Zinseuphorie nimmt ab Tech-Aktien an der Wall Street nicht gefragt
Die Wall Street hat ihre jüngste Zinseuphorie nicht in die neue Woche retten können. Vor allem Tech-Aktien gaben im Vorfeld neuer Zahlen von KI-Platzhirsch Nvidia nach.
Die Wall Street fand zum Start der neuen Woche keine klare Richtung. Anfänglich etwas stärkere Gewinne beim Leitindex Dow Jones von gut 0,4 Prozent gingen im Verlauf zwar verloren, es blieb aber ein leichter Gewinn von 0,16 Prozent auf 41.240 Zähler. Am Freitag hatte der Dow 1,1 Prozent fester bei 41.175 Punkten geschlossen. Das Wochenplus belief sich auf 1,3 Prozent.
Die anderen Indizes sind im Verlauf stärker ins Minus gerutscht, vor allem die technologielastige Nasdaq. Am Ende ging es dort um 0,85 Prozent bergab, der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 1,04 Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem auch viele Techwerte enthalten sind, fiel um 0,32 Prozent zurück auf 5.616 Punkte.
Die wieder nachlassende Euphorie an der Wall Street über die Bestätigung der bevorstehenden Zinswende durch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte zuvor auch die Kauflaune in Frankfurt etwas ausgebremst, der DAX hatte leicht schwächer geschlossen.
Die schweizerische Bank UBS bleibt für US-Aktien gleichwohl optimistisch und verweist als Stütze auf die am Freitag von der US-Notenbank Fed in Aussicht gestellte Leitzinssenkung und auf ein insgesamt gesundes Gewinnwachstum bei den Unternehmen. Die Signale von Fed-Präsident Powell für eine Zinswende hatten am Markt vor dem Wochenende für Kauflaune gesorgt, auch wenn Höhe und Abfolge der Zinsschritte weiter offen blieben.
Die Kurse von US-Anleihen boten ebenfalls kein einheitliches Bild. Insgesamt blieben die Bewegungen gering. Am Ende lag die Rendite zehnjähriger Staatspapiere etwas höher bei 3,82 Prozent.
Im weiteren Wochenverlauf dürfte dann unter den Einzelwerten Nvidia die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. Die KI-Chipkonzern legt am Mittwoch nach US-Börsenschluss seine Geschäftszahlen samt Ausblick vor - diese werden sich an den hohen Erwartungen der Anleger messen lassen müssen. Die Analysten der Barclays Bank sehen darin einen weiteren Realitätscheck für die Märkte.
Nvidia-Papiere stiegen an der Nasdaq zur Eröffnung noch rund ein Prozent, um dann ins Minus abzurutschen. Der Schlusskurs lag bei 126,46 Dollar, ein Tagesverlust von 2,25 Prozent.
"Nvidia kann sich bei den aktuellen Bewertungen keine Fehltritte leisten", kommentierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. "Von den Zahlen bis zur Prognose sollte alles perfekt sein, um die Rally fortzusetzen." Die Aufregung rund um das Thema künstliche Intelligenz hatte die Titel seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent nach oben katapultiert.
Bei Tesla-Aktien ging die Fahrt mit einem Minus von 3,22 Prozent deutlich nach unten. Für Gegenwind sorgten Pläne des kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau, einen Zoll in Höhe von 100 Prozent auf den Import von Elektrofahrzeugen aus China zu erheben.
Aus Daten des größten kanadischen Hafens in Vancouver geht hervor, dass die Importe von Autos aus China im Jahr 2023 auf Jahressicht um 460 Prozent gestiegen sind, als Tesla damit begann, in Shanghai hergestellte Elektroautos nach Kanada zu verschiffen.
Coca-Cola erreichten heute im Verlauf bei 70,92 Dollar ein Rekordhoch und führten den Dow am Ende mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 70,84 Dollar an. Die als defensiv geltenden Papiere des Getränkeherstellers erwiesen sich in den zurückliegenden Wochen einmal mehr als Stabilitätsanker in schwierigen Börsenphasen. Die Marktverwerfungen Anfang August hatten sie ohne die geringsten Blessuren überstanden.
Der DAX hat sich zum Wochenstart schwer getan, seine Richtung zu finden. Nachdem Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), am Freitag Zinssenkungen in Aussicht gestellt hatte, scheint beim Dauerthema der vergangenen Monate zumindest kurzfristig die Luft raus.
Der DAX bewegte sich denn auch in einer überschaubaren Handelsspanne zwischen 18.554 Punkten und 18.638 Zählern und schloss am Ende bei 18.617 Zählern um 0,1 Prozent nur leicht tiefer. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte gab 0,1 Prozent nach. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex bei 18.633 Punkten geschlossen.
Der Index bewegt sich damit wieder auf dem Niveau bei rund 18.600 Punkten, von dem aus er Anfang des Monats deutlich abgesackt war bis nahe an die Marke von 17.000 Zählern, um sich danach wieder V-förmig zu erholen. Solche technischen Formationen lassen meist keinen Schluss zu, wie es nach deren Abschluss weitergeht, was sich heute bestätigte.
Auch die Veröffentlichung des ifo-Index am Vormittag hat für keine frischen Impulse im DAX gesorgt. Das ifo-Geschäftsklima ist im August auf 86,6 Zähler von 87,0 Punkten im Vormonat gesunken. Es war bereits der dritte Rückgang in Folge - Deutschlands wichtigster Konjunkturfrühindikator sendet damit ein Rezessionssignal.
"Die deutsche Wirtschaft hat sich in der Stagnation eingerichtet", sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. "Im dritten Quartal könnte es sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes geben."
Allerdings hatte die heimische Börse auch andere negative Konjunkturindikatoren im US-Zinsrausch zuletzt größtenteils ignoriert. Fundamental haben die "Bullen" (Käufer) daher wenig Argumente auf ihrer Seite. Zumal auf dem aktuell hohen Niveau nahe des Rekordhochs bei 18.892 Punkten.
Wenig überraschend ist nach Powells Rede vom Freitag die aufgekommene Diskussion auf beiden Seiten des Atlantiks, wie es mit dem US-Zinszyklus weitergehen dürfte. "Auf der Zinsseite ist mittlerweile sicherlich das für die Börsen bestmögliche Szenario eingepreist", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Doch damit stellt sich die Frage, was die Kurse jetzt noch weiter antreiben soll."
Die Analysten von Piper Sandler melden sich heute mit einer eindringlichen Warnung zu Wort. Sie sehen Parallelen zu den späten 1960er-Jahren und mahnen, dass eine zu aggressive Lockerung der Geldpolitik die Inflation wieder anheizen könnte. Denn 1966 befand sich die US-Wirtschaft in einer ähnlichen Lage wie heute, und die Federal Reserve hatte nach einer Phase der geldpolitischen Straffung begonnen, die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.
Wie die Experten in ihrer Analyse erinnern, legte diese Entscheidung den Grundstein für einen heftigen Inflationsschub im Jahr 1969 - eine Entwicklung, die die Wirtschaft der USA in den folgenden Jahren erheblich belastete. Die Analysten bezweifeln, dass der derzeitige Arbeitsmarkt "genügend Spielraum" bietet, um eine erneute Inflationswelle zu verhindern, sollte die Fed die Zinsen zu stark und zu schnell senken.
Der Euro gab heute nach und wurde zuletzt im US-Handel bei bei 1,1162 Dollar gehandelt. Marktbeobachter sprachen von einer technischen Gegenreaktion auf die jüngsten starken Kursgewinne zum Dollar. Allein am Freitag hatte der Dollar nochmals rund einen ganzen Cent gegen den Euro verloren und zwischenzeitlich sogar leicht über der Marke von 1,12 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1163 (Freitag: 1,1121) Dollar fest.
Nach überraschend starken Auftragsdaten der US-Industrie für langlebige Güter konnte sich der Euro aber von noch tieferen Ständen lösen. Im Juli legten die Bestellungen für langlebige Güter um 9,9 Prozent zum Vormonat auf fast 290 Milliarden Dollar zu. Experten hatten nur ein Plus von 5,7 Prozent erwartet.
Der Goldpreis hielt sich weiter über der Marke von 2.500 Dollar. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete zuletzt 2.517 Dollar. Vor knapp einer Woche hatte Gold bei rund 2.532 Dollar ein Rekordhoch markiert. Dem Edelmetall kommen die Zinssenkungserwartungen zugute, wirft es doch selbst keine Zinsen ab. Sinkende Zinsen machen Gold damit attraktiver.
Die Aussicht auf fallende Zinsen und Sorgen wegen der Lage in Nahost treiben die Preise am Ölmarkt in die Höhe. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verteuert sich um über zwei Prozent und kostet wieder über 80 Dollar je Fass.
Israel und die radikal-islamische Hisbollah hatten sich am Sonntag im Grenzgebiet zum Libanon die heftigsten Gefechte seit Beginn des Gaza-Kriegs geliefert. Dies schürte neue Ängste, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte, denn für die Ölproduktion ist die Region sehr wichtig. In den vergangenen Monaten haben geopolitische Risiken in der ölreichen Region des Nahen Osten die Ölpreise mehrfach nach oben getrieben. Im Juli hatten allerdings Nachfragesorgen nach enttäuschenden Konjunkturdaten die Notierungen zeitweise stark belastet.
"Die Volatilität am Ölmarkt bleibt hoch", kommentierte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Handelshaus IG Europe. Das Auf und Ab der Ölpreise gehe weiter. "Der Ölpreis pendelt zwischen einer gedämpften Nachfrage und geopolitischen Unsicherheiten im Nahen Osten", sagte der Experte.
Im DAX waren die Aktien von Vonovia der mit Abstand größte Gewinner. Mit 31,69 Euro erreichen sie im Verlauf einen weiteren Höchststand seit 2022. Für gute Laune sorgte ein "Handelsblatt"-Bericht, wonach Vonovia beim Verkauf seines Pflegebereichs kurz vorm Ziel steht, hieß es am Markt.
Aber auch die Aussicht auf fallende Zinsen kommt dem Immobilienkonzern zugute. Im MDAX waren aus diesem Grund auch die Papiere von LEG Immobilien gefragt, im SDAX verzeichneten Deutsche Wohnen überproportional starke Gewinne.
Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers übernimmt vom Pharmakonzern Novartis offenbar einen Teil des Geschäfts mit radioaktiven Chemikalien für die Krebsdiagnostik. Der DAX-Konzern wird den Schweizern dafür mehr als 200 Millionen Euro zahlen, wie die "Financial Times" ("FT") am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb.
Covestro-Chef Markus Steilemann soll für zwei weitere Jahre Präsident des Chemieverbandes VCI bleiben. Steilemann sei vom Präsidium des Verbandes für eine zweite Amtszeit nominiert worden, teilte der VCI mit. Die Wahl ist für den 12. September geplant.
Der Vorstandschef des Leverkusener Kunststoffkonzerns Covestro gehört dem VCI-Vorstand seit März 2020 an, seit September 2022 ist er der Präsident des Chemieverbandes. Der 54-Jährige ist seit Juni 2018 Vorstandschef von Covestro. Der VCI vertritt die Interessen von rund 2300 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienahen Wirtschaftszweigen.
Im Tarifstreit bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines wollen die Gewerkschaften des fliegenden Personals ab Dienstag bis Freitag streiken. "Bestreikt werden alle Abflüge von deutschen Flughäfen", kündigte die Flugbegleitervertretung UFO am Sonntagabend an.
Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe wird den Konzern unbefristet leiten. "Nein, er ist keine Übergangslösung", sagte der Verwaltungsratspräsident des Konzerns, Paul Bulcke, der NZZ am Sonntag. Freixe sei mit 62 Jahren jung. Mit seinen 16 Jahren Erfahrung in der Konzernleitung sei er von der ersten Minute an einsatzfähig und voll verantwortlich.
Der mit Verlusten kämpfende Halbleiter-Riese Intel ist einem Medienbericht zufolge ins Visier eines aktivistischen Investors geraten. Um sich zu verteidigen, habe das Unternehmen Berater inklusive der Bank Morgan Stanley engagiert, berichtete der US-Nachrichtensender CNBC auf seiner Internetseite. Weder Intel noch Morgan Stanley hätten sich zu der Angelegenheit äußern wollen. Die Börse reagiert wenig begeistert, Intel-Aktien liegt mittlerweile deutlicher um gut zwei Prozent ins Minus gedreht und stehen damit am Dow-Ende.
Apple wird seine nächsten iPhone-Modelle voraussichtlich in zwei Wochen vorstellen. Der Konzern lädt zu einem Neuheiten-Event am 9. September in seinem Hauptquartier in Cupertino ein. Bei den September-Veranstaltungen wird traditionell neben neuen iPhones auch die nächste Generation der Computer-Uhr Apple Watch vorgestellt.
Apple selbst hält sich bis zum Schluss bedeckt dazu, was zu erwarten ist. Das iPhone ist mit Abstand das wichtigste Produkt des Konzerns und bringt rund die Hälfte der Erlöse ein. Zudem ist es die Basis, um andere Produkte wie Ohrhörer sowie Abos für verschiedene Dienste zu verkaufen.
Traditionell bekommen die neuen iPhones unter anderem schnellere Chips und eine bessere Kamera. In diesem Jahr will Apple die Geräte zudem stärker als zuvor mit neuen Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz ausstatten. Einige davon werden aber zunächst nicht in der EU verfügbar sein.