US-Märkte kaum verändert Im Bann des nahenden Fed-Entscheids
Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank sind die US-Anleger in die Warteschleife gegangen. Auch hierzulande mieden die Anleger das Risiko. Sorgen macht insbesondere der hohe Ölpreis.
Zum Wochenstart hielten sich die US-Anleger im Vorfeld des anstehenden Zinsentscheids der Notenbank Federal Reserve (Fed) bedeckt. Damit herrschte eine ähnliche Gemütslage wie in Europa, wo sich die Anleger ebenfalls zugeknöpft zeigten.
Anders als hierzulande berappelten sich die Aktienkurse nach einem verhaltenen Start aber zumindest etwas. Am Ende schlossen die großen Indizes nahezu unverändert. Der Leitindex Dow ging bei 34.624 Punkten mit einem Mini-Plus von 0,02 Prozent aus dem Handel. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,07 Prozent hoch, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,15 Prozent zulegte. Insgesamt blieben die Schwankungen damit sehr überschaubar.
Die Risikobereitschaft der Anleger bleibe zunächst gering, hieß es am Markt. Im Mittelpunkt steht die Hoffnung, dass es am Mittwoch keine erneute Zinserhöhung der amerikanischen Währungshüter geben wird und vielleicht auch Signale folgen, dass die Zinsspirale ihr Ende erreicht.
"In dieser Woche konzentrieren sich die Anleger voll und ganz auf die Fed-Sitzung, obwohl fast einstimmiger Konsens darüber besteht, dass die Leitzinsen am Mittwochabend immer noch da liegen, wo sie heute sind", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. "Denn die große Frage ist nicht, ob die Fed noch einmal die Zinsen erhöhen wird, sondern wie lange die Zinsen dort bleiben, wo sie jetzt sind."
Die Datenlage, von der die US-Währungshüter ihre nächsten Schritte abhängig machen wollen, bleibt uneinheitlich. Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise droht zudem Analysten zufolge die Inflation in die Höhe zu treiben.
"Dieser Ölpreisanstieg bremst die Wirtschaft gleich mehrfach aus", konstatierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Zum einen werden die direkten Energiekosten erneut teurer. Zum anderen führen die höheren Ölpreise zu höheren Inflationsraten, die wiederum höhere Zinsen und damit höhere Finanzierungskosten nach sich ziehen." Die Ölpreise zogen auch zu Wochenbeginn weiter an und markierten Zehnmonatshochs. Für ein Fass der Nordseesorte Brent mussten in der Spitze fast 95 Dollar bezahlt werden.
Auch die steigenden Rentenrenditen sorgen immer wieder für Druck auf die Aktienmärkte. Am Abend notierte die richtungsweisende zehnjährige US-Rendite bei 4,31 Prozent und damit ganz in Nähe ihres Hochs von Mitte August. Im Tageshoch wurden schon 4,35 Prozent erreicht. Zweijährige US-Papiere werfen gar 5,06 Prozent ab und bieten damit eine attraktive Anlagealternative zum Aktienmarkt. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen bringen derzeit 2,7 Prozent, zweijährige Papiere deutlich über drei Prozent.
Unter den Einzelwerten sorgten Analysten zufolge überraschend viele Vorbestellungen für das jüngst vorgestellte iPhone 15 für Kaufinteresse bei Apple. Die schwer gewichtete Aktie war mit einem Zuwachs von 1,69 Prozent größter Gewinner im Dow.
Mit plus 0,89 Prozent war ansonsten die Aktie von Micron ebenfalls ein Gewinner infolge eines positiven Analystenkommentars. Die Deutsche Bank entfachte neue Fantasie: Analyst Sidney Ho betonte in einer Studie die Perspektive durch den Trend Künstliche Intelligenz (KI). Der US-Chiphersteller sei mit seinen DRAM-Speicherelementen der technologische Marktführer und der Konkurrenz ein bis zwei Quartale voraus.
Der DAX ist mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Mit einer lustlosen Wall Street im Rücken hat der Index am Nachmittag seine Verluste noch etwas ausgeweitet und ging letztlich bei 15.727 Punkten um 1,05 Prozent leichter aus dem Handel. Die Bandbreite lag dabei zwischen 15.693 und 15.870 Punkten. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, verlor 1,47 Prozent auf 26.915 Punkte.
Im Fokus der Anleger bleibt weiterhin die Geldpolitik der Notenbanken. Vor allem die mächtige US-Notenbank Federal Reserve, die ab morgen zu ihrer ersten Zinssitzung nach der Sommerpause zusammenkommt, hält sich ihre Optionen offen, was für anhaltende Spekulationen an der Börse und entsprechend unstete Handelsverläufe sorgt. Ergebnisse werden am Mittwoch erwartet, wie immer gibt es eine Pressekonferenz von Bankchef Jerome Powell ab 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
In der Woche zuvor hatte der DAX um rund ein Prozent zugelegt und damit positiv auf die jüngsten Entscheidungen der EZB reagiert. Diese hatte den Leitzins zwar erneut angehoben, aber signalisiert, dass die im vergangenen Jahr begonnene Zinsanhebung zur Bekämpfung der hohen Inflation damit beendet sein könnte. Allerdings wurde kein Wort darüber verloren, wann die Zinsen wieder sinken könnten.
Wie es weitergeht, könnte nun von der Fed am Mittwochabend abhängen. Zwar wird am Markt mehrheitlich nicht mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet, wichtig bleibt die Sitzung aber trotzdem. Denn der wesentliche Belastungsfaktor für die Börsen in den kommenden Monaten bleibe vielmehr "das voraussichtlich lange Verharren auf dem hohen Zinsniveau", so Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Der Euro hat seine Stabilisierung nach den tiefsten Ständen seit März heute fortgesetzt. Zum Start in eine Woche mit zahlreichen Zinsentscheidungen hielten sich die Kursbewegungen aber in Grenzen. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,0690 US-Dollar. Davor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,0663 (Freitag: 1,0658) Dollar festgesetzt
Belastet hatte zuletzt vor allem die Aussicht auf zunächst stabile Zinsen im Währungsraum. Die EZB hatte am Donnerstag ihre Leitzinsen zwar das zehnte Mal in Folge angehoben. Die Währungshüter signalisierten aber auch, dass der Zinsgipfel in der Eurozone erreicht sein könnte. Der Devisenmarkt blickt nun mit Spannung auf den US-Zinsentscheid am Mittwoch. Zudem werden Zinsentscheide aus Großbritannien am Donnerstag und aus Japan am Freitag erwartet.
Auf ein Rekordtief zum Euro fiel zum Wochenstart die schwedische Krone. Im Gegenzug mussten für einen Euro fast zwölf Kronen gezahlt werden. Die Landeswährung Schwedens leidet seit einiger Zeit unter der schwachen Wirtschaftsentwicklung des EU-Landes, das nicht in der Eurozone vertreten ist. Außerdem stemmt sich die Notenbank Schwedens aus Sicht mancher Experten weniger entschlossen gegen die hohe Inflation als andere Zentralbanken.
Der Gesundheitskonzern Fresenius will sich einem Pressebericht zufolge von seiner Digitaltochter Curalie trennen. Der DAX-Konzern habe das zur Kliniksparte Helios gehörende Unternehmen zum Verkauf gestellt, berichtete das "Handelsblatt" und berief sich dabei auf Unternehmens- und Finanzkreise. Curalie entwickelt Apps und Programme, etwa zur Reha-Nachsorge und für chronisch Erkrankte. Ein Fresenius-Sprecher wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren.
Curalie ist zwar nur ein kleines Unternehmen im Milliardenkonzern. Dem Bericht zufolge galt es aber als digitales Prestigeprojekt. Für den seit knapp einem Jahr amtierenden Fresenius-Chef Michael Sen sei der Verkauf von Randbereichen wichtiger Teil seiner Strategie, den stark verschuldeten Gesundheitskonzern auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Laut "Handelsblatt" hatte Fresenius erst vor wenigen Wochen seine Kinderwunschklinikgruppe Eugin zum Verkauf gestellt. Fresenius-Papiere legten gegen den Trend im DAX rund ein Prozent zu.
Größter DAX-Verlierer waren MTU mit einem Minus von 3,5 Prozent auf 167,85 Euro. Die Analysten von Bernstein senkten das Kursziel von 252 auf 216 Euro. Der Münchner Triebwerkshersteller bezifferte jüngst die Belastung durch die Materialprobleme beim Geschäftspartner Pratt & Whitney auf eine Milliarde Euro. Wegen der Triebwerk-Probleme des Partners türmen sich die Kursverluste bei MTU im September zum größten Monatsverlust seit rund dreieinhalb Jahren auf.
Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume hat seine Pläne bekräftigt, Elektromobilität bezahlbar zu machen. Der Konzern habe weiterhin Ambitionen, ein Elektroauto "in der Region von 20.000 Euro" auf den Markt zu bringen, sagte er dem "Handelsblatt". "Der Volkswagen-Konzern trägt auch im Elektrozeitalter eine Verantwortung für bezahlbare Mobilität", sagte Blume. Eine Entscheidung zum 20.000-Euro-E-Auto sei aber noch nicht endgültig gefallen.
Der US-Vermögensverwalter Invesco trennt sich von einem Großteil seines Pakets von Kion-Aktien. Rund vier Millionen Papiere aus dem Besitz von Invesco sollten über Nacht platziert werden, wie die begleitende Investmentbank heute mitteilte. Der Preis liegt mit voraussichtlich 35,20 Euro knapp sechs Prozent unter dem MDAX-Xetra-Schlusskurs von 37,37 Euro, wie aus einer Mitteilung an Investoren hervorgeht.
Invesco nimmt damit knapp 141 Millionen Euro ein. Das Platzierungsvolumen entspricht rund drei Prozent an dem Frankfurter Gabelstapler-Hersteller. Invesco hielt zuletzt nach eigenen Angaben rund 3,4 Prozent der Aktien und ist damit bisher zweitgrößter Kion-Aktionär hinter der chinesischen Weichai.
Der Telekommunikationskonzern 1&1 verschiebt erneut den Start seines Handynetzes. Der Hebel soll nun erst im Dezember umgelegt werden und nicht schon Ende September, teilte der Konzern heute in Montabaur mit. Ursprünglich hatte dies bereits Ende 2022 geschehen sollen, nach Lieferschwierigkeiten von Ausbaupartnern wurde das Vorhaben aber vorerst auf Eis gelegt.
Im MDAX ist ab heute der Internetdienstanbieter United Internet ist zu finden. Dafür scheidet die Aktie des Maschinenbauers Krones aus. Den Platz von United Internet im SDAX nimmt der Börsenneuling und Wasserstoff-Spezialist Thyssenkrupp Nucera ein. Auch der Internetdienstanbieter Ionos, eine Tochter von United Internet, ist ab heute im SDAX. Der Anbieter von Bildverarbeitungskomponenten Basler muss dafür seinen Platz räumen.
Derweil feiert der Sportwagenbauer Ferrari heute sein Debüt im wichtigsten europäischen Aktienindex EuroStoxx 50. Den Platz dafür räumt der deutsche Immobilienkonzern Vonovia. Zudem wird der irische Baustoffhersteller CRH im Leitindex der Eurozone durch den französischen Branchenkollegen Saint-Gobain ersetzt.
Auch im währungsgemischten Stoxx Europe 50 gibt es zwei Änderungen: Der Rückversicherer Munich Re wird aufgenommen und der Luxushersteller Kering dafür herausgenommen. Außerdem werden die Aktien des niederländischen Zahlungsabwicklers Adyen nach den Kursverlusten der jüngsten Zeit gegen die der niederländischen Großbank ING getauscht.
Der österreichische Investor Georg Stumpf steigt beim Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown ein. Stumpf hat sich bis zu 10,04 Prozent an dem börsennotierten Unternehmen gesichert, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung vom Sonntagabend hervorgeht. Stumpf war in Österreich durch den Bau des "Millennium Tower" in Wien bekannt geworden. In Deutschland hält der Milliardär die Mehrheit an Exyte, einem Stuttgarter Anlagenbauer für Reinräume zur Chip-Produktion.
Der Spezialglashersteller Schott will seine Pharmasparte Ende September an die Börse bringen. Die Preisspanne liege bei 24,50 Euro bis 28,50 Euro je Aktie, teilte Schott Pharma heute in Mainz mit. Das Emissionsvolumen dürfte bei 849 Millionen bis 987 Millionen Euro liegen, die Gesamtmarktkapitalisierung bei rund 3,7 Milliarden bis 4,3 Milliarden Euro. Die Aktien werden ab morgen angeboten, als erster Handelstag ist der 28. September geplant.
"Wir haben sehr gutes Feedback aus dem Markt erhalten, sowohl zu unserem Geschäftsmodell und unserer sehr erfolgreichen Entwicklung als auch zu unseren Wachstumsplänen", sagte Schott-Pharma-Chef Andreas Reisse. In den vergangenen zwei Wochen hatte der Börsenkandidat das Interesse der Anleger ausgelotet, nun gehen die Vorstände auf Werbetour. Den Aktionären verspricht das Unternehmen im Börsenprospekt künftig eine Dividende von 10 bis 20 Prozent des Nettogewinns, der 2022 bei 126 Millionen Euro lag.
Der Umsatz des Gesundheitsschuh-Herstellers Birkenstock ist in den drei Quartalen vor Juli um 21 Prozent gestiegen. Das geht aus den veröffentlichten, aktualisierten Unterlagen für den geplanten Börsengang in den USA hervor. Birkenstock verzeichnete in dieser Zeitspanne ein bereinigtes Ebitda von 387 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 16 Prozent entspricht.
Die vorgestellten Pläne des neuen Chefs der Société Générale sind bei Anlegern durchgefallen. Die Aktien der französischen Großbank gaben in Paris drastisch um rund zwölf Prozent nach, nachdem der seit Mai amtierende Chef Slawomir Krupa seinen mit Spannung erwarteten Strategieplan vorgelegt hat. Die HSBC-Analysten nannten vor allem das Ziel für das Umsatzwachstum enttäuschend. Krupa peilt bis 2026 lediglich ein jährliches Wachstum zwischen null und zwei Prozent an.