Schadensersatz gefordert 13.000 Anleger verklagen Wirecard-Prüfer EY
Jahrelang hatte EY die gefälschten Bilanzen des Zahlungsabwicklers Wirecard gepüft und nicht beanstandet. Deshalb haben nun über 13.000 Investoren Klage eingereicht - und fordern Schadensersatz in Höhe von 700 Millionen Euro.
Nach dem Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) für mehr als 13.000 institutionelle und private Anlegerinnen und Anleger eine Schadensersatzklage gegen den Bilanzprüfer EY eingereicht. Das Volumen betrage über 700 Millionen Euro, teilte die DSW mit.
Die mit Anhängen 80.000 Seiten dicke Klage sei beim Landgericht München eingereicht worden. Die Kosten der Klage übernehmen demnach britische Prozessfinanzierer, die dafür im Erfolgsfall einen Teil des eingeklagten Geldes erhalten. Dank ihrer Einbindung und eines niederländischen Stiftungsmodells hätten die Investoren kein Risiko.
EY hätte Betrug "leicht feststellen können"
Die DSW-Anwälte Klaus Nieding und Andreas Lang erklärten, EY habe es versäumt, sich durch eigene Überprüfungen von der Existenz des Drittparteiengeschäfts zu überzeugen. Stattdessen hätten sich die verantwortlichen Prüfer auf die Aussagen der Wirecard-Führung verlassen. "Zusätzlich hätte EY relativ leicht feststellen können, dass die 1,9 Milliarden Euro nicht existieren, weil das später die Sonderprüfer von KPMG sehr schnell herausgefunden haben."
Der damals im DAX notierte Zahlungsdienstleister Wirecard war 2020 zusammengebrochen, nachdem 1,9 Milliarden angeblich auf Treuhandkonten verbuchte Euro nicht auffindbar waren. Ex-Chef Markus Braun und zwei weitere Ex-Manager sitzen wegen Bilanzfälschung und Bandenbetrug auf der Anklagebank. Der Wirtschaftsprüfer EY, der jahrelang die Bilanzen des Konzerns aus Aschheim bei München kontrolliert hatte, wollte sich zu der Klage nicht äußern.
Einem Zeitungsbericht zufolge hat auch der Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe die Prüfgesellschaft auf Schadenersatz verklagt. Details nannte ein Sprecher dem "Handelsblatt" gegenüber nicht. Die Klage sei noch in diesem Jahr beim Landgericht Stuttgart eingereicht worden, um eine Verjährung zu verhindern. Jaffe hält es für erwiesen, dass das Drittparteiengeschäft mit angeblichen Partnern in Asien erfunden war.