Vor Zinssenkungen Kursgewinne zum Wochenauftakt
Nach dem jüngsten Kursrutsch startet der DAX deutlich erholt in die neue Woche. Anleger hoffen auf die anstehende Runde von Zinssenkungen in der Eurozone und den USA. Doch wie weit kann es nach oben gehen im Leitindex?
Nach einer sehr schwachsen Vorwoche ist der Deutsche Aktienindex (DAX) mit deutlichen Gewinnen in die neue Woche gestartet. Der DAX beendete die Sitzung mit 18.443,56 Punkten um 0,7 Prozent im Plus. In der ersten Septemberwoche hatte der Leitindex 3,2 Prozent eingebüßt.
Die Finanzprofis rechnen mit zwei gewichtigen Zinssenkungen in den kommenden Tagen: Dass die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte heruntersetzt, gilt als ausgemachte Sache.
Auch eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in der kommenden Woche gilt als höchstwahrscheinlich. Umstritten ist derzeit nur, ob es bei einem kleinen Zinsschritt bleibt oder zu einem großen von 0,5 Prozentpunkten kommt. Diese Unsicherheit habe eine gewisse Zurückhaltung an den Märkten erzeugt, hieß es auf dem Frankfurter Börsenparkett.
Anlegerinnen und Anleger bewegt aber die noch viel wichtigere Frage, wie viel von den weithin erwarteten Zinssenkungen bereits in den Kursen verarbeitet ist. Zumal die Saisonalität derzeit nicht für weiter steigende Notierungen spricht. Denn statistisch gesehen ist der September ein ziemlich schwacher Börsenmonat - auch in Jahren, in denen ein US-Präsident gewählt wird.
Das durchschnittliche DAX-Minus im September betrage 6,1 Prozent, erinnert Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC. Selbst in guten Aktienjahren gehe es im Schnitt noch um 3,8 Prozent abwärts.
Das weitere Aufwärtspotenzial für den DAX sieht man ohnehin als begrenzt an. Knapp unter dem Tageshoch bei 18.500 Punkten machen Markttechniker einen "massiven Widerstand" aus, wie Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets es formulierte. Gemeint ist damit die gleitende 21-Tage-Linie, die einen kurzfristigen Trend signalisiert und aktuell bei etwa 18.465 Punkten liegt. Erst wenn dem DAX der Sprung darüber gelingt, ist der Weg nach oben wieder frei.
Auch die New Yorker Aktienmärkte sind in einer Gegenreaktion auf die hohen Verluste der Vorwoche mit deutlichen Aufschlägen in die neue Woche gestartet. Zum Handelsschluss in Frankfurt lag der Dow Jones mit 1,4 Prozent im Plus
Die Technologietitel an der Nasdaq rücken um knapp ein Prozent vor. In der vergangenen Woche hatte der Dow Jones seinen größten Wochenverlust seit März 2023 eingefahren, für die Nasdaq war es sogar das größte Wochenminus seit Januar 2022 gewesen.
Der Kurs des Euro steht zu Wochenbeginn weiter unter Druck. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1043 (Freitag: 1,1103) Dollar fest. Die Preis für die Feinunze Gold liegt bei fast unverändert 2.498 Dollar.
Am Rohstoffmarkt stehen die Ölpreise nach kurzem Aufbäumen erneut unter Druck, nachdem sie in der vergangenen Woche wegen anhaltender Sorgen um die weltweite Nachfrage den größten Wochenverlust seit elf Monaten zu verzeichnen hatten. Rohöl der Nordseesorte Brent kostet am frühen Abend 71,32 Dollar je Barrel (159 Liter), 0,3 Prozent weniger als am Freitag.
Apple wird heute bei seiner alljährlichen Firmenpräsentation (ab 19.00 MESZ) voraussichtlich die neueste Smartphone-Generation vorstellen. Wie in den vergangenen Jahren erwarten Experten beim iPhone 16 einen schnelleren Prozessor und eine verbesserte Kamera. Uneinig sind sie sich aber darüber, ob Apple wegen zahlreicher neuer KI-Funktionen die Preise für seinen Umsatzbringer wieder anheben wird.
Die Google-Mutter Alphabet muss sich heute einem weiteren US-Kartellprozess stellen, der in einer Zerschlagung münden könnte. Die Kläger werfen Google vor, Konkurrenten bei Online-Werbung zu behindern und die Betreiber von Internet-Seiten zu benachteiligen. Im August hatte ein anderes Gericht Google ein "illegales Monopol" bei Online-Suchen attestiert. Auch hier steht eine Aufspaltung zur Diskussion.
Im DAX standen Adidas gegen den positiven Markttrend deutlich unter Druck, mit einem Minus von über drei Prozent ist die Aktie der mit Abstand größte Verlierer. Hintergrund ist eine negative Analystenstimme. Die Analystin Wendy Liu von der britischen Investmentbank Barclays rechnet mit einer anhaltend schwachen Nachfrage nach Produkten des Sportartikelherstellers in China. Sie stufte das Adidas-Papier daher von "Overweight" auf "Equal Weight" ab.
Auf dem jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo haben Vertreter der Weltmarktführer Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück angemessene Prämien dafür gefordert, dass sie Unternehmen wie Allianz, Axa und Generali hohe Risiken etwa durch Naturkatastrophen, Haftpflicht-Klagen und Cyber-Attacken abnehmen. Die zuletzt starken Preiserhöhungen dürften jedoch ein vorläufiges Ende finden.
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück berichtete derweil in Monte Carlo, dass die Kfz-Versicherung in Deutschland auch 2024 rote Zahlen schreibe. 2025 seien daher weitere Preiserhöhungen zu erwarten, so der DAX-Konzern.
Der Luxusgüterkonzern LVMH hat die britische Designerin Sarah Burton zur neuen Kreativdirektorin seiner Edelmarke Givenchy ernannt. Nach fast drei Jahrzehnten beim Label Alexander McQueen des LVMH-Konkurrenten Kering soll Burton im März 2025 ihre erste Kollektion für Givenchy präsentieren. Die Modeschöpferin hatte 2011 das Hochzeitskleid der britischen Prinzessin Kate entworfen.
Der verlustreiche Flugzeugbauer Boeing hat einer großen Gewerkschaft mit mehr als 32.000 Beschäftigten wenige Tage vor einem drohenden Streik ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Das teilte der Airbus-Konkurrent am Sonntag mit. Die Gewerkschaft IAM hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent verlangt. Das Lohnplus sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollen vier Jahre lang gelten.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.