Uneinheitliche US-Börsen Verhaltener Wochenauftakt in New York
Zunehmende Zinsunsicherheiten, aber auch der anstehenden Quartalsbericht von Nvidia haben die US-Anleger zum Wochenstart gebremst. Zuvor war auch der DAX mutlos in die neue Woche gestartet.
Die großen US-Indizes sind verhalten in die neue Woche gestartet und boten dabei ein uneinheitliches Bild. Während der Leitindex Dow Jones mit seinem Schlusskurs moderat um 0,13 Prozent leichter aus dem Handel ging bei 43.389 Punkten, legte die technologielastige Nasdaq etwas deutlicher um 0,6 Prozent zu. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 1,2 Prozent und machte damit die Hälfte der deutlichen Verluste vom Freitag wieder wett. Der S&P-500-Index, in dem ebenfalls viele Technologieaktien enthalten sind, gewann moderat 0,39 Prozent auf 5.893 Punkte.
"Was wir letzte Woche erlebt haben, war ein Kater von der Rally nach den Wahlen", kommentierte Jay Woods, Chefstratege bei der Investmentbank Freedom Capital. Die US-Börsen hatten an fast allen Tagen der vergangenen Woche schwächer geschlossen. "Wir haben uns jetzt davon wieder ein wenig erholen können, aber es geht nur langsam voran", so Woods.
Die Händler warten auf Hinweise, wie es um das Wirtschaftswachstum und die Leitzinsen bestellt ist, hieß es am Markt. Im Fokus sind zudem weitere Nominierungen für Ministerämter in den USA, darunter vor allem die Besetzung des Finanzressorts. Am Freitag hatten Einzelhandelsdaten die Erwartungen an weitere Zinssenkungen der US-Notenbank gedämpft.
Zugleich mahnte Experte Woods zur Vorsicht. Vor allem der für Mittwoch geplante Finanzbericht des Chipriesen Nvidia könne bei der geringsten Enttäuschung für weiter fallende Kurse sorgen.
Der wohl wichtigste Termin in der neuen Woche im Unternehmenssektor steht am Mittwoch nach US-Börsenschluss an. Dann wird mit dem KI-Profiteur Nvidia das zurzeit wertvollste Unternehmen der Welt seine Quartalszahlen veröffentlichen. "Für die Stimmung ist vor allem der Ausblick von enormer Bedeutung", urteilten die Spezialisten der Deka. Die Analysten der Commerzbank sehen das genauso.
Neben den anstehenden Quartalszahlen sorgten heute Berichte über Überhitzungsprobleme bei der neuen Chip-Mikroarchitektur namens Blackwell für Unsicherheit. Der KI-Halbleiter-Spezialist dränge bei seinen Zulieferern noch auf Design-Änderungen, hieß es. "Größere Kunden sind besorgt", schrieb ein Händler wegen des späten Zeitpunkts im Entwicklungsprozess.
Auch Robert Pavlik vom Vermögensverwalter Dakota Wealth zeigte sich zurückhaltend: "Ich gehe davon aus, dass sie die Erwartungen weiterhin übertreffen werden, aber der Optimismus der Anleger ist so groß gewesen, dass man nicht darum herumkommt, ein gewisses Potenzial für einen kleinen Ausverkauf nach den Zahlen zu sehen."
An der Wall Street gewannen derweil Papiere von Liberty Energy 4,85 Prozent auf 17,72 Dollar. Vorbörslich deutlich höhere Gewinne von bis zu 16 Prozent bestätigten sich damit allerdings nicht.
Der designierte US-Präsident Donald Trump will den Chef von Liberty Energy, Chris Wright, zu seinem Energieminister machen. Wright soll außerdem Mitglied des neu geschaffenen Nationalen Energierats werden, wie Trump mitteilte. Der Öldienstleister Liberty Energy mit Sitz in Denver im Bundesstaat Colorado wirbt mit innovativen Lösungen bei der umstrittenen Öl- und Erdgasgewinnung durch Fracking.
Auch zu Beginn der neuen Woche fehlte dem DAX eine klare Orientierung. Nach stärkeren Schwankungen in den vergangenen Tagen gab der deutsche Leitindex heute seine anfangs verbuchten Gewinne wieder ab und bewegte sich moderat über der wichtigen Unterstützungsmarke von 19.000 Punkten. Am Freitag hatte der Index bei 19.210 Punkten geschlossen.
Am Ende schloss der DAX bei 19.189 Punkten, ein leichter Tagesverlust von 0,11 Prozent. Das Hoch lag heute im Verlauf bei 19.279, das Tagestief bei 19.091 Zählern. Insgesamt bleibt der deutsche Leitindex damit in einer Seitwärtsspanne zwischen 19.000 und etwas über 19.500 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab 0,82 Prozent nach auf 26.195 Punkte.
Saisonale Effekte verpuffen bisher, gilt doch die gegenwärtige Zeit traditionell als eine der stärksten im jährlichen Börsenzyklus. Hoffnungen, die Jahresendrally würde nun Fahrt aufnehmen, haben sich bisher jedenfalls nicht bewahrheitet. Letztlich ging den Käufern immer schnell die Luft aus, und das Rekordhoch von Mitte Oktober bei 19.674 Punkten im DAX bleibt noch auf Abstand.
Seit dem klaren Erfolg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hat sich der DAX damit, trotz teils hoher täglicher Kursschwankungen, unter dem Strich wenig von der Stelle bewegt. Auch in den USA hatten die Indizes ihre Gewinne nach dem Sieg des Republikaners zuletzt deutlich korrigiert.
Denn dem ersten Jubel ist an den Märkten mittlerweile eine differenziertere Betrachtung des Trumpschen Wirtschaftsprogramms gewichen. Zwar begrüßten die Anleger zunächst die Aussicht auf niedrigere Steuern und weniger Bürokratie, die Kehrseite des expansiven Kurses sind aber zunehmend kritischere Inflationserwartungen.
Dies hatte zuletzt Notenbankchef Jerome Powell deutlich gemacht, indem er klarstellte, dass die Federal Reserve keine Eile habe bei der Zinswende. Zwar wird nach der Senkung im November von einem weiteren Zinsschritt um voraussichtlich 25 Basispunkte im Dezember ausgegangen. Wie es danach aber weitergeht unter einem Präsidenten Trump ist mehr denn je unklar.
Abzulesen ist die Unentschlossenheit und Skepsis der Anleger besonders am Rentenmarkt, wo die Renditen in Erwartung eines Wahlsiegers Trump bereits im Vorfeld deutlich anzogen - und auch weiterhin deutet sich bei einer Zehnjahresrendite von aktuell rund 4,45 Prozent keine Entspannung an. Dabei ist die Zinsstruktur zwischen den Laufzeiten extrem flach. So werfen 1-Monats-Papiere am Geldmarkt mit 4,59 Prozent genauso viel ab wie 30-jährige Staatsanleihen.
Diesem unklaren Szenario kann sich der heimische Markt nicht entziehen, zumal sich der fundamentale Zustand der deutschen Wirtschaft und vieler anderer europäischer Staaten deutlich schwächer darstellt als in den USA.
Unterdessen legt auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel den Finger in die Wunde. Er befürchtet Verwerfungen im Welthandel, sollte der designierte US-Präsident Donald Trump seine Zollpläne wahrmachen.
"Wenn die US-Regierung diese Versprechen in die Tat umsetzt, könnte dies einen bedeutenden Wendepunkt für die internationale Handelsordnung darstellen", sagte Nagel bei einer Veranstaltung in Tokio. Zudem könne es zu einem "deutlichen Anstieg des Inflationsdrucks kommen".
Im heutigen Tagesgeschäft legen sich die Anleger aufgrund der sich wieder verstärkenden Angriffe Russlands auf die Ukraine Rüstungswerte ins Depot. Im DAX gehört Rheinmetall zu den größten Gewinnern. Im MDAX sind Papiere von Hensoldt und im SDAX Aktien von Renk gefragt.
Kurstreibend wirkt laut einem Händler auch die Nachricht, dass US-Präsident Joe Biden Insidern zufolge der Ukraine den Einsatz von US-Waffen mit längerer Reichweite gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet erlaubt hat.
Der Bitcoin bleibt gefragt. Nach einem durchwachsenen Kursverlauf am Wochenende zog die älteste und bekannteste Kryptowährung bei wie meist volatilem Handel an und kletterte auf der Handelsplattform Bitstamp zuletzt wieder um über zwei Prozent auf gut 91.800 Dollar. Zwischenzeitlich war die Kryptowährung sogar leicht ins Minus gedreht. Trotzdem ist das vergangene Woche Mittwoch bei knapp 93.500 Dollar erreichte Rekordhoch immer in Reichweite.
"Der Risikoappetit der Anleger ist offensichtlich weiterhin nicht zu bändigen", schrieb Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. Marktteilnehmer setzten unverändert zum Sprung auf die 100.000-Dollar-Marke an.
Sollte der Bitcoin tatsächlich demnächst die 100.000-Dollar-Marke überwinden, droht jedoch ein anschließender Rückfall, warnt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. "Ein typischer Verlauf wäre ein Anstieg auf 120.000 Dollar, gefolgt von einem Fall auf 80.000 Dollar. Danach könnte der Anstieg weiter gehen."
Der Kurs des Euro ist mit Gewinnen in die neue Woche gestartet. Die Gemeinschaftswährung notierte zuletzt im US-Handel bei 1,0595 Dollar und damit rund 0,5 Prozent über dem Niveau vom Freitagabend. Der Euro steht seit der Trump-Wahl erheblich unter Druck. Am Donnerstag war die Gemeinschaftswährung erstmals seit über einem Jahr unter 1,05 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0552 (Freitag: 1,0583) Dollar fest
Die Ölpreise legten derweil kräftig zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete zuletzt 73,40 Dollar. Das waren 3,3 Prozent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Dezember stieg um 3,5 Prozent 69,24 Dollar.
Gestützt wurden die Ölpreise durch den schwächeren Dollar. Zuletzt hatten die deutlichen Kursgewinne der amerikanischen Währung die Preise belastet. Schließlich wird Rohöl in Dollar gehandelt. Nach der Wahl von Donald Trump hatte die Währung zugelegt.
Zuletzt waren die Ölpreise tendenziell gefallen. Neben dem starken Dollar drückte vor allem die schwächelnde chinesische Konjunktur auf die Preise. Allerdings befürchten einige Anleger, dass der künftige US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen den Iran einführen könnte. Dies würde im kommenden Jahr das Rohölangebot belasten und die Preise stützen.
Aktien von Siemens Energy haben ihre Rekordrally mit einem neuen Höchststand von 48,32 Euro fortgesetzt. Im laufenden Jahr haben sie sich vervierfacht und liegen damit einsam an der DAX-Spitze vor den "nur" gut verdoppelten Rheinmetall. Für frischen Wind sorgte zu Wochenbeginn der Goldman-Sachs-Experte Ajay Patel mit seinem neuen Kursziel von 56 Euro, das noch etwa 19 Prozent Luft nach oben für die Siemens-Energy-Aktie signalisiert.
Die Commerzbank betont angesichts der Begehrlichkeiten der italienischen Unicredit ihre Eigenständigkeit. Die Unicredit sei "im Moment ein strategischer Investor - nicht mehr und nicht weniger", sagte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp bei der "Euro Finance Week" in Frankfurt. Die Coba-Aktie war heute Tagessieger im DAX.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat Details zu einem geplanten batterieelektrischen Überlandbus bekanntgegeben. Der "Mercedes-Benz eIntouro" mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern soll ab 2026 an Kunden ausgeliefert werden. Kunden könnten ihn Anfang nächsten Jahres bestellen, die Präsentation des Serienfahrzeugs sei dann auf einer Branchenmesse im Oktober 2025 geplant.
Der Essenlieferdienst Delivery Hero peilt beim Börsengang seiner Nahost-Tochter Talabat in Dubai einen Bruttoerlös von umgerechnet rund 1,4 bis 1,5 Milliarden Dollar an. Die Preisspanne für die Aktien von Talabat seien auf umgerechnet rund 0,41 bis 0,44 Dollar festgelegt worden, teilte das Berliner MDAX-Unternehmen heute mit.
Talabat bündelt die Aktivitäten von Delivery Hero in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Nahen Osten und in Nordafrika. Insgesamt sollen fast 3,5 Milliarden Aktien oder 15 Prozent aller Aktien verkauft werden. Der Umfang kann bei Bedarf noch angepasst werden. Der erste Handelstag ist für den 10. Dezember geplant. Der endgültige Angebotspreis soll am 29. November bekanntgegeben werden.
Nach dem Rückzug der US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle aus dem Bieterprozess für die Thyssenkrupp-Marinesparte sieht TKMS-Chef Oliver Burkhard in einem Börsengang eine Option. "Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir unser Wachstum auch von außen finanzieren müssen", sagte Burkhard der "Welt am Sonntag".
Die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera hat derweil im vergangenen Geschäftsjahr operativ weniger verdient. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) gegenüber dem Vorjahr deutlich niedriger ausgefallen, teilte das Unternehmen am Abend ohne Nennung von Zahlen mit.
Ursache hierfür seien unter anderem höhere Ausgaben für den Aufbau von Kapazitäten und für Forschung und Entwicklung gewesen. Der Umsatz sei im Rahmen der erwarteten Prognose von 820 bis 900 Millionen Euro geblieben. Den genauen Bericht wollen die Dortmunder am 17. Dezember vorlegen.
Die rumänische Tochter des österreichischen Energiekonzerns OMV treibt den Ausbau des milliardenschweren Gasförderprojekts Neptun Deep voran. Zu Wochenbeginn sei eine halbtauchende mobile Offshore-Bohranlage des Bohrunternehmens Transocean in Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste eingetroffen, gab OMV Petrom bekannt. Rumänien könnte durch das Projekt einer der größten Erdgasproduzenten in Europa werden.
Dreieinhalb Jahre nach einem großen Datenschutzvorfall bei Facebook können zahlreiche Betroffene nun auf Schadenersatz hoffen. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe stärkte heute in einem Grundsatzurteil ihre Position. Demnach kann schon der kurze Kontrollverlust über eigene Daten ein immaterieller Schaden sein. Weitere negative Folgen müssen nicht nachgewiesen werden.
Das Urteil ist maßgeblich für Tausende anderer Fälle, die noch vor deutschen Gerichten liegen und auf die höchstrichterliche Klärung warteten. Denn der BGH erklärte das Verfahren zu einer sogenannten Leitentscheidung und entschied grundsätzlich über die Frage.
Die Stiftung Warentest schätzt nun, dass ein Großteil der etwa sechs Millionen deutschen Opfer des Datendiebstahls Anspruch auf Schadenersatz hat. Dieser könnte allerdings niedriger ausfallen als viele hofften: Der BGH hält etwa 100 Euro für angemessen, wenn kein weiterer Schaden entstanden ist.
Nach einigen Korrekturtagen in der Vorwoche nahm die Rally der Tesla-Aktien wieder Fahrt auf. Zuletzt die Aktien an der Nasdaq 5,6 Prozent höher gehandelt - als Reaktion auf einen Medienbericht, wonach es unter der anstehenden Trump-Präsidentschaft in den USA Lockerungen bei den Regeln für Autonomes Fahren geben könnte.
Laut dem RBC-Experten Tom Narayan wird sich eine Deregulierung positiv auf die Tesla-Aktie auswirken. "Dies ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Autonomem Fahren und insbesondere von Robotaxis, da es wichtige Kostenfaktoren reduziert", urteilte er in seinem ersten Kommentar. Er betonte, das erst kürzlich vorgestellte Robotaxi mache 44 Prozent seiner Tesla-Bewertung aus.