DAX auf Rekordhoch US-Inflationsdaten schieben Wall Street an
Die Hoffnung auf kommende Zinssenkungen der US-Notenbank Fed wird durch aktuelle US-Verbraucherpreise gestützt. An der Wall Street stiegen die Kurse, der DAX erzielte ein Rekordhoch.
Nach zunächst schwachem Start kehrten an den US-Börsen die Käufer zurück. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent fester auf 36.577 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 stieg ebenfalls 0,5 Prozent auf 4.643 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq 100 kletterte 0,8 Prozent auf 16.354 Stellen.
Die wie erwartet weiter sinkende US-Inflation gab der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen neue Nahrung. Rund 40 Prozent der Marktteilnehmer gehen derzeit davon aus, dass der Leitzins in den USA bereits bei der Fed-Sitzung im März wieder fällt. Drei Viertel rechnen mit einer Lockerung im Mai. Als nahezu sicher gelten dagegen Zinssenkungen im Sommer.
Die Verbraucherpreise stiegen im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,1 Prozent, teilte das US-Arbeitsministerium mit. Im Oktober hatte die Rate noch bei 3,2 Prozent gelegen. Die Kerninflationsrate verharrte im November bei 4,0 Prozent. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Federal Reserve besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
"Diese Zahlen lagen ziemlich genau im Rahmen der Analystenerwartungen", kommentierte Brian Jacobsen, Chefökonom beim Vermögensverwalter Annex. "Sie ändern nicht wirklich etwas an dem laufenden Narrativ. Die Fed wird wahrscheinlich schon wieder von den Fortschritten beim Zähmen des Inflationsmonsters berichten und betonen, es bleibe trotzdem noch einiges zu tun."
"Für die Fed sind die heutigen Inflationsdaten ein weitgehend neutraler Datenpunkt", urteilte der Experte Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Commerzbank wirft den Blick ebenfalls nach vorn: "Für den Geschmack der Fed dürften die Markterwartungen baldiger Zinssenkungen zu weit gehen. Es ist daher zu erwarten, dass Fed-Chef Powell auf der Pressekonferenz nach der morgigen Sitzung versuchen wird, die Zinssenkungsspekulationen zu dämpfen", so die Einschätzung der Commerzbank.
Morgen steht die letzte Zinsentscheidung des Jahres in den USA an, die Europäische Zentralbank (EZB) tritt am Donnerstag zu ihrer Zinssitzung zusammen. Die Hoffnung auf sinkende Leitzinsen ist der wichtigste Treibstoff der Aktienmärkte seit mehreren Wochen.
Zuvor hatte der der DAX etwa auf seinem Vortagesniveau bei 16791,74 Punkten geschlossen. Gleich nach Handelsbeginn hatte der deutsche Leitindex mit 16.833 Zählern zwar ein Rekordhoch erreicht, konnte das Niveau aber mangels frischer Impulse nicht verteidigen. Der Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets sprach von einer erlahmenden Dynamik.
Solange der DAX über 16.500 Punkten notiere, sei weiter mit steigenden Kursen zu rechnen, lautet aber die Einschätzung der Charttechniker von ING. "Die nächste Anlaufmarke auf der Oberseite wäre die runde Marke von 17.000 Punkten."
"Kein Anleger will den Sprung des DAX über die 17.000er-Marke verpassen, während vor allem institutionelle Investoren nach einem solch starken Börsenjahr ihre Bilanz durch Käufe gut gelaufener Aktien aufpolieren müssen", kommentierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets.
Der Euro ist heute durch die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise nicht nachhaltig bewegt worden. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0788 Dollar. Dies war ein wenig mehr als im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0804 (Montag: 1,0757) Dollar fest. Zeitweise Unterstützung hatte der Euro am Vormittag von positiv aufgenommenen ZEW-Konjunkturerwartungen bekommen.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich nämlich im Dezember den fünften Monat in Folge verbessert. Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 3,0 Punkte auf 12,8 Zähler. Es ist der beste Indexwert seit März. Analysten hatten hingegen im Schnitt mit einem leichten Rückgang des Konjunkturindikators auf 9,5 Punkte gerechnet. Laut ZEW-Präsident Achim Wambach hat dazu auch beigetragen, "dass sich der Anteil der Befragten, die von der EZB mittelfristig Zinssenkungen erwarten, verdoppelt hat".
Die irische Flugzeugleasinggesellschaft Avolon habe bei Airbus weitere 100 Kurzstreckenmaschinen vom Typ A321neo bestellt, wie beide Seiten mitteilten. Zugleich orderte der weltweit zweitgrößte Flugzeugvermieter 40 Boeing 737 MAX. Die Maschinen sollen bis 2032 ausgeliefert werden. Avolon habe damit inzwischen insgesamt 292 Flugzeuge aus der A320neo-Familie bestellt. Im September hatte das Unternehmen aus Dublin für seine Langstrecken-Flotte bereits 20 A330neo geordert. Avolon gehört zu 70 Prozent der chinesischen Bohai Leasing.
Die Großreederei und Hapag-Lloyd-Rivalin MSC hat auf dem Weg zu ihrem geplanten Einstieg beim Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA ein wichtiges Etappenziel erreicht. MSC teilte mit, dass dem Konzern und der Freien und Hansestadt Hamburg nach Ablauf der zweiten Annahmefrist zusammen rund 92,3 Prozent der HHLA-Anteile zugerechnet werden könnten. Die weltgrößte Container-Reederei und die Stadt Hamburg hatten sich bereits vorab darauf geeinigt, die HHLA unter sich aufzuteilen. Der Deal hatte in der Wirtschaft der Hansestadt für Unruhe gesorgt. Die Hamburgische Bürgerschaft und die Kartellbehörden müssen ihm noch zustimmen.
Der Rückversicherer Hannover Rück nimmt sich für das kommende Jahr einen kräftigen Gewinnsprung vor. Der Überschuss solle 2024 mehr als 2,1 Milliarden Euro erreichen, so das Unternehmen anlässlich seines Investorentages in Hannover. Das Gewinnziel liegt somit 24 Prozent über den mindestens 1,7 Milliarden, die sich Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz für 2023 vorgenommen hat. Aktionäre können weiterhin mit hohen Dividenden rechnen. So soll die Basisdividende von 2024 bis 2026 jährlich steigen.
Abwärts geht es für die Aktien des Triebwerksherstellers MTU. Der Titel hatte bereits am Vormittag bis zu sechs Prozent verloren. Einem Bericht des Fachinformationsdienstes FlightGlobal zufolge plant die US-Luftfahrtaufsicht FAA verschärfte Wartungsvorgaben für die Getriebefan-Triebwerke PW1100G, die Pratt & Whitney zusammen mit MTU fertigt. Betroffen seien 430 Triebwerke, die in den USA registriert seien. Allerdings sei unklar, ob die Vorschriften über die bereits bekannten zusätzlichen Wartungen hinausgingen, hieß es weiter.
Zahlen des SAP-Konkurrenten Oracle haben gestern Abend enttäuscht: Oracle hat im abgelaufenen zweiten Quartal weniger Geschäft gemacht als erwartet. Der Umsatz insgesamt kletterte im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar. Im wichtigen Cloudgeschäft mit Software und Rechendiensten über das Netz verlangsamte sich das Wachstumstempo zum zweiten Mal in Folge. Die Oracle-Aktie fiel nachbörslich um mehr als acht Prozent. SAP-Papiere haben zwischenzeitliche Verluste wieder wettgemacht.
Der Spezialanlagenbauer Gea will bis 2040 seine Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null bringen und greift dafür tief in die Tasche. Insgesamt sei ein Investitionsvolumen von 175 Millionen Euro vorgesehen, teilte der Hersteller von Anlagen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie heute mit. Vorstandschef Stefan Klebert will zudem in den kommenden Jahren bei der Reduzierung der Emissionen Tempo machen und 2026 das ursprünglich für 2030 vorgesehene Ziel erreichen - eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen um 60 Prozent.
Der Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec aus dem MDAX rechnet nach sinkenden Margen im abgelaufenen Bilanzjahr mit einer schrittweisen Erholung. Zwar dürfte sich das Wachstumstempo gegenüber dem Vorjahr wegen des Abbaus der Lagerbestände an Verbrauchsmaterialien in China und der dortigen Einführung neuer Vergabesysteme zeitweise reduzieren, so der Konzern. Doch im zweiten Halbjahr sollen das operative Ergebnis (Ebit) und die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) über dem zweiten Halbjahr 2022/23 liegen. Im Geschäftsjahr 2022/23 sank das Ebit auf 348 Millionen Euro (Vorjahr: 397 Millionen), der Umsatz kletterte dagegen um 9,8 Prozent auf 2,09 Milliarden Euro.
Der Spielwaren-Riese Hasbro streicht nach einem schwächer als erwartet laufenden Weihnachtsgeschäft nahezu 20 Prozent seiner Arbeitsplätze. Hasbro habe nach dem Geschäftsschub in der Corona-Pandemie zwar mit Rückgängen in den ersten neun Monaten dieses Jahres gerechnet - doch nun sei klar, dass der "Gegenwind" noch bis in 2024 hinein andauern werde, schrieb Firmenchef Chris Cocks in einer E-Mail an die Mitarbeiter am Montag. 1100 Stellen sollen gestrichen werden.
Der US-Spieleentwickler Epic Games hat sich im Rechtsstreit mit Google um die Praktiken des Tech-Gigangen in dessen Appstore durchgesetzt. Das Gericht entschied in allen Punkten zugunsten des "Fortnite"-Herstellers, wie aus Gerichtsunterlagen hervorging. Demnach stellt der Play-Store ein illegales Monopol dar. Google kündigte Berufung an. Das Urteil bedeutet eine herbe Niederlage für Google, das neben Apple einen der größten App-Stores der Welt betreibt. Sollte das Urteil Bestand haben, könnte es das gesamte App-Store-Geschäft verändern und Entwicklern mehr Einfluss darauf geben, wie ihre Apps vertrieben werden.