BMW belastet Autoaktien ziehen DAX nach unten
Eine Reihe schlechter Nachrichten aus der Autobranche hat den deutschen Aktienmarkt in die Knie gezwungen. Der DAX büßte ein Prozent ein. Auch die Wall Street geriet im Verlauf unter Druck.
War die gestrige Kurserholung nur ein Strohfeuer? Der DAX ist jedenfalls nach zaghaften Anfangsgewinnen unter Druck geraten. Besonders um die Mittagszeit fielen die Kurse wegen einer überraschenden Prognosesenkung von BMW zurück. Der deutsche Leitindex ging daraufhin ein Prozent tiefer bei 18.265 Punkten aus dem Handel.
Gestern hatte der DAX nach seinem starken Einbruch wieder etwas Boden gutmachen können und 0,8 Prozent höher bei 18.444 Zählern geschlossen. Doch schon heute machten sich die Käufer erneut rar.
"Nachdem der Markt wie ein Stein von seinem Allzeithoch knapp unter der 19.000er-Marke gefallen ist, haben die Bären in Frankfurt zunächst einmal wieder Oberwasser bekommen", so Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Zu groß seien die Zweifel an einer Fortsetzung der Rally in den kommenden, ereignisreichen Wochen geworden.
Aus charttechnischer Perspektive bleibt der DAX nach den deutlichen Kursverlusten der Vorwoche und dem Fehlausbruch auf ein neues Rekordhoch angeschlagen. Auch die oberhalb von 18.300 Punkten verlaufende 50-Tage-Linie - ein wichtiger Gradmesser für den langfristigen Trend - konnte dem Ansturm der Bären nicht standhalten. Auch die Saisonalität mahnt weiterhin zur Vorsicht, sind deutliche Kursverluste im DAX im September im statistischen Schnitt doch die Regel und nicht die Ausnahme.
An den New Yorker Börsen setzte sich bis zum Abend keine klare Tendenz durch. Am frühen Abend büßte der Standardwerteindex Dow Jones rund 0,8 Prozent ein.
Die Technologietitel an der Nasdaq konnten sich dagegen zunächst knapp im Plus behaupten.
Fundamental treiben die Anleger weiterhin Sorgen um die US-Konjunkturaussichten um. Nach dem US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag waren die Rezessionsängste am Markt wieder gestiegen.
Entsprechend groß ist die Unsicherheit über das Ausmaß der Zinssenkung der US-Notenbank in der kommenden Woche. Gemessen an ihrer Positionierung am Terminmarkt rechnen etwa zwei Drittel der Marktteilnehmer mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte. Knapp ein Drittel erwartet dagegen einen großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten.
Im Devisenhandel gibt der Euro bis zum frühen Abend leicht nach auf 1,1023 Dollar. Der Goldpreis legt leicht zu auf 2.511 Dollar.
Am Ölmarkt stehen die Notierungen weiterhin unter Druck. Erstmals seit Dezember 2021 fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent unter 70 Dollar. Am frühen Abend kostete ein Barrel 68,99 Dollar. Besonders die anhaltend schwache Nachfrage aus China lastet auf den Kursen. Das Ölkartell OPEC hat seine Prognosen für die weltweite Ölnachfrage derweil kaum verändert. In diesem Jahr dürfte der globale Verbrauch an Rohöl um zwei Millionen Barrel pro Tag steigen. Die Prognose der Opec liegt damit deutlich höher als die Erwartung der Internationalen Energieagentur (IEA). Diese hatte zuletzt im August prognostiziert, dass die weltweite Nachfrage 2024 nur um etwas weniger als eine Million Barrel pro Tag steigt.
Apple hat den jahrelangen juristischen Kampf um milliardenschwere Steuernachlässe in Irland verloren. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat geurteilt, dass der US-Konzern insgesamt 13 Milliarden Euro an Steuerermäßigungen als unzulässige Beihilfen an Irland zurückzahlen muss. Der Gerichtshof kassierte damit das Urteil einer Vorinstanz und stellte sich hinter die Position der EU-Kommission. Apple äußerte sich enttäuscht. Der Technologiekonzern Apple geht infolge des Urteils von einem Gewinnrückgang im laufenden Geschäftsjahr von "bis zu zehn Milliarden Dollar" aus. In einem zweiten Verfahren musste auch der US-Techriese Google vor dem Gericht in Luxemburg eine Niederlage hinnehmen.
Gestern hatte Apple seine Neuentwicklungen vorgestellt. Bei seinen neuen iPhones setzt der Technologiekonzern auf bessere Kameras und Künstliche Intelligenz (KI). Viele der neuen KI-Funktionen werden Nutzer in Europa allerdings vorerst nicht erleben: Apple hält sie unter Verweis auf rechtliche Unsicherheiten durch das neue EU-Digital-Gesetz DMA zurück. Mit neuer Software für die AirPods-Ohrhörer könnte Apple zugleich den Hörgeräte-Markt aufmischen.
Die BMW-Aktie wurde gegen Mittag ans DAX-Ende durchgereicht. Der Münchener Autobauer senkte überraschend seinen Geschäftsausblick. In diesem Jahr dürfte die Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft nur noch zwischen sechs und sieben Prozent landen, so der DAX-Konzern. Bisher standen acht bis zehn Prozent im Plan. Grund seien Kosten für einen Rückruf von 1,5 Millionen Autos im Zusammenhang mit einem Bremssystem des Zulieferers Continental sowie eine Auslieferungssperre für viele Autos, aber auch das schwache Geschäft in China.
Auch von dem um eine Verschlankung ringenden Volkswagen-Konzern kamen wichtige Nachrichten. Der Autobauer hat die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Damit sind Kündigungen ab Juli 2025 möglich.
Nach Ansicht des früheren Porsche-Chefs und VW-Aufsichtsrats Wendelin Wiedeking kommen die Wolfsburger um harte Einschnitte nicht herum. "VW täte gut daran, sich in Deutschland einer Rosskur zu unterwerfen", sagte Wiedeking der "Bild"-Zeitung. "Es waren immer schon zu viele Leute an Bord."
Schon zuvor hatten die Anleger einen großen Bogen um die deutschen Autobauer und Zulieferer gemacht. Neben BMW fielen vor allem starke Kursverluste bei Continental und Mercedes-Benz auf. Analyst Patrick Hummel von der UBS verwies in einer Studie auf Aussagen des Renault-Chefs Luca de Meo, der zugleich auch Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea ist. De Meo hatte am Wochenende gesagt, wenn die Absätze von Elektroautos nicht anziehen, steht die Branche im Jahr 2025 vor 15 Milliarden Euro großen Strafen durch die Europäische Union wegen deren Klimazielen. Der Verkauf von Elektroautos komme nur halb so schnell voran wie zur Erfüllung der Ziele erforderlich.
Kurz nach Xetra-Schluss teilte die Commerzbank mit, dass ihr Vorstandsvorsitzender Manfred Knof seinen bis Ende Dezember 2025 laufenden Vertrag erfüllen, diesen aber nicht mehr verlängern wird. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Weidmann habe dies mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen und seine hohe Wertschätzung für die erfolgreiche Arbeit von Knof bekundet. Der Aufsichtsrat werde umgehend mit der Suche nach einem Nachfolger starten.
Kurz darauf teilte der Bund mit, dass er mit der Veräußerung eines Aktienpakets an der Commerzbank beginne. Sein Anteil an der Bank sinke dann von rund 16,5 auf 12,0 Prozent.
Aktien der DHL Group profitierten von einer positiven Analysteneinschätzung. JPMorgan hat die Bewertung der DHL-Papiere mit "Overweight" wieder aufgenommen. Die Papiere der Bonner stehen als Favorit der Expertin Alexia Dogani in der europäischen Logistikbranche zudem auf der "Analyst Focus List".
Im MDAX beflügelte eine Hochstufung die Aroundtown-Aktie und stützte die gesamte Branche. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat den Gewerbeimmobilien-Spezialisten von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 2,20 auf 2,90 Euro angehoben. Analyst Jonathan Kownator sieht nun geringere Bilanzrisiken als bisher und ein solides Geschäft. Insgesamt hellten sich die Aussichten in der Branche auf.
Ein externer Sanierungsfachmann soll die Restrukturierung der hoch verschuldeten BayWa leiten. Der Unternehmensberater Michael Baur von Alixpartners werde dem Vorstand als "Chief Restructuring Officer" zur Seite gestellt, teilte das SDAX-Unternehmen mit. Baur habe bereits viele Restrukturierungsprojekte erfolgreich geleitet, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Scheller. BayWa leidet unter einem Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden und der schwachen Weltkonjunktur. Mitte August hatten Gläubigerbanken und Hauptaktionäre hatten den Konzern Mitte August mit einer kurzfristigen Finanzspritze von über einer halben Milliarde Euro gestützt. Ein längerfristiger Sanierungsplan jedoch steht noch aus.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet für das dritte Quartal mit einem Rückgang der Handelseinnahmen. Angesichts "eines schwierigeren makroökonomischen Umfelds, insbesondere im August, tendiert das Geschäft um fast zehn Prozent nach unten", sagte Goldman-Chef David Solomon gestern auf einer Finanzkonferenz in New York.
Der Flughafen Frankfurt-Hahn und die irische Fluggesellschaft Ryanair müssen nach einer Entscheidung der EU-Kommission wegen Wettbewerbsverzerrung rund 15 Millionen Euro Staatshilfe zurückzahlen. Konkret geht es um 13 bis 14 Millionen für Ryanair und 1,25 Millionen für den Flughafen, wie die EU-Kommission mitteilte.