Einigung mit westlichen Gläubigern Ukraine erhält 20 Prozent Schuldenerlass
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben mit den wichtigsten Gläubigern eine Einigung über Schuldenerleichterungen erzielt: Die Kreditgeber seien mit einem Forderungsverzicht von 20 Prozent einverstanden und erlassen dem gebeutelten Land so insgesamt etwa 3,2 Milliarden Euro.
Nach monatelangem Ringen haben westliche Gläubiger der von der Pleite bedrohten Ukraine fast vier Milliarden Dollar Schulden erlassen. "Der von unseren Gegnern erwartete Staatsbankrott wird nicht stattfinden", sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk. Die Regierung habe nach fünfmonatigen zähen Verhandlungen ein Abkommen mit einer westlichen Gläubigergruppe unterzeichnet, teilte Finanzministerin Natalia Jaresko mit.
Demnach werden der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik 20 Prozent ihrer Verbindlichkeiten - rund 3,6 bis 3,8 Milliarden US-Dollar (etwa 3,1 Milliarden Euro) - erlassen. Die Restschuld von etwa 15 Milliarden Dollar solle in einem Zeitraum von 2019 bis 2027 zurückgezahlt werden, hieß es. Das Abkommen sieht auch einen einheitlichen erhöhten Zinssatz von 7,75 Prozent vor. Zuvor lag der Zinssatz bei 7,22 Prozent.
IWF verlangte Umschuldung
Die Umstrukturierung der Schulden in Höhe von 18 Milliarden Dollar solle bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Nach Angaben Jareskos stimmt die Vereinbarung mit den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) überein. Der IWF hatte die Gewährung eines 40 Milliarden Dollar schweren Rettungspakets von einer erfolgreichen Umschuldung abhängig gemacht.
Keine Einigung mit Russland
Die Ukraine hofft, ähnliche Konditionen für einen russischen Kredit über drei Milliarden Dollar zu erhalten, der am 20. Dezember fällig wird. Mit den nun ausgehandelten Konditionen müsse sich auch Russland abfinden, forderte Jazenjuk. "Russland wird keine besseren Bedingungen als die restlichen Kreditgeber erhalten", sagte er. Russlands Finanzminister Anton Siluanow erteilte der Ukraine umgehend eine Absage. Sein Land werde sich nicht an der Umstrukturierung der ukrainischen Schulden beteiligen, sagte er der Agentur Interfax zufolge
Land stand vor Zahlungsunfähigkeit
Die Ukraine steht wegen Misswirtschaft und des Konfliktes mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes am Rande einer Staatspleite. Die Wirtschaftsleistung des Landes war im ersten Halbjahr um 16,3 Prozent eingebrochen. Die Inflation lag im Juli bei 55,3 Prozent.
Präsident Petro Poroschenko beriet sich in Brüssel zugleich mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Die EU unterstützt das Land mit Finanzhilfen in Milliardenhöhe. Juncker erklärte danach, Menschen der Ukraine können nach seiner Einschätzung auf einen zügigen Wegfall der Visapflicht für Reisen in Mitgliedstaaten der Europäischen Union hoffen.