Gleichstellungsindex In Behörden geben weiter oft Männer den Ton an
Ministerien, Kanzleramt, Bundespräsidialamt: In Führungspositionen der obersten Bundesbehörden arbeiten immer noch weniger Frauen als Männer. Ihr Anteil steigt aber, wenn auch nur langsam. Zu langsam, findet Ministerin Paus.
Die Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden waren im Juni 2023 zu 43 Prozent von Frauen besetzt. Das ist ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, wie aus dem jährlichen Gleichstellungsindex hervorgeht.
Schlusslicht: der Bundesrechnungshof
Bundesfrauenministerin Lisa Paus von den Grünen sagte, der Bund wolle mit gutem Beispiel vorangehen. In 17 der 24 obersten Bundesbehörden habe man den Frauenanteil an Führungspositionen im Vergleich zum Vorjahr erhöhen können. Paus' eigenes Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat mit 66 Prozent den höchsten Frauenanteil in Führungspositionen. Schlusslicht unter den 24 Behörden ist der Bundesrechnungshof mit 33 Prozent.
Insgesamt beschäftigten dem Index zufolge 19 der 24 obersten Bundesbehörden weniger Frauen als Männer in Führungspositionen. Für Paus ist das zu wenig: "Gleichstellung zu fördern, muss für die gesamte Bundesverwaltung oberste Priorität haben, damit wir das gesetzliche Ziel der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Führungspositionen bis Ende 2025 erreichen." Der Bund muss bis Ende 2025 eine Gleichstellung von Frauen in der Führung erreichen.
Mehr Frauen in Führung zu bringen sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sagte die Grünen-Politikerin. Viel zu oft schafften Frauen den Sprung in Führungspositionen nicht, weil sie aus Vereinbarkeitsgründen in Teilzeit arbeiten. "Da müssen wir ansetzen", so Paus.
Großes Potenzial im Führen in Teilzeit
Großes Potenzial liegt laut dem Gleichstellungsindex im Führen in Teilzeit. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Gesamtbeschäftigten der obersten Bundesbehörden liegt demnach bei 18 Prozent, der Frauenanteil an den Teilzeitbeschäftigten bei 80 Prozent.
Die Realität sei immer noch, so Paus: Je höher die Führungsebene, desto geringer der Anteil der Teilzeitbeschäftigten. Die Bundesregierung setze sich deshalb für mehr Teilzeitführung und geteilte Führung im öffentlichen Dienst ein. Im Sommer will Paus aus den Ergebnissen "einen Handlungsleitfaden vorlegen, wie Führen in Teilzeit besser gelingen kann".
Der Gleichstellungsindex misst seit Inkrafttreten des ersten Gesetzes für mehr Frauen in Führungspositionen von 2015 jährlich den Fortschritt. Seither konnten zehn Prozentpunkte Anstieg verzeichnet werden. Der Index beruht auf den etwa 34.000 Beschäftigten der Regierungsressorts. Zu den obersten Bundesbehörden gehören die Ministerien, das Kanzleramt oder das Bundespräsidialamt.
Politikerinnen für erste Bundespräsidentin
Für diese Behörde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gibt es kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März einen neuen Vorstoß: Politikerinnen von SPD, CDU, Grünen und FDP plädieren im Tagesspiegel dafür, dass Deutschland erstmals eine Bundespräsidentin bekommt. Das wäre "eine Ermunterung für viele Frauen in Deutschland und darüber hinaus", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Auch Ministerin Paus würde eine Kandidatin für das höchste Amt "sehr begrüßen".
CDU-Vizechefin Karin Prien sagt: "Wir leben in einer Zeit, in der eine besonnene Frau im Schloss Bellevue die Menschen zusammenführen, das Verbindende über das Trennende stellen und dabei jederzeit unmissverständlich zu den Werten unserer Gesellschaft stehen könnte." Für Schleswig-Holsteins Bildungsministerin wäre aber auch ein Mann, der "diese typisch weiblichen Eigenschaften mitbringt" ein gutes Staatsoberhaupt. Die zweite und damit letzte Amtszeit von Steinmeier endet regulär 2027.