Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

DAX und Dow im Minus China-Daten verunsichern die Börse

Stand: 08.08.2023 22:20 Uhr

Ein Mix aus schlechten Nachrichten machte am Dienstag die jüngste Börsenerholung wieder zunichte. Der DAX stand deutlich unter Druck, während sich die Wall Street im Verlauf wieder etwas berappelte.

Im Handelsverlauf wich die Nervosität etwas an der Wall Street, nachdem der Dow Jones unter dem Eindruck mehrerer schlechter Nachrichten zunächst über ein Prozent eingebüßt hatte. Am Ende stand ein Minus von 0,45 Prozent zu Buche. Besonders schwache Konjunkturdaten aus China und die Rating-Herabstufung mehrerer US-Banken lasteten auf der Stimmung. Zudem fiel das Handelsbilanzdefizit der USA im Juni mit 65,5 Milliarden Dollar etwas höher als erwartet aus. Die zugleich rückläufigen Importe deuten auf eine Abkühlung der Konjunktur hin.

Auch die Technologietitel konnten einen Teil ihrer Verluste wieder wettmachen. Der Nasdaq 100 ging 0,87 Prozent tiefer aus dem Handel. Weiterhin warten die Anleger gespannt auf die US-Inflationsdaten am Donnerstag. Sie versprechen Aufschluss darüber, ob die Pause bei den Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) möglicherweise dauerhaft ist.

Dabei könnten die Zinsen noch länger hoch bleiben und sogar noch steigen, während von der Weltkonjunktur neue berunruhigende Daten kommen. Das setzte dem DAX am Dienstag deutlich zu. Der deutsche Leitindex büßte 1,1 Prozent ein. "Unter 16.000 Punkten droht dem Deutschen Aktienindex jederzeit ein weiteres Abrutschen", meinte Jochen Stanzl, Marktanalyst CMC Markets. "Ein mögliches Top bei den Zinsen ist der Strohhalm, an den sich die Anleger in Frankfurt gerade klammern", so der Experte.

Update Wirtschaft vom 08.08.2023

tagesschau24, 08.08.2023 09:00 Uhr

Aktuelle Daten zum chinesischen Außenhandel konnten die Laune schwerlich heben. Nach bereits starken Rückgängen in den Vormonaten sanken die Exporte in China im Juli im Jahresvergleich in Dollar gemessen um 14,5 Prozent, wie die Zollbehörde in Peking mitteilte. Die Importe der zweitgrößten Volkswirtschaft sanken demnach um 12,4 Prozent. Beide Werte fielen noch schlechter aus als von Analysten erwartet.

Verbraucher in der Eurozone erwarten nach einer EZB-Umfrage ein Abflauen des Inflationsschubs. Im Mittel gingen sie im Juni davon aus, dass die Teuerungsrate in den kommenden zwölf Monaten bei 3,4 Prozent liegen wird, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Im Mai waren noch 3,9 Prozent erwartet worden. In drei Jahren wird laut der Erhebung mit einer Rate von 2,3 Prozent gerechnet.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Eine erste Erhebung wurde damit bestätigt. Im Juni hatte die Jahresteuerungsrate bei 6,4 Prozent gelegen. "Die Inflationsrate hat sich etwas abgeschwächt, bleibt aber weiterhin auf einem hohen Niveau", sagte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes.

Auch am Devisenmarkt warten die Marktteilnehmer auf die US-Verbraucherpreisdaten am Donnerstag. Zuletzt hat sich der Euro weiter von der Marke von 1,10 Dollar entfernt. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0958 Dollar. Der Goldpreis ermäßigte sich auf 1.925 Dollar pro Feinunze.

Wie zu erwarten war, ließen die schwachen chinesischen Außenhandelsdaten auch die Ölpreise abrutschen. Am Nachmittag zogen die Notierungen aber kontinuierlich wieder an. Die Nordsee-Rohölsorte Brent kostete am Abend 86,20 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Unentschlossenheit des Ölmarkts spaltet die Experten. Während die einen auf das Ende der "Driving Season" in den USA hinweisen, das die Ölnachfrage dämpfe, gehen andere von einer Fortsetzung der Rally aus. Im September beginne die Hochsaison für die Bau- und Produktionstätigkeit, sagte Leon Li, Analyst bei CMC Markets. Auch die zuletzt verlängerten Förderkürzungen durch die größten Produzenten hätten nach wie vor das Potenzial, die Preise weiter nach oben zu treiben.

Nach der überraschenden Ankündigung einer Sondersteuer für "Übergewinne" von Banken in Italien standen Finanzwerte rund um den Globus unter Druck. Mit der neu eingeführten 40-prozentigen Steuer hofft die italienische Regierung, "einige Milliarden" Euro einzunehmen. In den USA kommt noch hinzu, dass die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit von zehn kleinen und mittelgroßen US-Finanzhäusern herabgestuft und angekündigt hat, dies eventuell auch bei einer Handvoll großer Unternehmen zu tun. Im DAX büßten die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank über drei Prozent ein.

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly macht weiterhin gute Geschäfte mit neuen Medikamenten wie seinem Diabetes- und Abnehmpräparat Mounjaro. Der Gewinn schoss im zweiten Quartal um rund 85 Prozent nach oben, der Umsatz stieg um 28 Prozent. Der Vorstand erhöhte deshalb ein weiteres Mal seine Ziele für das Gesamtjahr 2023. Die Aktie erreichte einen neuen historischen Höchststand.

Einen schweren Stand hatte dagegen in New York die Aktie von UPS. Der US-Paketdienst hat seine Jahresziele noch weiter zusammengestrichen. Der Umsatz dürfte statt 97 Milliarden nur etwa 93 Milliarden Dollar erreichen, teilte der Rivale der DHL Group mit. Zudem rechnet das Management nach einer vorläufigen Tarifeinigung mit noch weniger Gewinn. Jetzt soll nur noch etwa 11,8 Prozent des Umsatzes als bereinigtes operatives Ergebnis übrig bleiben. Das ist ein Prozentpunkt weniger als zuletzt gedacht. Schon im April hatte UPS seine Erwartungen zurückgeschraubt.

Der Volkswagen-Großaktionär Porsche SE hat im ersten Halbjahr weniger verdient. Das Konzernergebnis sank auf 2,3 Milliarden Euro von 3,9 Milliarden vor Jahresfrist, wie die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Holding mitteilte. Der Nettogewinn sei maßgeblich vom Ergebnis aus bewerteten Anteilen an Volkswagen in Höhe von 2,4 (Vorjahr: 3,8) Milliarden Euro beeinflusst gewesen. Der Vorstand bekräftigte seine Jahresziele, danach wird ein Konzernergebnis zwischen 4,5 Milliarden und 6,5 Milliarden Euro angepeilt.

Abschreibungen im Agrargeschäft haben Bayer im zweiten Quartal einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich lag das Minus bei 1,88 Milliarden Euro nach einem Verlust von 298 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Verlust fiel damit allerdings etwas geringer als befürchtet aus - der Chemie- und Pharmakonzern war zuletzt von etwa zwei Milliarden Euro ausgegangen. Bayer hatte bereits vor zwei Wochen vorläufige Quartalszahlen veröffentlicht und seine Jahresziele deutlich gesenkt.

Der neue Konzernchef Bill Anderson hält sich bei der laufenden strategischen Überprüfung DAX-Konzerns alle Türen offen. "Wir lassen nichts unversucht, und das ist die Einstellung, mit der wir unsere Strategie und unsere Struktur angehen", sagte er in einer Analystenkonferenz. Bayer werde den Markt "in den kommenden Monaten" über die Überprüfung informieren und Anfang 2024 detaillierte Pläne und Finanzziele veröffentlichen, fügte er hinzu.

Volkswagen hat die Spitzenposition bei reinen Elektroautos in Deutschland von Tesla zurückerobert. Mit 41.475 Erstzulassungen in den ersten sieben Monaten des Jahres liegt die Wolfsburger Marke wieder knapp vor dem US-Konkurrenten, der auf 40.289 Pkw kam, wie aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervorgeht. Noch zum Halbjahr und auch im Gesamtjahr 2022 hatte Tesla die Nase vorn.

Fraport sieht sich dank steigender Passagierzahlen auf einem soliden Wachstumskurs. In diesem Jahr könne das Betriebsergebnis am oberen Ende der Prognosespanne von 1,04 bis 1,2 Milliarden Euro landen und damit die Rekordmarke von 2019 knacken, sagte Finanzvorstand Matthias Zieschang. Im ersten Halbjahr erzielte der MDAX-Konzern einen Gewinn von 85 Millionen Euro nach einem Verlust von 53 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten um ein Drittel auf 1,8 Milliarden Euro zu. "Die Erholung der Passagiernachfrage hält über unser gesamtes Airport-Portfolio an", erklärte Fraport-Chef Stefan Schulte.

Eine starke Nachfrage sowie höhere Preise haben dem Autovermieter Sixt im zweiten Quartal in die Karten gespielt. Der MDAX-Konzern steigerte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf 925 Millionen Euro. Vor allem die Nachfrage von Geschäftskunden sowie Langzeitmieten hätten dazu beigetragen. Der Vorsteuergewinn kletterte auf knapp 132 Millionen Euro, ein Plus von 1,6 Prozent.

Eine Senkung der Gewinnprognose machte der RTL-Aktie im MDAX zu schaffen. Wegen der andauernden Flaute im Werbegeschäft rechnet der TV-Konzern für das Gesamtjahr mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebitda) von rund 950 Millionen Euro und nicht mehr 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro. Beim Umsatz erwartet die Bertelsmann-Tochter für das Gesamtjahr rund sieben Milliarden Euro - bisher lag die Prognose bei 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn lag mit 132 Millionen Euro im Halbjahr um mehr als die Hälfte unter dem Vorjahreswert.

Eine spürbar anziehende Nachfrage der Autoindustrie sorgt beim Zulieferer Norma für Rückenwind. Bei einem Umsatzplus um 1,9 Prozent auf 324 Millionen Euro sei das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) im zweiten Quartal um 21,2 Prozent auf 27,1 Millionen gestiegen, so das SDAX-Unternehmen. Firmenchef Guido Grandi bekräftigte seine Jahresziele, wonach ein organisches Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von rund acht Prozent erreicht werden soll.

Angesichts wachsender Geschäfte im zweiten Quartal steckt sich der Lkw-Zulieferer SAF-Holland höhere Ziele für das Gesamtjahr. Beim Umsatz erwartet das SDAX-Unternehmen nun etwas mehr als zwei Milliarden Euro statt bisher maximal 1,95 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite (bereinigte Ebit-Marge) solle nun bis zu neun Prozent erreichen statt der bisher angepeilten Spanne von 7,5 bis 8,5 Prozent. Dahinter stehe unter anderem eine starke Nachfrage nach Trailer- und Truckkomponenten. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 38 Prozent auf 556 Millionen Euro. Operativ erzielte SAF-Holland ein bereinigtes Ebit von 51 Millionen Euro, was einer Marge von 9,1 Prozent entsprach.

Der Rohstoffhandels- und Bergbaukonzern Glencore hat im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zu einem lukrativen Vorjahr deutlich weniger verdient. Der Gewinn aus dem Tagesgeschäft (bereinigtes Ebitda) brach um die Hälfte auf 9,4 Milliarden Dollar ein und damit stärker als von Analysten erwartet. Unterm Strich ging der Gewinn um 62 Prozent auf knapp 4,6 Milliarden Dollar zurück. Glencore will deswegen seine geplante Sonderdividende kleiner ausfallen lassen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. August 2023 um 09:00 Uhr.