige Regel für eine gute Rendite: Der ETF sollte auf viele Wirtschaftsbereiche breit gestreut sein, um Kursverluste einzelner Unternehmen schnell ausgleichen zu können. Der Nachteil: Es gibt keine Unternehmen nach Wahl - einzelne Unternehmen lassen sich nicht aus einem ETF herausnehmen. Der Anleger muss also nehmen, was ein bestimmter Fonds ihm vorgibt, sagt Finanzexpertin Vogt.
Doch bei mittlerweile 8000 unterschiedlichen ETF sollte für jeden etwas dabei sein. So gibt es Fonds, die nur Aktien solcher Unternehmen berücksichtigen, die zum Beispiel die Nachhaltigkeit, ökologische oder soziale Kriterien besonders gut im Blick haben.
ETF-Anleger haben keine Stimmrechte
Mit dem passenden ETF hält man viele Anteile an Aktien. Was man aber nicht erhält, sind die Stimmrechte, um bei wichtigen Unternehmensentscheidungen mitreden zu können. Beim ETF hat man selbst kein Stimmrecht, sondern tritt dieses an die Fondsgesellschaft ab, die den ETF ausgibt.
Die Fondsgesellschaft BlackRock, die die meisten ETF weltweit verwaltet, schreibt dazu: "Bei Aktionärsversammlungen nehmen wir das Stimmrecht für unsere Kunden wahr. Unser (...) Investment Team arbeitet eng mit unseren BlackRock-Fondsmanagern zusammen, damit ökologische, soziale und Governance-Themen angemessen im Anlageprozess berücksichtigt werden."
Vogt bezweifelt, dass das wirklich gewissenhaft gemacht wird. Finanzblogger Schöbel glaubt aber, dass das für die meisten gar nicht so wichtig sei: "Der normale Anleger schaut darauf: 'Wie kann ich mein Risiko minimieren und meine Rendite erhöhen?' - Andernfalls sind Einzelaktien eben doch die bessere Anlage."
Fazit: Wer drei Regeln befolgt - also auf niedrige Kosten achtet, den ETF als langfristige Anlage von mindestens 15 Jahren sieht und den Fonds breit streut -, kann mit einem ETF kaum etwas falsch machen und langfristig auf gute Renditen hoffen.