Enttäuschende Konjunkturdaten DAX schließt mit deutlichen Verlusten
Der DAX kam heute auf keinen grünen Zweig. Schlechte Deutsche-Bank-Zahlen und ernüchternde Konjukturdaten haben den deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte belastet. Auch an der Wall Street dominiert nach schwachen Bilanzen die Enttäuschung.
Nach mauen Konjunkturdaten und schwachen Quartalszahlen beendet der DAX den Handelstag 0,92 Prozent tiefer bei 18.387 Punkten. Damit setzt sich das im Mai begonnene Auf und Ab des deutschen Leitindex zwischen etwa 18.000 Punkten und dem Rekordhoch bei knapp 18.900 Punkten fort. Gründe für die DAX-Schwäche gab es gleich mehrere.
Das Börsenbarometer wurde heute von gleich zwei Seiten in die Zange genommen: Da gab es zunächst die enttäuschenden Quartalszahlen von Tesla und Google vom Vorabend, welche die Furcht vor einer neuen Tech-Verkaufswelle an den Märkten schürten. Und auch schlechte Zahlen der Deutschen Bank belasteten den DAX heute.
Hinzu kamen heute Vormittag noch negative Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone. Die deutsche Wirtschaft ist im Juli überraschend geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - also Industrie und Dienstleister zusammen - fiel auf 48,7 Zähler und damit unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Der Wert für die Industrieunternehmen fiel sogar auf den tiefsten Stand seit neun Monaten. "Das sieht nach einem ernsthaften Problem aus", kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. "Die deutsche Wirtschaft ist in die Schrumpfungszone zurückgefallen."
Im Gegensatz dazu hat die US-Wirtschaft ihr Tempo im Juli angezogen, gestützt wurde sie vom starken Dienstleistungssektor. Der Einkaufsmanagerindex legte um 0,2 Punkte auf 55 Zähler zu, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der höchste Wert seit April 2022. Im Servicesektor wurde das ohnehin schon hohe Wachstumstempo nochmals gesteigert.
Nicht in allen Bereichen lief es aber so gut: Der Industriesektor ging überraschend wieder auf Talfahrt. Der Indikator rutschte mit 49,5 Punkten unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, nachdem er im Juni mit 51,6 Zählern noch darüber gelegen hatte.
An den US-Börsen sorgen wie auch beim DAX schwache Unternehmensbilanzen für schlechte Stimmung unter Anlegern. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor im Handelsverlauf 0,80 Prozent. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1,60 Prozent nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rutschte um 2,56 Prozent ab.
Glanzlose Ergebnisse des Google-Mutterkonzerns Alphabet und auch bei Tesla wecken zudem Zweifel am Fortbestand der Tech-Rally. "Wenn Geld aus dem Technologiesektor abfließt, wird das ziemlich dramatisch sein", sagte David Morrison, leitender Marktanalyst bei TradeNation.
Lassen Anleger jetzt die "Glorreichen Sieben" fallen?
"Tesla und Alphabet haben es mit ihren Quartalszahlen nicht geschafft, die Herzen der Anleger für die Glorreichen Sieben zurückzuerobern", betont denn auch Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Namentlich fallen unter die "Glorreichen Sieben" in der Aktienwelt die Unternehmen Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet, Meta und Tesla. Diese sieben Unternehmen galten seit Monaten als einer der großen Treiber der Kursrally an den Aktienmärkten, waren zuletzt aber unter Druck geraten. Und wenn Mitglieder dieser Gruppe die Erwartungen nicht erfüllen, "dann ziehe das den gesamten Markt nach unten", wie Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners erklärte.
Der Euro-Kurs ist heute durch schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone nur vorübergehend belastet worden. Am Abend kostet die Gemeinschaftswährung 1,0855 US-Dollar. Die Feinunze Gold kostet am Nachmittag 2.424 Dollar und damit 0,65 Prozent mehr.
Die Aktien der Deutschen Bank waren heute im DAX der mit Abstand größte Verlierer. Eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die 2010 abgeschlossene Postbank-Übernahme hat das größte deutsche Geldhaus in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich fiel im zweiten Quartal ein Verlust von 143 Millionen Euro an - das erste Minus seit Anfang 2020. Die Titel verloren bis Handelsschluss mehr als acht Prozent an Wert.
Besser lief es dagegen für Rheinmetall. Höhere Wehrausgaben westlicher Staaten und eine Übernahme haben dem Rüstungskonzern auch im zweiten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Bei einem Umsatzanstieg um fast die Hälfte auf gut 2,2 Milliarden Euro hat sich das operative Ergebnis im Jahresvergleich auf 271 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Der Konflikt zwischen Mercedes-Benz und dem Gesamtbetriebsrat um den Verkauf der konzerneigenen Autohäuser ist im Wesentlichen beigelegt. Beide Seiten haben sich auf wesentliche Eckpunkte für mögliche Betriebsübergänge zu potenziellen Erwerbern geeinigt, darunter mit welchem Nachteilsausgleich die rund 8.000 betroffenen Mitarbeiter in den etwa 80 Betrieben bei einem Verkauf der Niederlassungen an externe Händlergruppen rechnen können.
Der Sportwagenbauer Porsche AG ist nach einem schwachen Jahresbeginn im zweiten Quartal besser in die Spur gekommen. Die operative Umsatzrendite lag in den drei Monaten April bis Juni bei 17,0 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit 16,3 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal hatte die Marge lediglich 14,2 Prozent betragen, weil unter anderem hohe Forschungs- und Entwicklungskosten angefallen waren und Porsche derzeit viele Modelle neu auf den Markt bringt.
Der britische Billigflieger Easyjet profitiert von einer verstärkten Reiselust. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni legte der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 236 Millionen britische Pfund (280 Mio Euro) zu. Der Ryanair-Rivale übertraf damit die Erwartungen von Branchenkennern deutlich.
Der Elektroauto-Vorreiter Tesla hat das zweite Quartal in Folge mit einem deutlichen Gewinnrückgang abgeschlossen. In den Monaten März bis Juni verdiente die Firma rund 1,48 Milliarden Dollar - 45 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zudem verschob Elon Musk die Vorstellung des Robotaxi-Prototypen von Anfang August auf den 10. Oktober.
Google stemmt sich mit seinem Werbegeschäft weiter erfolgreich gegen neue KI-Konkurrenz. Die Anzeigenerlöse stiegen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um gut elf Prozent auf 64,6 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn der Konzernmutter Alphabet sprang um 28,6 Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar hoch, wie das Unternehmen gestern nach US-Börsenschluss mitteilte.
Der französische Luxusgüterkonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) kämpft weiter mit einer verhaltenen Nachfrage nach seinen Produkten. Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz ohne Berücksichtigung von Währungseffekten sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen um ein Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit fast dreimal so viel Wachstum gerechnet. Der Gewinn fiel um 14 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro.
Beim Kreditkarten-Konzern Visa boomt das Geschäft dank einer anhaltenden Konsum- und Reiselust seiner Kunden weiter. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 kletterte der Umsatz um zehn Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um 17 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Seit der Aufnahme der Aktie in den Dow-Jones-Index im September 2013 legte der Visa-Kurs um fast 400 Prozent zu. Damit gehört die Aktie zu den besten Dow-Jones-Titeln in diesem Zeitraum.
Nach monatelangen Verzögerungen und regulatorischen Hürden hat der US-Flugzeugbauer Boeing die Auslieferung der 737 MAX nach China wieder aufgenommen. Diese hatte sich in den vergangenen Wochen wegen einer chinesischen Inspektion der Batterien für den Cockpit Voice Recorder verzögert. Die Wiederaufnahme der Auslieferungen markiert einen wichtigen Meilenstein für Boeing.
Deutschlands größter Baukonzern Hochtief hat im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn zugelegt und seine Jahresprognose bestätigt. Der operative Konzerngewinn sei bei einem Umsatz von 7,9 (Vorjahr: 7,5) Milliarden Euro um 19,3 Prozent auf 159 Millionen Euro gestiegen, teilte die Essener Tochter des spanischen ACS-Konzerns heute mit. Der Auftragseingang sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro in die Höhe geklettert.
Die Telekom-Tochter T-Mobile US will ihr Glasfasernetz mit einer weiteren Übernahme ausbauen. Gemeinsam mit dem Investor KKR will das Unternehmen mittels eines Joint-Ventures den Glasfaseranbieter Metronet übernehmen. Dabei will T-Mobile US rund 4,9 Milliarden Dollar für die Hälfte der Anteile am Gemeinschaftsunternehmen sowie das Glasfasergeschäft samt Metronet-Kunden auf den Tisch legen. Das Geschäft soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden.
Angebote mit unbegrenztem Sprach- und Datenvolumen haben im zweiten Quartal fast doppelt so viele Nutzer zu AT&T gelockt wie erwartet. Die Zahl der Vertragskunden sei um 419.000 gestiegen, teilte der US-Telekomkonzern mit. Die Angebote von AT&T sind üblicherweise günstiger als diejenigen der Konkurrenten Verizon und T-Mobile.
Der Online-Riese Meta hat rund 63.000 Facebook-Konten gelöscht, um gegen sexuelle Nötigung und Erpressung im Internet vorzugehen. Die betroffenen Accounts seien in Nigeria erstellt worden, teilte das Unternehmen heute mit. Geschlossen wurden demnach auch Gruppen und Seiten auf der Plattform, über die neue mutmaßliche Betrüger für sogenannte Sextortion rekrutiert und geschult werden sollten.
Opfer dieser Masche lassen sich zum Absenden von Nacktfotos verführen, nur um daraufhin erpresst zu werden. Täter drohen Betroffenen mit der Veröffentlichung der Bilder, wenn sie ihnen nicht eine bestimmte Summe zahlen oder online sexuelle Handlungen vornehmen.