DAX und Dow Jones stark Rekordjagd vor der Osterpause
Die US-Börsen haben ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Auch der DAX zeigte sich stark und notierte erstmals über 18.500 Punkten. Vor Ostern bleibt aber nur noch ein Handelstag.
Nach verhalten positivem Start hat der Dow Jones im späten Handel deutlich angezogen. Der US-Leitindex legte um 1,22 Prozent auf 39.760 Punkte zu. Damit hat er sich wieder seinem am vergangenen Donnerstag erreichten Rekordstand von 39.889 Punkten angenähert. Rückenwind für Aktien kam vom US-Anleihenmarkt, wo die Renditen im Zuge der Leitzinsfantasie nachgaben.
Die Technologietitel an der Nasdaq zogen ebenfalls an, wenn auch weniger dynamisch. Der Nasdaq 100 ging 0,39 Prozent höher aus dem Handel.
Der deutsche Aktienmarkt setzte unterdessen seine Rekordserie fort. Dem DAX gelang mit 18.511 Punkten das fünfte Rekordhoch in Folge. Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex bei 18.475 Punkten, ein Plus von 0,5 Prozent. Laut HSBC-Experte Jörg Scherer bedeutet die Bestmarke das 21. Rekordhoch in diesem Jahr. Der DAX habe damit etwa an jedem dritten Handelstag ein Rekordlevel erreicht.
Wie ist dieser anhaltende Höhenflug zu erklären? Was die fundamentalen Voraussetzungen angeht, sehen Experten eine spürbare Abkoppelung von der Gewinnentwicklung der Unternehmen. Außerdem lassen die erwarteten Zinssenkungen von Fed und EZB noch Monate auf sich warten.
Das lässt technische Faktoren in den Vordergrund treten. Da ist zum einen die Macht des Trends, getreu dem Motto "the trend is your friend", verbunden mit der Angst der Anlegerinnen und Anleger, etwas von den Kursgewinnen zu verpassen.
Dazu kommt das so genannte Osterphänomen, das zu der allgemeinen Beobachtung gehört, dass die Anleger rund um Feiertage in der Regel risikobereiter sind. Wie die Experten von HSBC ausgerechnet haben, stiegen die deutschen Standardwerte seit 1988 in den beiden Wochen um das Osterfest im Mittel um 2,08 Prozent.
Dabei warnen Marktexperten seit Wochen schon davor, dass der DAX "überkauft" sei. Die traditionell gute Performance um Ostern könnte also noch dadurch getrübt werden, dass die Aktienmärkte bereits im Vorfeld hervorragend gelaufen sind. Der Markt werde bislang ohne größere Korrektur wie an einer Schnur nach oben gezogen, so Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Diese Entwicklung sei nicht gesund und könne zumindest nicht ewig so weitergehen.
Zur Vorsicht mahnt auch der Umstand, dass zwei Schüsselereignisse für die Börsen ausgerechnet dann stattfinden werden, wenn die meisten Märkte geschlossen sind: An Karfreitag stehen der PCE-Deflator, das ist der von der US-Notenbank favorisierte Inflationsindikator, und eine Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell auf der Agenda.
"Die Anleger dürften ihren Fokus nun langsam auf das Risiko richten, das über das bevorstehende, lange Osterwochenende in den Kursen lauert", warnte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. In Frankfurt wird am Karfreitag und Ostermontag nicht gehandelt. "Es ist also gut möglich, dass es zum verlängerten Wochenende hin zu Gewinnmitnahmen bei Aktien kommen wird", so Stanzl.
Der Euro hat sich zur Wochenmitte kaum verändert. Am späten Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0828 US-Dollar und damit 0,04 Prozent weniger als am Abend zuvor. Die Feinunze Gold gewann 0,6 Prozent auf 2.193 Dollar.
Nach frühen Verlusten stiegen die Ölpreise zur Wochenmitte wieder leicht an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai mit 85,65 Dollar 0,4 Prozent mehr als gestern. Druck auf die Erdölpreise übte der zuletzt steigende Dollarkurs aus. Ein stärkerer US-Dollar dämpft am Ölmarkt die Nachfrage aus dem Nicht-Dollarraum. Unerwartet gestiegene Ölreserven in den USA wirkten heute Nachmittag ebenfalls eher belastend. Die Bestände an Rohöl legten im Vergleich zur Vorwoche um 3,2 Millionen auf 448,2 Millionen Barrel. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Rückgang um 1,0 Millionen Barrel gerechnet. Die tägliche Ölproduktion stagnierte auf hohem Niveau bei 13,1 Millionen Barrel.
Amazon investiert weitere 2,75 Milliarden Dollar in das KI-Startup Anthropic. Die Gesamtinvestition des weltgrößten Online-Händlers steigt damit auf vier Milliarden Dollar. Anthropic entwickelt unter anderem den Chatbot Claude. Amazons Tochter AWS ist für Anthropic der zentrale Anbieter von Cloud-Infrastruktur. Die Sprachmodelle der Chatbots mit Künstlicher Intelligenz brauchen sehr viel Rechenleistung, was teuer ist. Amazon ist ein Pionier bei Sprachassistenten mit seiner Alexa-Software und hat bereits eigene KI-Sprachmodelle entwickelt, um Unterhaltungen mit Alexa flüssiger und effizienter zu machen.
Am Abend teilten die Lufthansa und ver.di mit, dass sie sich im Tarifstreit über mehr Geld für das Bodenpersonal geeinigt haben. Damit gibt es keine weiteren Streiks der rund 25.000 Beschäftigten mehr. Die Beschäftigten hatten in den vergangenen Wochen mehrmals die Arbeit niedergelegt. Der überwiegende Teil der Lufthansa-Flüge wurde gestrichen, jedes Mal mussten deshalb rund 100.000 Reisende ihre Pläne ändern.
Die Deutsche Bank kommt mit dem Abarbeiten der Probleme bei der Postbank voran, sieht sich aber noch nicht am Ziel. "Wir werden zu Ende März, wie zuletzt angekündigt, den Rückstau bei den kundenkritischen Prozessen, die auch Gegenstand der Anordnungen der BaFin waren, bewältigt haben und arbeiten weiter an Verbesserungen", sagte ein Sprecher der Bank.
ProSiebenSat.1 lehnt die Forderung des von der Berlusconi-Familie kontrollierten italienischen Großaktionärs MFE nach einer Aufspaltung ab. Aufsichtsratschef Andreas Wiele sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es fällt uns schwer, irgendeinen positiven Aspekt dieser Abspaltung abzugewinnen." Am 30. April ist die Hauptversammlung, auf der auch über den Antrag von MFE abgestimmt wird.
Der Panzergetriebe-Hersteller Renk rechnet angesichts praller Auftragsbücher auch 2024 mit glänzenden Geschäften. Zum Jahreswechsel lag der Auftragsbestand mit 4,6 Milliarden Euro so hoch wie nie zuvor. Die Renk-Aktie legte zweistellig zu und setzte damit ihre Rekordjagd fort.
Die Aktionäre des Immobilienkonzerns Aroundtown müssen wohl auf eine Dividende für 2023 verzichten. Der Verwaltungsrat wolle auf der für den 26. Juni geplanten Jahreshauptversammlung keine Dividendenzahlung empfehlen, teilte das MDAX-Unternehmen gestern Abend mit. Grund hierfür seien die anhaltenden Marktunsicherheiten. Das schickte die Aktie zunächst ans Indexende, bevor sie sich fulminant erholte. Ein Händler sagte, die 2024er-Prognose liege immerhin im Rahmen der Erwartungen. Zudem sei am Markt schon mit dem Ausfall der Dividende gerechnet worden.
Gesucht war auch die Aktie des Großküchen-Ausrüsters Rational. Nach einem kräftigen Gewinnzuwachs peilt das Unternehmen aus Landsberg am Lech für dieses Jahr bei stabil bleibender Rentabilität ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich an.
Im SDAX setzte die Aktie von SGL ihre Erholungsrally nach einer Kaufempfehlung von HSBC fort. Die Papiere des Karbonspezialisten erreichten das höchste Niveau seit September 2023 und liegen damit im laufenden Jahr gut zehn Prozent im Plus. Analyst Dario Dickmann hält die Erwartungen am Markt inzwischen für vernünftig korrigiert. Sein Kursziel hob er auf 10,00 Euro.
Der Halbleiterindustrie-Ausrüster Süss Microtec erwartet im laufenden Jahr dank eines rekordhohen Auftragsbestands überraschend viel Umsatz. Dieser soll auf 340 bis 370 Millionen Euro steigen. Vor allem das zuletzt auftragsstarke sogenannte Bonder-Geschäft soll nach Aussage von Vorstandschef Burkhardt Frick das Wachstum antreiben. Dieses profitiere vom starken Kapazitätsaufbau in der Branche für die Herstellung von Chips für Künstliche Intelligenz (KI).
Der schwedische Textilriese H&M hat seinen Nettogewinn im ersten Quartal mehr als verdoppelt. Zwischen Dezember vergangenen und Februar dieses Jahres verdiente das Unternehmen unter dem Strich 1,2 Milliarden Kronen (rund 100 Millionen Euro). Grund dafür seien eine andauernde Kostenkontrolle, eine präzise Ausrichtung der Kollektionen sowie eine "enge Kooperation mit den Lieferanten".
Apple wird wie gewohnt im Juni einen Ausblick auf neue Software und Dienste geben. Der iPhone-Konzern setzte seine Entwicklerkonferenz WWDC für den 10. bis 14. Juni an. Bei der WWDC (Worldwide Developers Conference) kündigt Apple traditionell neue Funktionen für Geräte des Konzerns an. Diesmal dürfte Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt stehen.
Die UBS treibt den Abbau von Geschäften der 2023 übernommenen Credit Suisse voran. Die Schweizer Großbank verkauft ein Portfolio von verbrieften Produkten im Volumen von acht Milliarden Dollar an den US-Finanzinvestor Apollo. Die UBS Group erwartet im ersten Quartal 2024 einen Nettogewinn von rund 0,3 Milliarden Dollar aus dem Abschluss des Deals.
Italien trennt sich von weiteren Anteilen an der toskanischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS). Das italienische Finanzministerium platzierte gestern Aktien des Geldhauses im Volumen von 650 Millionen Euro. Mit der Transaktion sank der Anteil Italiens an dem Finanzinstitut von 39,2 Prozent auf 26,7 Prozent.