Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Fitch-Abstufung bremst die Märkte Wall Street schließt mit kleinen Verlusten

Stand: 03.08.2023 22:18 Uhr

Die US-Börsen haben sich am Abend knapp behauptet. Von anfänglichen Verlusten erholten sich vor allem Tech-Aktien. Der DAX konnte sich dagegen nicht aus seinem aktuellen Abwärtstrend befreien.

An der Wall Street beendete der Dow-Jones-Index der 30 größten US-Konzerne einen holprigen Handelstag nur minimal in der Verlustzone. 35.216 Punkte bedeuten ein Minus von 0,19 Prozent. Vorangegangen war ein heftiges Auf und Ab in einem von Verunsicherung geprägten Markt.

An der Technologiebörse Nasdaq glichen die Aktien ihre Anfangsverluste bis zum Handelsschluss am Abend annähernd wieder aus. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor lediglich 0,11 Prozent auf 15.353 Zähler gegenüber dem gestrigen Schlussstand.

Die US-Aktienmärkte stehen aber noch immer unter dem Eindruck der Herabstufung der Bonitätsnote der USA durch die Ratingagentur Fitch. Dieser Schritt hatte gestern für deutliche Verluste an den New Yorker Börsen gesorgt. "Die Herabstufung der Bonitätsnote ist sicherlich ein Imageschaden für die USA. Die Stellung des US-Dollars als globaler Leitwährung sowie die grundsätzliche Attraktivität von US-Staatsanleihen sehen wir durch das schlechtere Rating allerdings nicht gefährdet", kommentierte Carsten Klude, Manager von der Hamburger Privatbank M.M. Warburg.

Zur leichten Erholung in New York trugen auch gute US-Arbeitsmarktdaten bei. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA legte nur leicht zu und deutet auf eine weiterhin robuste Entwicklung am Jobmarkt hin. In der vergangenen Woche stellten 227.000 US-Bürger einen Antrag auf staatliche Hilfe, wie das Arbeitsministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten exakt mit dieser Zahl gerechnet.

Eine Reihe von Quartalsberichten sorgten in den USA für heftige Kursausschläge. So brachen Aktien des Handy-Chip-Herstellers Qualcomm um fast neun Prozent ein. Der Konzern erwartet angesichts einer enttäuschenden Nachfrage nach Smartphones und ähnlichen Geräten ein schwächeres Quartal. Auch die PayPal-Aktie verlor nach Zahlen mehr als zehn Prozent. Der US-Zahlungsdienstleister verfehlte mit seiner Gewinnmarge im zweiten Quartal die eigene Prognose.

Starke Quartalszahlen stützten dagegen die Aktie von DoorDash. Die Titel des US-Essenslieferanten klettern, nachdem das Unternehmen im vergangenen Quartal mit 2,13 Milliarden Dollar den höchsten Umsatz seit seinem Börsengang im Dezember 2020 bilanziert hatte.

Update Wirtschaft vom 03.08.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Am Devisenmarkt hat sich der Euro nach den Verlusten vom Vortag stabilisiert. Am Abend wurde die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0945 Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Marktbeobachter verwiesen auf eine Dollar-Stärke, die den Euro im Gegenzug belastet. Obwohl die Ratingagentur Fitch den USA die Top-Bewertung für die Bonität entzogen hat, konnte die amerikanische Währung bereits den zweiten Tag in Folge zulegen.

Die Notenbank in London hat den Leitzins auf das höchste Niveau seit 15 Jahren angehoben. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, beschloss die Bank of England (BoE) eine Erhöhung um einen viertel Punkt auf 5,25 Prozent. Das britische Pfund weitete nach der Zinserhöhung der Bank of England (BoE) seine Verluste aus. Die britische Währung gab nach dem Entscheid zeitweise bis zu 0,7 Prozent nach und pendelte sich bei einem Minus von rund 0,4 Prozent bei 1,266 Dollar ein. Volkswirte hatten zum Teil mit einem größeren Zinsschritt gerechnet.

Die Ölpreise haben bis zum Abend weiter zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 84,07 US-Dollar. Das waren 88 Cent mehr als am Vortag. Saudi-Arabien hat seine einseitige Kürzung der Ölförderung um einen weiteren Monat verlängert. Die im Juli eingeleitete Reduzierung gelte somit bis September und eine weitere Verlängerung sei möglich, heißt es in einer Erklärung, die von der staatlichen Nachrichtenagentur "Saudi Press Agency" veröffentlicht wurde. Zudem sei auch eine Ausweitung der Kürzung möglich.

Der deutsche Aktienindex DAX hat den vierten Tag in Folge mit Verlusten geschlossen. 15.893 Punkte betrugt der Schlussstand im XETRA-Handel. Der Late-DAX im Abendhandel konnte sich mit 15.906 Punkten nur wenig darüber bewegen. Vom neuen Allzeithoch, das seit Montag bei 16.529 Punkten steht, fehlen nun schon mehr als 600 Zähler.

Die deutschen Autohersteller bewerten ihren Auftragsbestand so niedrig wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das entsprechende Barometer brach im Juli auf 19,5 Punkte ein, von 56,5 Zählern im Juni, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Januar 2021. Die Hersteller beurteilen ihren Auftragsbestand damit "auffallend zurückhaltend", so das Fazit des Instituts. Nach Daten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) gingen bei den deutschen Herstellern von Januar bis Juli acht Prozent weniger Aufträge ein.

Die Frankfurter Bank will wieder neue Filialmitarbeiterinnen und -mitarbeiter einstellen. Das Finanzinstitut will für seine rund 400 Filialen 90 neue Beschäftigte anwerben, teilte eine Sprecherin mit. Diese sollen als "Servicemitarbeiter" an "ausgewählten Standorten" arbeiten. In den vergangenen Monaten hatte es wiederholt Berichte über lange Schlangen vor den Zweigstellen der Commerzbank und erboste Kunden gegeben. Die neuen Mitarbeiter sollen "direkt vor Ort in die Gespräche" gehen und den Kundinnen und Kunden zeigen, "wie das Onlinebanking funktioniert", erklärte die Sprecherin weiter. 

Die neue Partnerschaft mit Vodafone und ermutigende Geschäftszahlen zerstreuen bei Anlegern die Sorge um Zukunft von United Internet und 1&1. Die Aktien des Internet-Anbieters uns seiner Mobilfunk-Tochter stiegen heute zeitweise um jeweils knapp 7,5 Prozent. Auslöser dieser Rally war die gestrige Ankündigung von 1&1, dass Kunden künftig das 5G-Netz von Vodafone nutzen können, wenn die eigenen Funkmasten diesen Standort nicht abdecken.

Im DAX sorgten Unternehmensbilanzen für Kursausschläge in beiden Richtungen. Die DAX-Spitze hält weiterhin die Zalando-Aktie, die sieben Prozent zulegte. Trotz geringerer Erlöse hat der Online-Modehändler Zalando im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr verdient als gedacht. Bei einem leichten Umsatzrückgang verdoppelte sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nahezu auf knapp 145 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Zalando 56,6 Millionen Euro - nach 14 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Zweitstärkster Wert im DAX war Nivea-Hersteller Beiersdorf, mit einem Plus von vier Prozent. Das Unternehmen hat sein operatives Ergebnis kräftig gesteigert und bereits zum zweiten Mal seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Angeschoben durch Preiserhöhungen kletterte das Betriebsergebnis in der ersten Jahreshälfte um ein Fünftel auf 852 Millionen Euro. Beiersdorf rechnet im zweiten Halbjahr allerdings mit schwächeren Geschäften. Das Ertragsniveau sei in der ersten Jahreshälfte regelmäßig stärker als im zweiten Halbjahr.

Die Aktien von Infineon brachen nach der Vorlage von Quartalszahlen in der Spitze um mehr als zehn Prozent ein und waren mit neun Prozent Minus Schlusslicht im DAX. Im Ende Juni abgelaufenen dritten Geschäftsquartal kletterte zwar der Gewinn des Chip-Herstellers Infineon im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 61 Prozent auf 831 Millionen Euro und der Umsatz legte um 13 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro zu. Im Vergleich zum Vorquartal stagnierten beide Werte allerdings.

Die Lufthansa steuert nach einem Rekordergebnis im zweiten Quartal auf eines der lukrativsten Jahre ihrer Geschichte zu. Dank guter Nachfrage und höherer Ticketpreise rechnet Vorstandschef Carsten Spohr im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) jetzt mit mindestens 2,6 Milliarden Euro. Die Lufthansa-Aktie verlor dennoch knapp fünf Prozent und war damit einer der größten Verlierer im MDAX. Marktteilnehmer fokussieren sich laut Experten auf die negativen Aspekte der Zwischenbilanz - darunter den bereinigten freien Barmittelzufluss. Dieser lag mit 589 Millionen Euro nur rund halb so hoch wie von Analysten im Schnitt erwartet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. August 2023 um 09:00 Uhr und 11:00 Uhr.