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Euro auf Zwei-Jahres-Tief Rezessionsängste drücken DAX ins Minus

Stand: 22.11.2024 12:25 Uhr

An Europas Börsen flammen Rezessionsängste erneut auf. Der DAX hat seine frühen Kursgewinne komplett ausgelöscht und ins Minus gedreht. Der Euro fällt auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Wer auf einen versöhnlichen Abschluss einer turbulenten Börsenwoche gehofft hatte, dürfte sich getäuscht sehen. Am deutschen Aktienmarkt geht es auch am letzten Handelstag der Woche hochvolatil zu. Nachdem der DAX im frühen Handel noch bis auf 19.273 Punkte steigen konnte, machte der Leitindex nach 10 Uhr plötzlich kehrt und drehte ins Minus. Bis zu 0,6 Prozent auf 19.036 Punkte ging es nach unten.

Zur Mittagszeit liegt der DAX noch 0,1 Prozent im Minus bei 19.127 Zählern. Das deutsche Börsenbarometer steuert damit auf einen Wochenverlust zu, nachdem es heute früh noch nach leichten Kursgewinnen auf Wochensicht ausgesehen hatte. Aus technischer Perspektive gilt es nun unbedingt, einen Wochenschlusskurs unter 19.000 Punkten zu vermeiden, um größeren Schaden von den deutschen Standardwerten abzuwenden.

Doch was war für den plötzlichen Stimmungswechsel der Anleger verantwortlich? Marktbeobachter verweisen auf frische Konjunkturdaten. Dem jüngsten Einkaufsmanagerindex zufolge ist die Wirtschaft der Euro-Zone im November überraschend auf Rezessionskurs eingeschwenkt.

Dies habe den Hoffnungen auf eine baldige Konjunkturwende zum Besseren einen spürbaren Dämpfer versetzt, erklärte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. "Die Wirtschaft im Winterhalbjahr dürfte weitgehend stagnieren." Dabei werde Frankreich neben Deutschland zusehends zum zweiten Schwachpunkt der Währungsunion.

Auch am Devisenmarkt sorgen diese Perspektiven für Entsetzen. Der Euro rauscht nach unten bis auf 1,0339 Dollar. So tief notierte die europäische Gemeinschaftswährung seit Ende 2022 nicht mehr.

Dabei zeigt der Dollar bereits seit Monatsbeginn deutliche Stärke. Anleger setzen darauf, dass die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump die Inflation wieder in die Höhe treiben dürfte. Jüngste Kommentare von Fed-Vertretern deuten darauf hin, dass die Zentralbank bei ihrem Zinssenkungskurs einen langsameren Kurs einschlagen könnte.

An der Wall Street dürfte es nach den gestrigen Kursgewinnen zum Wochenschluss bergab gehen. Der Future auf den Dow-Jones-Index büßt zur Stunde 0,2 Prozent ein, der Future auf den Nasdaq 100 gibt um 0,4 Prozent nach. Tags zuvor waren Dow und S&P 500 zeitweise noch auf ihren jeweiligen Wochenhochs gestiegen.

Am Kryptomarkt pirscht sich Bitcoin weiter an die 100.000-Dollar-Marke heran. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise steigt in der Spitze um 1,5 Prozent auf 99.525,18 Dollar und markiert damit ein frisches Rekordhoch. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November hat der Bitcoin-Kurs rund 40 Prozent zugelegt.

"Viele Investoren verbinden mit dem Trump die Hoffnung auf eine Lockerung der Regulierungen für Kryptowährungen", erklären die Analysten der LBBW. Am Abend hatte der für seinen harten Kurs gegenüber Digital-Währungen bekannte SEC-Chef Gary Gensler erklärt, er werde zum Einzug Trumps ins Weiße Haus zurücktreten. Am Markt wird damit gerechnet, dass dann "Crypto Mom" Hester Peirce seinen Posten übernehmen wird.

Der Goldpreis hat seine Gewinne ausgebaut und ist über die Marke von 2.700 gestiegen. Zur Mittagszeit wird die Feinunze Gold bei 2.707 Dollar und damit 1,4 Prozent höher gehandelt.

"Die Gold-Erholung wird von Anlegern vorangetrieben, die eine Absicherung gegen den Inflationsdruck suchen, der durch die protektionistische und expansive Politik der neuen Trump-Regierung erwartet wird", erklärt Anderson Alves, Analyst bei ActivTrades. "Es wird allgemein angenommen, dass eine solche Politik die Inflation anheizt und die Rolle von Gold als sicheren Hafen stärkt."

Am Rohstoffmarkt bröckeln die frühen Kursgewinn bei Öl. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee notiert zur Mittagszeit nur noch 0,1 Prozent höher bei 74,33 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im DAX haussiert die Brenntag-Aktie mit einem Kursplus von über vier Prozent. Berenberg-Analyst Carl Raynsford hat eine Kaufempfehlung ausgegeben. Er sehe den Zeitpunkt zum Einstieg gekommen. Der Marktkonsens für den Chemikalienhändler sei mittlerweile realistischer geworden. Da die Pläne einer vollständigen Aufspaltung von Brenntag auf Eis gelegt wurden, stünden nun mehr Barmittel für Ausschüttungen zur Verfügung.

Auch Immobilienwerte sind zum Wochenschluss gefragt. Die Vonovia-Aktie ist mit einem Kursplus von aktuell über drei Prozent der zweitgrößte DAX-Gewinner. Im MDAX liegen mit LEG Immobilien, TAG Immobilien und Aroundtown gleich drei Immo-Werte an der Indexspitze. Hintergrund sind Hoffnungen auf weiter sinkende Zinsen, verbessern diese doch die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen.

Bei Volkswagen drohen im Streit um milliardenschwere Einschnitte noch im Dezember Arbeitskämpfe. In dem Tarifkonflikt zeichnet sich nach drei Verhandlungsrunden weiter keine Lösung ab. Die IG Metall bereite sich nun auf Warnstreiks ab Dezember vor, sagte Verhandlungsführer Thorsten Gröger nach fünfstündigen Verhandlungen in Wolfsburg.

Die Chefin der Commerzbank sieht die Verantwortung für eine etwaige Übernahme des Geldhauses durch die italienische Rivalin Unicredit beim Management und nicht bei der Regierung. Das Ergebnis der Bundestagswahl im Februar werde keinen Einfluss darauf haben, sagte Bettina Orlopp auf einer von JP Morgan organisierten Finanzkonferenz.

Das Technologieunternehmen PVA TePla will eigene Aktien von bis zu zehn Prozent des Grundkapitals erwerben. Das Aktienrückkaufprogramm zur Unterstützung möglicher Übernahmen sowie langfristiger Vergütungspläne umfasse bis zu 2,17 Millionen Aktien beziehungsweise einen Gesamtkaufpreis von bis zu 30 Millionen Euro, teilte das Unternehmen heute mit.