Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Fed-Zins unverändert Unsicherheit kehrt zurück

Stand: 14.06.2023 22:11 Uhr

Die Zinspause der Fed ist da, aber die Zukunft ungewiss. Das brachte die Kurse an der Wall Street unter Druck. Dem DAX hatte die Aussicht auf eine Zinspause noch ein neues Rekordhoch beschert.

Wie weithin erwartet hat die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Zinspause eingelegt. Zugleich aber machten die Währungshüter klar, dass es in diesem Jahr weitere Zinsschritte geben dürfte. Einzelne Optimisten hatten zuvor schon ein endgültiges Ende des steilen Zinspfades ins Gespräch gebracht.

Das brachte die Kurse an der Wall Street, die bereits verhalten eröffnet hatte, unter Druck. Der Leitindex Dow Jones ging 0,7 Prozent tiefer aus dem Handel.

Die Technologiewerte konnten ihre zwischenzeitlichen Verluste dagegen wettmachen und sogar zulegen. Der Nasdaq 100 schloss 0,7 Prozent höher.

Am deutschen Aktienmarkt hatte die Aussicht auf eine Zinspause der Fed noch die Kurse beflügelt. Der deutsche Leitindex überbot das bisherige Rekordhoch am Mittag mit 16.336 Zählern um fünf Punkte. Den Xetra-Handel beendete der DAX bei 16.310 Punkten, ein Plus von 0,5 Prozent. Für den bisherigen Jahresverlauf bedeutet das einen Gewinn von rund 17 Prozent.

"Fast schon euphorische Anleger erwarten heute eine Zinspause", kommentierte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Was allerdings die Zeit danach angeht und hier insbesondere den Termin der nächsten Sitzung im Juli, darüber gehen die Meinungen an der Börse auseinander", so der Marktexperte.

Der japanische Nikkei-Index schloss am Morgen 1,5 Prozent höher bei 33.502 Punkten und erreichte zwischenzeitlich ein neues 33-Jahres-Hoch. Neben der Hoffnung auf eine mögliche Zinspause in den USA, auch gestützt durch die Erwartung einer weiteren ultralockeren Politik der Bank of Japan.

Der Euro war im Vorfeld der US-Zinsentscheidung deutlich über die Marke von 1,08 Dollar gestiegen. Am späten Abend kostete die Europäische Gemeinschaftswährung 1,0832 Dollar. Für Donnerstag wird eine weitere Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet.

Die Ölpreise fielen am Nachmittag zurück, nachdem die wöchentlichen Öllagerbestände der USA veröffentlicht worden waren. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 73,73 Dollar. Das sind 1,1 Prozent weniger als gestern. Die amerikanischen Ölreserven sind in der vergangenen Woche unerwartet deutlich um 7,9 Millionen auf 467,1 Millionen Barrel gestiegen. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Rückgang um 1,5 Millionen Barrel gerechnet.

Auch in Deutschland könnte sich Inflation weiter abschwächen, darauf deutet der Rückgang der Großhandelspreise im Mai hin. Sie sanken wegen günstigerer Energie um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit zum zweiten Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juli 2020, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte. Im April hatte es bereits ein Minus von 0,5 Prozent gegeben.

Die Vorzugsaktie von Volkswagen konnte im DAX überdurchschnittlich zulegen. Der Autobauer will seine Kernmarke VW in den nächsten drei Jahren massiv auf Rendite trimmen. Die Volumenmarke soll das operative Ergebnis bis 2026 durch mehr Effizienz und Einsparungen um zehn Milliarden Euro steigern und damit auf eine Rendite von 6,5 Prozent kommen. 2022 schaffte VW 3,6 Prozent. Unter anderem soll die Produktion von VW enger mit der von Skoda und Seat verzahnt werden. "Wir starten eine große, gemeinsame Kraftanstrengung, um die Marke VW zu neuer Stärke zu führen und robust für die Zukunft aufzustellen", so Markenchef Thomas Schäfer auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg.

Airbus rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einem weiter steigenden Bedarf an Passagier- und Frachtjets. Zwischen 2023 und 2042 würden weltweit voraussichtlich 40.850 neue Verkehrsmaschinen benötigt, hieß es von dem DAX-Konzern. Das sind 1360 Maschinen mehr, als der Flugzeugbauer vergangenes Jahr für die folgenden zwei Jahrzehnte vorausgesagt hatte. Hauptgrund sei eine verstärkte Erneuerung der Flotten durch weniger spritdurstige Maschinen.

Der Reisekonzern TUI profitiert trotz der hohen Inflation von einer hohen Nachfrage. Man blicke auf eine starke Sommersaison "und in den letzten Wochen erstmals auch wieder mit Gästezahlen über dem Jahr 2019", sagte Deutschland-Chef Stefan Baumert. Deshalb habe TUI in einigen Zielgebieten noch einmal Kontingente nachbestellt.

Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hat sich im Mai weiter von der Corona-Krise erholt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte an Deutschlands größtem Luftfahrt-Drehkreuz rund 5,1 Millionen Passagiere und damit 12,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag das Aufkommen aber noch 17,5 Prozent niedriger als vor der Pandemie im Mai 2019. Im Cargo-Geschäft ging das Aufkommen an Fracht und Luftpost im Mai aber erneut zurück. Mit 155.963 Tonnen lag es 10,2 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

ProSiebenSat.1 steht vor einem deutlichen Stellenabbau. "Die Verkleinerung, auf die wir uns vorbereiten, ist signifikant umfangreicher als die früheren Umstrukturierungen, die wir in unserer Gruppe hatten", hatte Konzernchef Bert Habets am Dienstagabend erklärt. Zuletzt seien 2019 etwa 120 Vollzeitstellen weggefallen. Es stehe ein schwieriger Sommer bevor, so Habets. Mit Kostensparen und Fokus auf das Unterhaltungsgeschäft will der Manager den Konzern um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 wieder fit machen. Zunehmend wichtiger soll die Streaming-Plattform Joyn werden. Größter Investor bei den Bayern ist die italienische MFE, die von der Familie des jüngst verstorbenen Ex-Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrolliert wird.

Der Technologieinvestor Silver Lake hat angesichts bislang mauer Akzeptanz die Mindestannahmeschwelle in seinem Übernahmeangebot für die Software AG gesenkt. Der Verzicht auf die Schwelle von 50 Prozent plus einer Aktie unterstreiche die langfristige Unterstützung für den Softwareanbieter aus Darmstadt, hieß es von Silver Lake am Dienstag. Mit dem Schritt verlängert sich die Frist zur Annahme des Angebots bis zum 28. Juni. Ursprünglich wäre sie um Mitternacht ausgelaufen.

Die Aktie von HHLA geriet am Nachmittag unter Abgabedruck, nachdem der Hamburger Hafenbetreiber mitgeteilt hatte, dass Finanzchefin Tanja Dreilich ihr Vorstandsmandat bereits Ende Juni niederlegen und das Unternehmen zum Jahresende verlassen werde. Rücktritte von Finanzvorständen werden an der Börse häufig negativ bewertet.

Der britische Ölriese Shell will mit höheren Dividenden und Aktienrückkäufen das Vertrauen der Anteilseigner zurückgewinnen. So soll die Gesamtausschüttung an die Anteilseigner 30 bis 40 Prozent des Cashflow betragen - statt 20 bis 30 Prozent. Dazu gehöre eine Dividendenerhöhung um 15 Prozent und eine Erhöhung des Aktienrückkaufprogramms ab dem zweiten Quartal auf fünf Milliarden Dollar.

Die Mega-Übernahme des Videospiele-Machers Activision durch Microsoft liegt vorübergehend auf Eis. Ein US-Richter gab einem Antrag der US-Kartellbehörde FTC statt, die Übernahme per einstweiliger Verfügung vorläufig auszusetzen. Der Schritt sei notwendig, um den Status quo aufrechtzuerhalten, während die Klage der FTC anhängig sei. Ohne die gerichtliche Verfügung hätte Microsoft das 69-Milliarden-Dollar-Geschäft bereits am Freitag abschließen können. Die Behörde befürchtet, dass die Transaktion dem Wettbewerb schaden könnte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 14. Juni 2023 um 09:00 Uhr.