Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX fällt unter wichtige Marke Neue Woche startet tiefrot

Stand: 05.08.2024 22:12 Uhr

Auch zu Beginn der neuen Woche konnten die Börsen die Sorgen um die US-Konjunktur nicht abschütteln. Die Lage im Nahen Osten belastete zusätzlich. Besonders hart erwischte es die Technologiewerte.

Seit Anfang August, also seit vier Handelstagen, haben sich die Vorzeichen an den weltweiten Börsen umgekehrt. Waren zuvor schwache Daten von der amerikanischen Konjunktur eher begrüßt worden, weil sie die Hoffnung auf Zinssenkungen nährten, ist die Stimmung angesichts der jüngsten Häufung schwacher Daten nun gekippt.

Auch zu Beginn der neuen Woche lastete die Sorge, dass die US-Konjunktur in die Rezession rutscht, auf den Kursen. Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Federal Reserve den Zeitpunkt für rechtzeitige Zinssenkungen verpasst hat und den Leitzins zu spät senken könnte. Auch die unmittelbar drohende Eskalation des Krieges im Nahen Osten hielt viele Anlegerinnen und Anleger vom Aktienmarkt ab.

Überraschend robuste Daten aus dem Dienstleistungssektor konnten die Stimmung nicht nachhaltig aufhellen. Der Dow Jones verlor zunächst knapp drei Prozent, dann kehrten aber erste Käufer an den Markt zurück. Zum Handelsende lag der US-Leitindex 2,6 Prozent unter dem Freitagsschluss bei 38.703 Punkten.

Noch heftiger war der Einbruch bei den Technologiewerten, wo der Nasdaq-100-Index zunächst um mehr als vier Prozent einbrach. Die Sorgen um ein Ende des Technologiezyklus wurden durch die Nachricht verstärkt, dass die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett ihren Anteil an dem Branchenschwergewicht Apple um fast 50 Prozent reduziert hat. Der Nasdaq 100 ging 2,96 Prozent tiefer bei 17.895 Punkten aus dem Handel.

Im Sog der asiatischen Aktienmärkte war der DAX zunächst um bis zu 3,5 Prozent auf 17.036 Punkte abgesackt, den tiefsten Stand seit Februar. Bis zum Handelsschluss konnte der deutsche Leitindex sein Minus aber auf 1,82 Prozent eindämmen und schloss bei 17.339 Punkten.

Ein wesentlicher Grund dafür war der aktuelle Index zur Dienstleister-Stimmung in den USA. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) stieg im Juli zum Vormonat um 2,6 auf 51,4 Punkte. Das war mehr als erwartet.

Mit dem neuerlichen Kursverlust hat sich die technische Lage des DAX derweil spürbar verschlechtert. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der deutsche Leitindex schon 6,3 Prozent eingebüßt. Dabei hat der DAX jetzt auch die viel beachtete 200-Tage-Linie unterschritten. Der Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage lag heute bei 17.399 Punkten. Bereits am Freitag war der DAX unter die im Mai eroberte psychologisch wichtige 18.000-Punkte-Marke gefallen. Mit Unterschreiten bedeutender Unterstützungen hat sich das Risiko weiterer Verluste erhöht, so die Experten der Helaba.

Angesichts der Talfahrt am Aktienmarkt stiegen Anlegerinnen und Anleger bei der Suche nach sicheren Investitionen verstärkt bei deutschen Staatsanleihen ein. Deren Renditen fielen deswegen auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Die Rendite der Bundesanleihe mit zweijähriger Laufzeit gab heute um mehr als 0,15 Prozentpunkte auf 2,151 Prozent nach - den niedrigsten Stand seit März 2023.

In Japan hatte die Angst vor einem Einbruch der Weltwirtschaft infolge einer womöglich harten Landung der Konjunktur in den USA dem japanischen Leitindex den größten Verlust seit 37 Jahren beschert. Der 225 Werte umfassende Nikkei notierte zum Handelsschluss 12,5 Prozent schwächer bei 31.420 Punkten.

Weil der japanische Leitindex vom jüngsten Rekordhoch nun mehr als 20 Prozent eingebüßt hat, sprechen Börsianerinnen und Börsianer von einem sogenannten Bärenmarkt. Das heißt, der Aktienmarkt ist von trüber Stimmung und sinkenden Kursen geprägt. Der zuletzt deutliche Anstieg der Landeswährung Yen belastete die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen stark. Zum US-Dollar stieg der Yen heute auf den höchsten Stand seit Jahresanfang.

Derweil verschlechterte sich auch die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juli weiter. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,7 Punkte auf 50,2 Zähler, wie S&P in London nach einer weiteren Umfragerunde mitteilte. Es ist der zweite Rückgang in Folge. Eine vorangegangene Schätzung wurde leicht um 0,1 Punkte nach oben revidiert. Der Indexwert liegt damit nur noch knapp über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Er signalisiert damit kaum noch Wachstum.

Update Wirtschaft vom 05.08.2024

Anne-Catherine Beck, HR, Update Wirtschaft, 05.08.2024 09:00 Uhr

Der Bitcoin konnte sich im Tagesverlauf von seinen drastischen Verlusten etwas erholen, notierte am Abend aber weiter unter 50.000 Dollar. Der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung war am Morgen unter die runde Marke gefallen und erreichte damit den tiefsten Stand seit Februar. Seit Freitagabend hat der Bitcoin über 10.000 Dollar an Wert verloren. Einen vergleichbar starken Kurseinbruch hatte es zuletzt im Juni 2022 gegeben. Die zweitwichtigste Kryptowährung Ether wurde ebenfalls hart getroffen.

Auch die Ölpreise standen weiter unter Druck. Die Sorge vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung wog dabei schwerer als die vor einer Eskalation im Nahen Osten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am späten Abend 76,79 Dollar, rund 0,8 Prozent weniger als am Freitag.

Der Euro legte dagegen erneut zu. Die jüngsten Signale für eine Abkühlung der US-Wirtschaft lasteten weiter auf dem Dollar. Am späten Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0951 Dollar.

Gold wurde derweil seinem Ruf als Krisenwährung nicht gerecht und büßte bis zum Abend 1,35 Prozent auf 2.407 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) ein. Dabei könnte es sich um Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten Rekordlauf handeln. Mitte Juli hatte der Goldpreis bei 2.483 Dollar ein Rekordhoch erreicht.

An der Nasdaq litten die Technologietitel auch unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz (KI) das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally. Der Hype könnte zu weit gegangen sein, hieß es aus dem Handel.

Unterdessen geht die auch Bilanzsaison weiter. Der Impfstoffhersteller BioNTech ist wegen des eingebrochenen Corona-Geschäfts und höherer Forschungskosten tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Quartal schrieb das Biotechunternehmen einen Nettoverlust von gut 807 Millionen Euro, nach einem Minus von rund 109 Millionen Euro im Vorjahr, wie der Mainzer Konzern mitteilte. Der Umsatz sank von 167,7 auf 128,7 Millionen Euro. "Unsere Umsätze im zweiten Quartal entsprechen der aktuellen Marktnachfrage nach einem saisonalen endemischen Covid-19-Impfstoff", erklärte Finanzchef Jens Holstein.

Wegen einer schleppenden Nachfrage hat der deutsche Chip-Riese Infineon seine Umsatzziele zum dritten Mal binnen weniger Monate angepasst. "Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran", sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck. Aus diesem Grund stellte er für das Geschäftsjahr 2023/24 nur noch einen Umsatz von etwa 15 Milliarden Euro in Aussicht. Zuvor hatte er 15,1 Milliarden Euro plus/minus 400 Millionen Euro angepeilt. Außerdem will der DAX-Konzern weltweit 1.400 Stellen streichen. Zudem sollen nochmal 1.400 Jobs aus Hochlohnländern weg verlagert werden.

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental plant die Aufspaltung des Konzerns. Lange hatte sich das Management um Chef Nikolai Setzer öffentlich gegen Berichte und Spekulationen in diese Richtung gesträubt. Nun dürften die wesentlichen Sparten des Traditionskonzerns aus Hannover aber doch getrennte Wege gehen, um alleine erfolgreicher dazustehen. Angedacht ist eine Abspaltung und separate Börsennotierung des lange schwächelnden Autozuliefergeschäfts, wie der DAX-Konzern mitteilte. Die Conti-Aktie hielt sich im Zuge der Nachricht etwas besser als der Markt.

Höhere Preise für Kupfer und Schwefelsäure haben Aurubis im dritten Geschäftsquartal Rückenwind geliefert. Zudem profitiert das Unternehmen weiter von gesunkenen Energiepreisen. Dem standen hohe Kosten für einen Wartungsstillstand in Hamburg gegenüber. Bei einem Umsatzanstieg um 13 Prozent auf fast 4,7 Milliarden Euro vervielfachte sich das operative Vorsteuerergebnis in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich auf 90 Millionen Euro, wie der MDAX-Konzern mitteilte.

Das Bayer-Medikament Finerenon hat dem Leverkusener Konzern zufolge in einer Phase-III-Studie bei bestimmten Herzinsuffizienz-Patienten ein statistisch signifikantes und klinisch relevantes Ergebnis erreicht. "Wir freuen uns sehr über die positiven Ergebnisse der FINEARTS-HF-Studie", sagte Christian Rommel, Leiter der Forschung und Entwicklung bei der Division Pharmaceuticals von Bayer: "Da derzeit Behandlungsoptionen für Patienten mit dieser häufigen Form der Herzinsuffizienz mit leicht verminderter oder erhaltener Auswurfleistung begrenzt sind, ist diese Nachricht für Patienten und Ärzte enorm wichtig."

Sechs große Digitalkonzerne verstoßen laut einer Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen EU-Recht. Meta, der Konzern hinter Facebook, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple, Amazon und der Tik-Tok-Betreiber ByteDance würden ihre Nutzer mit manipulativen Designs beeinflussen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" aus der Untersuchung. Ziel der Unternehmen sei es, die Zustimmung der Verbraucher für eine möglichst weitgehende Zusammenführung persönlicher Daten zu erhalten. Vzbv-Vorstand Ramona Pop kündigte an, die Ergebnisse an die EU weiterzuleiten und forderte eine konsequente Umsetzung des Digitalmarktgesetzes.

Protest, Produktionsstillstand, Probleme am Markt: US-Elektroautobauer Tesla fährt in diesem Jahr in Deutschland gegen wachsende Widerstände an. Das Unternehmen hält an den Ausbauplänen für seine einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin fest. Aber wegen der schwierigen Marktlage ist der Zeitplan völlig offen. "Wir gehen fest davon aus, dass der Markt wieder anziehen wird. Es ist sicherlich eine Frage wie schnell und wann", sagte Werksleiter André Thierig der dpa. Aber er betonte: "Wir werden nicht mehrere Milliarden für den Ausbau der Fabrik in die Hand nehmen, ohne dass die Signale ganz klar sind, dass das vom Markt auch abgefragt wird."

United Internet senkt nach dem vorübergehenden Ausfall des Mobilfunknetzes seiner Tochter 1&1 die Erwartungen an das Gesamtjahr etwas. Der Umsatz werde voraussichtlich bei 6,4 Milliarden Euro liegen, teilte der Internet- und Telekommunikationskonzern mit. Zuvor hatte das MDAX-Unternehmen mit 100 Millionen Euro mehr gerechnet. Zwar wäre das immer noch eine Steigerung zu den gut 6,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten rechnen bisher allerdings mit dem Erreichen der alten Prognose.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. August 2024 um 09:00 Uhr.