DAX mit siebtem Gewinntag Die Zinsfantasie ist zurück
Erneut haben aktuelle Preisdaten aus den USA die Erwartung gestärkt, dass die Zinswende naht. Dem DAX bescherte dies den siebten Tagesgewinn in Folge.
Gut einen Monat vor dem nächsten Sitzungstermin der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Währungshüter im September die Zinswende nach unten einleiten werden. Einen weiteren Hinweis darauf gaben zur Wochenmitte die aktuellen Inflationsdaten. Mit 2,9 Prozent fiel die Teuerung in den Vereinigten Staaten im Juli etwas geringer aus als am Markt erwartet. Das war der niedrigste Anstieg im Jahresvergleich seit März 2021. Die Kernrate ohne Energie- und Lebensmittelpreise lag wie erwartet bei 3,2 Prozent.
An der Wall Street sorgte dies zwar für Gewinne, doch hatten bereits die Erzeugerpreisdaten am Dienstag die Zinshoffnungen gestützt. Der Dow Jones, der besonders in der zweiten Handelshälfte an Fahrt aufnahm, schloss 0,61 Prozent höher bei 40.008 Punkten.
Die Technologietitel konnten aus den Inflationsdaten kaum profitieren. Zeitweise driftete der Nasdaq 100 ins Minus, ging dann aber 0,09 Prozent höher bei 19.022 Punkten aus dem Handel.
Dem DAX verhalfen die US-Inflationsdaten dagegen zum siebten Tagesplus in Folge. Trotz zwischenzeitlicher Gewinnmitnahmen ging der DAX 0,41 Prozent höher bei 17.885 Punkten aus dem Handel.
"Die Tür für eine Fed-Leitzinssenkung auf der September-Sitzung steht weit offen", kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. "Sollte uns der nächste Arbeitsmarktbericht nicht in die Suppe spucken, ist eine Leitzinssenkung um 0,50 Prozentpunkte ziemlich wahrscheinlich."
Die Wirtschaft in der Eurozone ist derweil im Frühjahr in der Wachstumsspur geblieben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in den Monaten April bis Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. Damit wurde eine Schnellschätzung bestätigt. Schon zu Jahresbeginn hatte der Zuwachs bei 0,3 Prozent gelegen. Deutschland wirkte mit seinem Minus beim BIP von 0,1 Prozent als Bremsklotz, während die Wirtschaft in Frankreich um 0,3 Prozent wuchs und Italien immerhin ein Plus von 0,2 Prozent schaffte. Spaniens Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten Quartal sogar um 0,8 Prozent zu.
Negative Nachrichten kamen unterdessen aus der Industrie im Euroraum. Der Wirtschaftsbereich hat seine Produktion zum Ende des zweiten Quartals überraschend heruntergefahren. Die Industrie verringerte ihre Fertigung im Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das EU-Statistikamt weiter mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet. Im Mai war die Produktion nach revidierten Zahlen sogar um 0,9 Prozent gedrosselt worden. Zunächst war ein Minus von 0,6 Prozent gemeldet worden.
Der Euro konnte nach den US-Inflationsdaten weiter gegenüber dem Dollar zulegen und notierte zwischenzeitlich mit 1,1046 Dollar auf einem Jahreshoch. Denn die verfestigte Aussicht auf sinkende US-Zinsen schwächt den Dollar tendenziell. Am Morgen war die Gemeinschaftswährung erstmals seit den heftigen Kursturbulenzen wieder über die Marke von 1,10 Dollar gestiegen. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, war die Inflation im Juli mit 2,7 Prozent stärker gestiegen als bisher bekannt.
Bis auf 2.478 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) kletterte der Goldpreis im Verlauf. Nach Bekanntwerden der Inflationsdaten aus den USA fiel die Notierung aber wieder deutlich zurück. Zuletzt hatte der Goldpreis Mitte Juli bei 2.483 Dollar ein Rekordhoch erreicht.
Die Ölpreise sind nach einem Anstieg der US-Ölreserven etwas gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Abend 79,78 Dollar. Belastet wurden die Ölpreise durch unerwartet gestiegene Rohöllagerbestände in den USA. Die Bestände an Rohöl stiegen im Vergleich zur Vorwoche um 1,4 Millionen auf 430,7 Millionen Barrel. Höhere Ölvorräte belasten tendenziell die Preise. Bereits am Dienstag waren die Ölpreise nach einer neuen Nachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) unter Druck geraten. Der Interessenverband der Industriestaaten hatte vor einem Überangebot an Rohöl auf dem Weltmarkt gewarnt.
An der Wall Street sprang die Aktie des Snack-Herstellers Kellanova über sieben Prozent nach oben. Der familieneigene Süßwarengigant Mars will den Hersteller von Cheez-It und Pringles für fast 36 Milliarden Dollar übernehmen. Kellanova war erst 2023 von Kellogg abgespalten worden.
Deutschlands Börsen-Schwergewichte haben im zweiten Quartal ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 17 Prozent gesteigert. Allerdings nahmen längst nicht alle Unternehmen aus dem DAX 40 an der Entwicklung teil, denn insbesondere die Autohersteller schwächelten, wie aus einer Auswertung der Prüf- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Gewinnstärkstes Unternehmen war erneut die Deutsche Telekom AG, die ein operatives Ergebnis von sechs Milliarden Euro erwirtschaftete, vor Volkswagen und Mercedes. Besonders deutlich legten RWE und Rheinmetall zu. Bayer und Siemens Energy kehrten nach Verlusten im Vorjahresquartal nun in die Gewinnzone zurück.
Im Lufthansa-Konzern bereiten zwei Gewerkschaften den nächsten Streik beim Ferienflieger Discover Airlines vor. Man werde an diesem Donnerstag koordiniert Urabstimmungen beginnen, kündigen die Vereinigung Cockpit für die Piloten und die Kabinengewerkschaft Ufo für die Flugbegleiter an. Man strebe mit dem gemeinsamen Vorgehen einen eigenen Abschluss zu besseren Arbeitsbedingungen an. Die Abstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen soll am Mittwoch kommender Woche enden.
Schwächster DAX-Wert war die Aktie von RWE. Zwar fiel der Ergebnisrückgang bei dem Energiekonzern im ersten Halbjahr nicht ganz so stark aus wie erwartet. Doch Spekulationen um einen möglichen Einstieg bei dem US-Gasversorger Calpine verschreckten die Anleger. Kritiker meinen, ein solcher Schritt passe nicht zur Ökostrom-Strategie des Versorgers. Im ersten Halbjahr steigerte RWE das operative Ergebnis im Geschäft mit Solar- und Windkraft. Beim Energiehandel sowie der Flexiblen Erzeugung musste der Energiekonzern jedoch einen Ergebnisrückgang einstecken, wenngleich er schwächer ausfiel, als Analysten geschätzt hatten. Zur Flexiblen Erzeugung zählt RWE die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas. Das Management bestätigte die Jahresprognose.
Auch die E.ON-Aktie stand unter Druck. Das mildere Wetter und der Wegfall von Einmaleffekten haben bei dem Energieversorger im ersten Halbjahr wie erwartet für einen Ergebnisrückgang gesorgt. Während das operative Ergebnis im Netzgeschäft nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb, ging es im Energievertrieb deutlich zurück. Chef Leonhard Birnbaum sieht den DAX-Konzern aber "voll auf Kurs", seine Jahresziele zu erreichen. Die seit Juni amtierende Finanzchefin Nadia Jakobi verwies auf die Investitionen als Basis für die in ihren Augen positive Entwicklung. E.ON nahm im ersten Halbjahr mit 2,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel mehr in die Hand als im Vorjahr.
Schwächster Wert im MDAX war Thyssenkrupp. Der kriselnde Industriekonzern hat im dritten Quartal unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Nach Anteilen Dritter sei ein Verlust von 54 Millionen Euro aufgelaufen nach einem Gewinn von 83 Millionen Euro vor Jahresfrist, teilte das Unternehmen mit. Die vor einer ungewissen Zukunft stehende Stahlsparte büßte unter anderem wegen niedriger Werkstoffpreise fast die Hälfte ihres operativen Ergebnisses ein. Hinzu kam überraschend eine Sonderbelastung von rund 80 Millionen Euro für Mehrkosten durch Altprojekte im Zementbereich.
Trotz eines Gewinnrückgangs nach der Corona-Sonderkonjunktur zeigt sich Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd mit dem Ergebnis der ersten Jahreshälfte zufrieden. "Auch wenn wir nicht an die außergewöhnlich guten Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen konnten, haben wir dank der starken Nachfrage und besserer Spotraten ein sehr gutes erstes Halbjahr 2024 erzielt", erklärte Konzernchef Rolf Habben Jansen. Der Konzern verbuchte in den ersten sechs Monaten ein operatives Ergebnis (Ebit) von rund 813 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum 2023 waren es noch fast 2,6 Milliarden Euro.
Der Reisekonzern TUI hat das operative Ergebnis im vergangenen Quartal dank hoher Nachfrage kräftig gesteigert. Von April bis Juni wuchs das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 37 Prozent auf 232 Millionen Euro, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Das sei zum achten Mal in Folge ein zweistelliges Quartalswachstum, erklärte Vorstandschef Sebastian Ebel. "Wir wachsen profitabel. Damit liefern wir, was wir angekündigt haben." Die Buchungen im laufenden Sommerquartal, in dem der Reiseveranstalter den höchsten Gewinn einfährt, liegen sechs Prozent über Vorjahr - bei drei Prozent höheren Preisen.
Das Biotechunternehmen Evotec ist im ersten Halbjahr wegen hoher Kosten in die roten Zahlen gerutscht und steht vor einem deutlichen Stellenabbau. Von Januar bis Juni fiel ein bereinigter operativer Verlust (Ebitda) von 0,5 Millionen Euro nach einem Plus von 33,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum an, wie die Hamburger Gesellschaft mitteilte. Evotec führte das auf hohe Fixkosten im Segment der geteilten Forschung und Entwicklung sowie für den Bau einer neuen Biologika-Anlage in Toulouse zurück. Das Unternehmen zieht nun den Abbau von weltweit etwa 400 Stellen in Betracht.
Ein deutlich gestiegener Absatz von Düngemittel-Spezialitäten hat K+S im zweiten Quartal zu einem kräftigen Ergebnisplus verholfen. Das operative Ergebnis (Ebitda) verfünffachte sich auf 128 Millionen Euro, wie der Kasseler Düngemittel- und Salzhersteller mitteilte. Damit erfüllte der MDAX-Konzern die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz zog um sechs Prozent auf 874 Millionen Euro an. Neben einem starken Europa- und Düngemittelgeschäft profitierte K+S auch von einer Nachfrageerholung bei Chemie- und Industrieprodukten.
Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn hat wegen der im Sommer ausgetragenen Fußball-Europameisterschaft europaweit mehr Fernseher verkauft. "Die Fußball-EM war ein Wachstumstreiber und wir konnten mit höheren Umsätzen punkten. Besonders TV-Geräte wurden nachgefragt", sagte Karsten Wildberger, Chef von Ceconomy sowie dessen Tochterunternehmen MediaMarktSaturn. In Deutschland lag die Zahl der bei Media Markt und Saturn verkauften Fernseher im Juni und Juli 57 Prozent höher als im Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilte.
Der Großhandelskonzern Metro sieht sich trotz eines durchwachsenen Quartals auf Kurs zu seinen Jahreszielen im laufenden Geschäftsjahr. In seinem dritten Geschäftsquartal sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal bereinigt um 4,4 Prozent auf fast acht Milliarden Euro gestiegen, teilte das SDAX-Unternehmen am Abend mit. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Quartalsgewinn von 15 Millionen Euro nach 174 Millionen ein Jahr zuvor. Metro verfügt über ein Netz von insgesamt 624 Standorten und ist dabei auch nach dem russischen Überfall auf die Ukraine in Russland aktiv.
SAP arbeitet an einer speziell auf die Verarbeitung von Geschäftszahlen zugeschnittenen Künstlichen Intelligenz (KI). "Wir wollen die Ersten sein, die ein tabellenorientiertes KI-Modell auf den Markt bringen", sagte Jürgen Müller, der Technologievorstand des Walldorfer Softwarekonzerns, in einem Interview mit dem Magazin "Capital". Das sogenannte SAP Foundation Model solle auf Basis vorhandener Daten eines Unternehmens unter anderem die Umsatzentwicklung vorhersagen.
Im Countdown zum Einstieg der Großreederei MSC bei der HHLA hat der Hamburger Hafenlogistikkonzern Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Wie die HHLA mitteilte, wuchs das Betriebsergebnis (Ebit) des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik im zweiten Quartal um 72 Prozent auf 38 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich um fast zehn Prozent auf 387,5 Millionen.
Die Großbank UBS hat im zweiten Quartal von anhaltender Kundendynamik profitiert und besser verdient als erwartet. Der Nettogewinn lag bei 1,1 Milliarden Dollar, wie das Institut mitteilte. Das ist zwar weniger als im Auftaktquartal, aber deutlich mehr als von Analysten erwartet. Diese hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge mit 528 Millionen Dollar gerechnet. In der Vorjahresperiode hatte die UBS dank eines Buchgewinns im Zusammenhang mit der Übernahme des gestrauchelten Rivalen Credit Suisse einen Rekordgewinn von 29 Milliarden Franken ausgewiesen.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt den US-Fahrzeugspezialisten Loc Performance. Dem vereinbarten Kaufpreis liege ein Unternehmenswert von 950 Millionen Dollar zugrunde, teilte der DAX-Konzern mit.
Mit seinen rund 1.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Loc Performance beträchtliche und wachsende Umsätze. Mit dem Kauf baue Rheinmetall seine Marktposition in Nordamerika aus und stärke die Position im Wettbewerb um volumenstarke Großaufträge in den USA.
Der US-Chiphersteller Intel hat sich von seiner gesamten Beteiligung am britischen Chipkonzern ARM Holdings getrennt. Der angeschlagene US-Chipriese verkaufte seinen Anteil von 1,18 Millionen Aktien bereits im zweiten Quartal, wie aus einer Behördenmitteilung hervorgeht. Basierend auf dem durchschnittlichen Aktienkurs von ARM zwischen April und Juni dürfte Intel nach Berechnungen von Reuters mit dem Verkauf rund 146,7 Millionen Dollar eingenommen haben. Der Schritt erfolgt im Rahmen umfangreicher Sparmaßnahmen, die Intel Anfang August angekündigt hatte.
Google setzt bei neuen Smartphones seiner hauseigenen Marke Pixel auf KI-Funktionen. Der Internet-Konzern könne dafür seine jahrzehntelangen Investitionen in Künstliche Intelligenz mobilisieren, sagte Gerätechef Rick Osterloh bei der Vorstellung des neuen Smartphone-Modells Pixel 9. Googles KI laufe auf den eigenen Geräten des Konzerns besonders flüssig und sicher. Die Software soll zum Beispiel den Inhalt von E-Mails und Telefonanrufen zusammenfassen oder Textvorschläge machen können.