Schwache Konjunkturdaten Trübe Stimmung an den Börsen
Nach dem langen Wochenende sind die US-Börsen schwach in den neuen Monat gestartet. Und auch bei deutschen Anlegern wollte keine gute Stimmung aufkommen - vor allem wegen der enttäuschenden US-Konjunkturdaten.
Es ist alles andere als ein guter Start in den September für die US-Börsen: Nach dem langen Wochenende wollte keine gute Stimmung aufkommen. Bereits zu Handelsbeginn hatten sich die Anleger vor Stimmungsdaten aus der Industrie zurückgehalten. Diese fielen dann enttäuschend aus, was den Abwärtssog verstärkte. Als Belastung hinzukam ein Kursrutsch bei Halbleiterwerten.
Der Dow Jones-Index der Standardwerte verlor 1,5 Prozent auf 40.936 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 3,3 Prozent auf 17.136 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 2,1 Prozent auf 5528 Stellen.
Für schlechten Stimmung sorgten heute vor allem enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA: Die Stimmung in der US-Industrie hellte sich im August weniger als erwartet auf: Der Index stieg um 0,4 Punkte, wie aus der jüngsten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Damit bleibt der Index weiterhin unter der Wachstumsschwelle.
Und auch die Halbleiterwerte waren schwach: Intel und Nvidia etwa knickten zeitweise um jeweils fast acht Prozent ein. Offenbar erwiesen sich enttäuschende Umsatzzahlen aus der US-Halbleiterbranche als Belastung. Die Experten von Morgan Stanley schrieben, diese Daten seien über fast alle Produktlinien hinweg schwächer als von der Bank erwartet ausgefallen. Immer noch schienen die breit aufgestellten Halbleitermärkte schwach zu sein.
Der DAX verfiel heute nach einem neuen Rekord schnell wieder in Lethargie: Im frühen Handel erreichte der deutsche Leitindex erneut ein Rekordhoch bei 18.985 Punkten, danach allerdings haben die Anleger das Tempo reduziert.
Aus dem Handel ging der DAX mit einem Verlust von 0,97 Prozent auf 18.747,11 Punkte. Der MDAX der mittelgroßen Börsenunternehmen sank um 0,92 Prozent auf 25.405,46 Zähler.
Nun hoffen die Anleger auf den am Freitag anstehenden monatlichen US-Arbeitsmarktbericht. Dem Markt stehe der "wichtigste Arbeitsmarktbericht des Jahres" bevor, meint Stephen Innes von SPI Asset Management. Die Marktteilnehmer setzten auf eine Bestätigung ihrer enormen Zinssenkungserwartungen durch die US-Notenbank noch bis Jahresende. Jede noch so kleine Enttäuschung könne da massive Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben, so der Experte.
Insofern ist ein schwächelnder Arbeitsmarkt das, was sich die Investoren erhoffen: Sehr schwache Zahlen für August dürften die Erwartung mancher Marktbeobachter bestärken, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung im September den Leitzins um 50 Basispunkte senkt, sagte Analyst Achilleas Georgolopoulos vom Broker XM.
Die Schweizer Bank UBS rechnet auch wegen der am Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten damit, dass der September ein weiterer schwankungsreicher Monat wird. Denn in den letzten Jahren sei dieser stets von relativ hohen Kursverlusten geprägt gewesen. Und der Trend einer erhöhten Volatilität werde durch die in dieser Woche anstehenden Wirtschaftsdaten noch verstärkt. Hinzu komme, dass die US-Wahlen nur noch zwei Monate entfernt sind.
Die Situation bei Europas größtem Autobauer Volkswagen spitzt sich zu. Im Rahmen seines Sparprogramms schließt die Kernmarke VW jetzt auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus, wie das Unternehmen mitteilte. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Diese hatte betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausgeschlossen. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich entsetzt.
Auch bei der VW-Tochter Audi könnte eine Werksschließung anstehen: Für das seit Juli auf der Kippe stehende Werk in Brüssel sei kein neues Fahrzeugprojekt gefunden worden, die Suche nach externen Investoren gehe weiter, erklärte ein Audi-Sprecher. Die Fabrik mit 3.000 Beschäftigten in der belgischen Hauptstadt baut das elektrische Luxus-SUV Q8 e-tron, das wegen zu geringer Nachfrage vermutlich eingestellt wird.
Die Ölpreise stehen heute deutlich unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Nachmittag 74,77 Dollar und damit 2,56 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,69 Dollar auf 71,35 Dollar.
Am Markt wurde auf enttäuschende Konjunkturdaten aus China verwiesen und auf die damit verbundene Sorge über eine zu schwache Nachfrage. Giovanni Staunovo, Analyst bei der Schweizer Großbank UBS, führt den Ausverkauf zudem auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zurück, wonach eine Einigung zur Beilegung des politischen Streits bevorsteht, der die Ölförderung in Libyen und die Exporte des wichtigen Produzenten zuletzt gestoppt hat.
Der Euro hat nach Stimmungsdaten aus der US-Industrie nachgegeben. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung fiel auf 1,1039 US-Dollar. Am Morgen hatte er noch etwas höher notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1035 (Montag: 1,1061) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9062 (0,9040) Euro.
Intel will mit einer neuen Chip-Generation verlorenen Boden im PC-Markt zurückgewinnen. Das Prozessor-SystemCore Ultra 200V sei leistungsstärker und effizienter als Chips der Rivalen, betonte der Konzern am Rande der Technik-Messe IFA in Berlin. Zudem setzt Intel darauf, dass die Prozessoren automatisch mit jeglicher Software für Windows-PC kompatibel sein sollen. Erste Verbraucher-PC mit dem neuen Chip werden am 24. September in den Handel kommen und sind ab sofort vorbestellbar.
Rund 16 Jahre nach der Finanzkrise will sich der Staat von seiner Beteiligung an der Commerzbank trennen. Der Bund werde seinen Anteil von noch 16,49 Prozent an dem erfolgreich stabilisierten Institut sukzessive reduzieren, teilte Florian Toncar, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium heute mit.
Der Energiekonzern RWE hat in Großbritannien bei einer Auktion nach eigenen Angaben für fünf Erneuerbare-Energien-Projekte den Zuschlag für eine Differenzvergütung erhalten. Dabei handele es sich um zwei Onshore-Wind- und drei Solarprojekte, teilte das Unternehmen mit. Die RWE-Projekte haben Angaben zufolge eine Stromerzeugungskapazität auf Basis Erneuerbarer Energien von insgesamt 218 Megawatt, um Strom für Hunderttausende Haushalte zu erzeugen.
Technologievorstand Jürgen Müller verlässt den Softwarekonzern SAP Ende September, wie das Unternehmen mitteilte. Müller und der Aufsichtsrat hätten sich einvernehmlich über sein Ausscheiden geeinigt. "Bei einer vergangenen Firmenveranstaltung kam es zu einem Ereignis, bei dem ich mich unangemessen verhalten habe", teilte Müller mit. Er bedauere, dass er unüberlegt gehandelt habe und entschuldige sich aufrichtig bei allen involvierten Personen, so der SAP-Manager.
Kundinnen und Kunden des Lieferdienstes Lieferando können in 40 deutschen Städten ab sofort auch Lebensmittel bei Rewe bestellen. Der Mindestbestellwert beträgt 20 Euro, für größere Warenkörbe ab 69 Euro wird keine Liefergebühr berechnet, wie beide Unternehmen mitteilten. Ansonsten beträgt die Gebühr mindestens 1,99 Euro und variiert nach Distanz. Die Lieferung soll innerhalb von 45 Minuten nach der Bestellung erfolgen.
Äußerungen der demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ließen heute die Aktien des Stahlunternehmens US Steel zwischenzeitlich um rund fünf Prozent abrutschen. Harris hatte sich zuvor für den Verbleib des Stahlunternehmens US Steel in amerikanischer Hand ausgesprochen. "US Steel ist ein historisches amerikanisches Unternehmen, und es ist von entscheidender Bedeutung für unsere Nation, starke amerikanische Stahlunternehmen zu erhalten", sagte Harris. Der Stahlkocher hatte einer Übernahme durch den japanischen Konzern Nippon Steel für 14,9 Milliarden Dollar im Dezember zugestimmt.
Trotz des Todes von Mike Lynch beim Untergang seiner Segeljacht hält Hewlett Packard Enterprise (HPE) an einer Schadenersatzforderung in Milliardenhöhe gegen den britischen Tech-Unternehmer fest. "HPE beabsichtigt, das Verfahren bis zum Abschluss durchzuziehen", teilte das US-Unternehmen mit. Haftbar wäre vermutlich Lynchs Witwe Angela Bacares, die das Schiffsunglück vor Sizilien überlebt hatte, hieß es in London.