Händler an der Wall Street
marktbericht

DAX über 16.000 Die Hoffnung ist zurück

Stand: 17.05.2023 22:17 Uhr

Wird der US-Schuldenstreit noch in dieser Woche gelöst sein? Die Hoffnung darauf beflügelte die internationalen Aktienmärkte. Der DAX schaffte es nachbörslich wieder über 16.000 Punkte.

Bestimmendes Thema an den Aktienmärkten war auch zur Wochenmitte der Streit zwischen Demokraten und Republikanern über eine Erhöhung der Schuldengrenze, die den USA eine weitere Schuldenaufnahme erlauben würde. Nach einer Annäherung der Parteien in den jüngsten Verhandlungen steht nun eine mögliche Einigung am Sonntag im Raum.

Das verhalf den amerikanischen Aktienmärkten im Verlauf zu einer deutlichen Erholung. Der Dow Jones schloss 1,24 Prozent höher, während die Technologiewerte des Nasdaq 100 um 1,22 Prozent anzogen.

Nach einem hochrangigen Treffen zur Beilegung des Streits hatte sich US-Präsident Joe Biden zuversichtlich gezeigt. Er sei optimistisch, "dass es einen Weg zu einer verantwortungsvollen, parteiübergreifenden Haushaltsvereinbarung gebe". Zuvor hatte auch der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy von positiven Zeichen beim Treffen im Weißen Haus gesprochen. "Ich denke, am Ende wird es nicht zu einem Zahlungsausfall kommen", erklärte McCarthy im Gespräch mit dem Sender "CNBC".

Das US-Finanzministerium erwartet, die Rechnungen des Bundes ohne Einigung nur noch bis zum 1. Juni bezahlen zu können. Biden wird wegen des drohenden Zahlungsausfalls bereits am Sonntag nach Beendigung des G7-Gipfels in Japan in die Heimat zurückkehren.

Vom amerikanischen Häusermarkt kamen gemischte Signale. So stiegen die Baubeginne im April zum Vormonat um 2,2 Prozent, Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. Allerdings wurde der März-Wert von minus 0,8 auf minus 4,5 Prozent revidiert. Zudem gaben die Baugenehmigungen überraschend um 1,5 Prozent nach.

Im Sog der Wall Street schaffte es der DAX nachbörslich erstmals in diesem Jahr wieder über der runde Marke von 16.000 Punkten, an der er im regulären Handel noch gescheitert war. Wie nachhaltig diese Bewegung ist, wird sich im morgigen Feiertagshandel zeigen. Ein Überwinden der psychologisch bedeutsamen Marke wäre ein wichtiges Signal, dass der Markt sich aus seiner wochenlangen Seitwärtsbewegung befreien kann. Die runde Marke lag zuletzt wie ein Deckel auf dem Weg zum Rekordhoch, das der deutsche Leitindex Mitte November 2021 bei rund 16.290 Punkten erreicht hatte.

Update Wirtschaft vom 17.05.2023

tagesschau24, 17.05.2023 09:00 Uhr

Die Aussicht auf eine Annäherung im US-Schuldenstreit setzte den Euro unter Druck. Gegenüber dem Dollar notierte die europäische Gemeinschaftswährung am Abend bei 1,0835 Dollar, so tief wie seit Anfang April nicht mehr.

Die Ölpreise drehten am späten Nachmittag wieder nach oben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 77,08 Dollar und damit 3,1 Prozent mehr als am Dienstag. Unterdessen sind die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche merklich gestiegen. Die Lagerbestände an Rohöl kletterten im Vergleich zur Vorwoche um 5,0 Millionen auf 467,6 Millionen Barrel. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang gerechnet.

Die Tesla-Aktie war in New York überdurchschnittlich gefragt. Der Elektroautobauer will erstmals in der Firmengeschichte Werbeanzeigen für seine Modelle schalten. "Wir werden ein bisschen Werbung ausprobieren und schauen, wie es läuft", kündigte Konzernchef Elon Musk bei Teslas Aktionärstreffen an. Angesichts hoher Nachfrage hatte Tesla bezahlte Anzeigen lange nicht nötig. Dieses Jahr hatte das Unternehmen allerdings mehrfach die Preise senken müssen. Zuvor hatte Musk erklärt, er werde weiterhin ungefiltert seine Gedanken auf seiner Internetplattform Twitter teilen - auch wenn diese möglicherweise geschäftsschädigend sein könnten. "Das ist mir egal", sagte der Multimilliardär dem Sender "CNBC" auf die Frage nach Tweets, die in der Vergangenheit den Aktienkurs beeinflusst sowie Werbekunden abgeschreckt hatten.

Im DAX sorgten die Konzerne heute mit Geschäftszahlen und Geschäftsausblicken auf mehreren Hauptversammlungen für Kursbewegungen. Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank forderten die Aktionäre steigende Gewinnausschüttungen. "Kundenorientierung und Geschäftssinn sind kein Selbstzweck, sondern müssen Wert für die Aktionäre schaffen", so etwa Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment. Im Gesamtjahr 2022 hatte das Unternehmen den höchsten Überschuss seit 15 Jahren erzielt: Nach Abzug von Zinszahlungen an Inhaber nachrangiger Anleihen standen etwas mehr als 5,0 Milliarden Euro Gewinn in der Bilanz. Die Aktionäre sollen daher 30 Cent Dividende je Aktie erhalten, nach 20 Cent ein Jahr zuvor.

Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien hat beim weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück im ersten Quartal einen Gewinnrückgang verursacht. Gestiegene Großschäden und negative Währungseffekte ließen den Überschuss im Jahresvergleich um 14 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro sinken. Das Beben in der Türkei schlug bei dem DAX-Konzern mit rund 600 Millionen Euro zu Buche. Dennoch will das Unternehmen sein Gewinnziel von rund 4,0 Milliarden Euro in diesem Jahr übertreffen.

Siemens hat im zweiten Quartal 2022/23 in seinen beiden Kernsparten Rekordgewinne verzeichnet. Auch dank der Erholung der früheren Energietechnik-Tochter Siemens Energy, an der Siemens noch 32 Prozent hält, verdreifachte sich der Nettogewinn auf 3,55 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 15 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Siemens will noch in diesem Jahr über die nächsten Schritte zum Ausstieg bei der ehemaligen Energietechnik-Tochter Siemens Energy entscheiden. Klar sei, dass der Mutterkonzern über die Zeit komplett aussteigen wolle, so Finanzvorstand Ralf Thomas.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will in der Krise der Branche das Geld zusammenhalten und weitere Wohnungen verkaufen. Damit will der DAX-Konzern eine von Aktionären befürchtete Kapitalerhöhung vermeiden. "Wir (haben) gezeigt, dass wir über genügend Spielraum verfügen, um eine Not-Kapitalerhöhung vermeiden zu können", sagte Finanzchef Philip Grosse auf der virtuellen Hauptversammlung des Immobilien-Riesen. Investoren fürchten indes, dass Vonovia in eine Abwärtsspirale geraten könnte. Hohe Zinsen und Abwertungen der Immobilien könnten dafür sorgen, dass die milliardenschwere Verschuldung der Bochumer weiter steige, warnte Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment.

Größter DAX-Verlierer war die Aktie der Commerzbank. Die Zinswende hat dem Geldhaus zum Jahresauftakt einen Gewinnsprung auf 580 Millionen beschert, annähernd eine Verdopplung zum Vorjahreszeitraum. Das sind auch rund 100 Millionen Euro mehr als von Experten im Schnitt erwartet. Der Zinsüberschuss stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 39 Prozent auf rund 1,95 Milliarden Euro. Dennoch habe der Markt hier noch etwas mehr erwartet, sagte ein Händler. Mit der höheren Vorgabe nähere sich die Commerzbank nur der Konsensschätzung an, bestätigte Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC.

Gute Nachrichten kamen am Morgen für die deutschen Autokonzerne im DAX: Der Autoabsatz in der Europäischen Union (EU) hat im April ein deutliches Plus verzeichnet. Insgesamt wurden 803.188 Fahrzeuge neu zugelassen, ein Plus von 17,2 Prozent, wie der Branchenverband ACEA mitteilte. Seit Jahresanfang summieren sich die Neuzulassungen auf 3,5 Millionen, das entspricht einem Plus von 17,8 Prozent. Allerdings liegt der Absatz immer noch mehr als ein Fünftel unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019.

Bereits gestern Abend hatte der Software-Konzern SAP im Rahmen seiner Messe Sapphire seine mittelfristigen Ziele präzisiert. Das Unternehmen hob zwar die Prognose für den Konzernumsatz von bisher 36 auf mehr als 37,5 Milliarden Euro an. Bei den Cloud-Erlösen schraubte es dagegen seine Erwartungen von mehr als 22 auf mehr als 21,5 Milliarden Euro zurück. Das Ziel für das operativen Ergebnis blieb mit etwa 11,5 Milliarden Euro unverändert. Darüber hinaus kündigte SAP einen Aktienrückkauf im Volumen von fünf Milliarden Euro an.

Am Abend legte der Finanzinvestor Silver Lake sein angekündigtes 2,36 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für die Software AG offiziell vor. Die Aktionäre des Darmstädter Unternehmens haben nun bis zum 14. Juni Zeit, die Offerte über 32 Euro je Aktie anzunehmen. Bis dahin muss der US-Investor auf mehr als 50 Prozent der Anteile kommen, damit die Übernahme zustande kommt. 30,1 Prozent hat Silver Lake bereits sicher und kann nach eigenen Angaben zudem eine Wandelanleihe in weitere zehn Prozent der Software-AG-Aktien tauschen. Die Führung der Software AG hat sich hinter das Angebot gestellt.

Auf der Hauptversammlung der Software AG hatten die Aktionäre die geplante Übernahme zuvor deutlich kritisiert. So will Rivale Bain Capital mindestens 34 Euro zahlen - und sogar 36 Euro, sollten die Software AG Stiftung und Silver Lake einschlagen. Dennoch sieht Firmenchef Sanjay Brahmawar das Angebot von Bain als "nicht überlegen" an. Das Angebot von Silver Lake sei "im besten Interesse aller Aktionäre", so Brahmawar. Die Kalifornier seien der "perfekte Partner" für seinen eingeschlagenen Umbaukurs. Software AG-Großaktionär Schroders hält diese Parteinahme für voreilig. Das vom Vorstand favorisierte Angebot "bewertet das Unternehmen deutlich zu niedrig", monierte der Vermögensverwalter, der acht Prozent der Anteile hält. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und andere Aktionäre äußerten sich kritisch.

Die Schweizer Großbank UBS verspricht sich von der Notübernahme ihrer bisherigen Konkurrentin Credit Suisse einen Buchgewinn von fast 35 Milliarden US-Dollar (gut 32 Milliarden Euro). Dies geht aus einem Dokument der UBS für die US-Börsenaufsicht SEC hervor. Der Gesamtpreis der Übernahme wird darin mit rund 3,5 Milliarden Dollar angegeben. Da die Vermögenswerte der Credit Suisse zum Stand der Übernahme deutlich mehr wert sind als diese 3,5 Milliarden Dollar, ergibt sich für die UBS ein großer Buchgewinn.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. Mai 2023 um 09:00 Uhr.