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marktbericht

Alle Augen auf die Nasdaq Anleger bleiben optimistisch

Stand: 30.07.2024 18:27 Uhr

Nach einem verhaltenen Wochenauftakt konnte der DAX heute wieder zulegen. Mit den Quartalszahlen des Softwarekonzerns Microsoft steht am späten Abend zudem noch ein Highlight auf dem Programm.

Der DAX hat nach einem verhaltenen Wochenauftakt heute wieder etwas zugelegt. Zum Börsenschluss behauptete der deutsche Leitindex ein Plus von 0,49 Prozent auf 18.411 Punkte. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen gewann letztlich 0,83 Prozent auf 25.306,84 Punkte.

Damit blieb der deutsche Leitindex aber auch heute in der aktuellen Handelsspanne gefangen: Seit Mitte Mai pendelt der DAX unterhalb des Rekordhochs von knapp 18.900 Zählern auf und ab. "Niemand erwartet im Moment eine Rally, die vier oder fünf Tage am Stück anhalten wird", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Es ist derzeit ein Vor-und-zurück im DAX, eine trendlose Phase."

Einen Rückschlag gab es im Kampf gegen die Inflation in Deutschland: Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Inflationsrate auf dem Juni-Wert von 2,2 Prozent verharrt.

Die sogenannte Kerninflationsrate - bei der die oft stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden - verharrte bei 2,9 Prozent. "Die unverändert hohe Kerninflation zeigt, dass wir das Thema Inflation noch lange nicht abhaken können", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Schließlich steigen die Löhne stark, was die Preise der meist arbeitsintensiven Dienstleistungen nach oben treibt."

Die am Vormittag veröffentlichten Zahlen zum Wirtschaftswachstum aus großen Ländern der Eurozone fielen derweil uneinheitlich aus. So hat die deutsche Wirtschaft im Frühjahr enttäuscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zum Vorquartal, während Volkswirte ein leichtes Wachstum erwartet hatten. In Frankreich hingegen ist die Wirtschaft etwas stärker als erwartet gewachsen und in Spanien sogar deutlich stärker als erwartet. In Italien legte das BIP wie erwartet zu.

Die Wirtschaft in der Eurozone insgesamt hat sich im zweiten Quartal überraschend gut geschlagen. Sie wuchs um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.

Die Erwartung der Quartalsberichte wichtiger Technologiekonzerne stimmt die Anleger an der Wall Street zwar vorsichtig optimistisch. Allerdings seien sie auch nervös, da in dieser Woche die Zinsentscheidungen der US-Notenbank und der Bank of England erwartet würden, bemerkte Investmentstratege Steve Clayton vom Broker Hargreaves Lansdown.

Neue Inflationsdaten hatten am Freitag in New York die Hoffnung auf eine Reduzierung der Leitzinsen im September geschürt. "Nachdem die Fed bislang nur eher vage Informationen gegeben hat, wann sie gedenkt, die Zinsen erstmals zu senken, könnte eine erneute Unklarheit dieses Mal dem Markt sauer aufstoßen", gibt CMC-Experte Stanzl zu bedenken.

Highlight des heutigen Abends ist allerdings der Blick in die Bücher des Softwareriesen Microsoft. Im weiteren Wochenverlauf stehen auch die Finanzberichte von Unternehmen wie Apple und Amazon an. "Wir wollen sehen, wie einige dieser Unternehmen Geld für die Einführung der Künstlichen Intelligenz (KI) ausgeben und KI-Universen für sich selbst aufbauen, und ob die Investoren ihnen weiterhin genügend Spielraum lassen werden, um dies zu tun", kommentierte Scott Ladner, Chefanleger beim Vermögensverwalter Horizon in North Carolina.

Mögliche Risiken in dieser Berichtssaison sind dabei vor allem die extrem hohen Bewertungen der Tech-Konzerne, die nur noch durch optimistische Gewinnerwartungen zu rechtfertigen sind. Was passiert, wenn die Konzerne diese nicht erfüllen können, zeigten in der vergangenen Woche Alphabet und Tesla, als die US-Technologiebörse Nasdaq zeitweise stark unter Druck geriet. Historisch seien die "Glorreichen Sieben" immer noch teuer bewertet, so Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Es dürfte deshalb nicht reichen, nur Zahlen im Rahmen des bereits Erwarteten zu melden."

Der Euro-Kurs ist gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0824 (Montag: 1,0817) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9238 (0,9244) Euro.

Die Ölpreise haben sich nach den Kursverlusten am Vortag stabilisiert. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete am späten Vormittag 79,84 Dollar. Das waren sechs Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls geringfügig um drei Cent auf 75,84 Dollar.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus ist angesichts von Lieferproblemen im zweiten Quartal weiter unter Druck geblieben. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag bei 814 Millionen Euro und rutschte damit im Jahresvergleich auf weniger als die Hälfte ab, wie der DAX-Konzern mitteilte. Unter dem Strich stand für Airbus ein Gewinn von 230 Millionen Euro. Das waren fast 80 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Airbus zehrt zwar von der Dauerkrise des US-Hauptrivalen Boeing, kommt aber wegen Problemen in der Lieferkette kaum mit dem Abarbeiten von Bestellungen hinterher. Die im Juni gesenkten Jahresprognosen bestätigte das Management um Chef Guillaume Faury.

Der US-Elektroautobauer Tesla will per Softwareupdate bei fast zwei Millionen Autos einen möglichen Fehler an der Motorhaube beseitigen. Von dem Problem sind bis zu 1,85 Millionen Autos der Modellreihen 3, S, X und Y aus den Modelljahren 2020 bis 2024 betroffen, wie aus Dokumenten der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) auf deren Webseite hervorgeht.

Bei Europas größtem Softwarehersteller SAP kommt es erneut zu einem Stühlerücken in der obersten Führungsriege. Marketingchefin Julia White und Vertriebschef Scott Russell werden nach einer Einigung mit dem Aufsichtsrat das Unternehmen zum 31. August verlassen, wie das DAX-Schwergewicht mitteilte. Für Russell laufe bereits die Nachfolgesuche, hieß es, solange übernimmt Vorstandschef Christian Klein Russells Aufgaben übergangsweise selbst.

Deutschlands größter Baukonzern Hochtief und die spanische Mutter ACS legen ihre US-Tochtergesellschaften Dragados und Flatiron zum zweitgrößten Tiefbau- und Bauunternehmen in den Vereinigten Staaten zusammen. Die spanische ACS wird 61,8 und der Essener Baukonzern 38,2 Prozent der Anteile an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen Flatiron Dragados halten.

Der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter senkt nach Umsatz- und Gewinnrückgängen im Halbjahr und einem ausbleibenden wirtschaftlichen Aufschwung seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2024. Das Unternehmen erwarte nun einen Umsatz um zehn Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde nun in einer Spanne zwischen 400 und 500 Millionen Euro gesehen.

Der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble hat zum Abschluss des Geschäftsjahres 2023/24 (per Ende Juni) einen nahezu stagnierenden Umsatz verzeichnet. Er betrug im vierten Quartal 20,5 Milliarden US-Dollar (rund 18,9 Mrd Euro), wie das Unternehmen mitteilte.

Der US-Pharmakonzern Pfizer hat nach einem besser als erwartet ausgefallenem zweiten Quartal erneut die Prognose erhöht. 2024 rechnet der Konzern jetzt mit einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 2,45 und 2,65 US-Dollar. Auch beim Umsatz blickt Pfizer jetzt optimistischer auf das laufende Jahr. Hier werden 59,5 bis 62,5 Milliarden Dollar angepeilt, teilte das Unternehmen mit.

Der US-Pharmakonzern Merck & Co hat im zweiten Quartal dank starker Geschäfte mit seiner Krebsimmuntherapie Keytruda unerwartet gut verdient. Merck erzielte im abgeschlossenen Quartal einen Gewinn von 5,5 Milliarden Dollar nach einem Verlust von sechs Milliarden vor Jahresfrist. Bereinigt um Sonderposten verdiente Merck 2,28 Dollar je Aktie, mehr als die von Analysten im Schnitt erwarteten 2,15 Dollar je Aktie. Der Umsatz kletterte um sieben Prozent auf 16,1 Milliarden Dollar, wie Merck.

Die US-Kunden bleiben trotz Inflation in Konsumlaune und stimmen damit den Zahlungsdienstleister Paypal zum zweiten Mal in diesem Jahr zuversichtlicher. Der US-Konzern hob erneut seine Ergebnisprognose an und peilt nun ein Plus des bereinigten Gewinns im niedrigen bis mittleren zweistelligen Prozentbereich an, wie PayPal mitteilte. Im zweiten Quartal sei das Transaktionsvolumen um elf Prozent auf 416,81 Milliarden Dollar gestiegen, während der Nettoumsatz währungsbereinigt um neun Prozent auf 7,89 Milliarden Dollar zulegte.

Für das Training zweier Schlüsselkomponenten seiner Künstlichen Intelligenz (KI) kommt Apple ohne die Spezialprozessoren des Weltmarktführers Nvidia aus. Die Software läuft stattdessen auf Hochleistungsrechnern der Alphabet-Tochter Google, wie aus einem Entwicklungsbericht des iPhone-Anbieters hervorgeht.

Der britische Energieriese BP hat im zweiten Quartal seinen Gewinn leicht gesteigert und damit die Markterwartungen übertroffen. Das Nettoergebnis stieg auf 2,76 (Vorjahr: 2,6) Milliarden Dollar und lag damit über den Analystenschätzungen von 2,54 Milliarden. Die Anteilseigner sollen an den Zuwächsen mit einer auf 8,0 (7,27) Cent je Aktie angehobenen Dividende beteiligt werden. Zudem will der Ölkonzern auch im zweiten Halbjahr wieder eigene Aktien im Milliardenwert zurückkaufen.

Das Mainzer Biotechunternehmen BioNTech kann mit einem seiner am weitesten fortgeschrittenen mRNA-Projekte einen wichtigen Studienerfolg verbuchen. Die Krebsimmuntherapie BNT111 hat demnach in einer klinischen Studie der Phase 2 das vorrangige Ziel der Untersuchung erreicht, wie BioNTech mitteilte.

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat im zweiten Quartal ihren Gewinn gesteigert. Unter dem Strich stieg das Ergebnis um 14 Prozent auf 661 Millionen Euro, wie das Institut mitteilte. Die RBI liegt damit über den Erwartungen. Mehr als die Hälfte des Konzerngewinns trug erneut die russische Tochter bei. Neuigkeiten zum geplanten Rückzug aus Russland gab es nicht - die Bank arbeite weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der russischen Tochter.

Covestro blickt in einem weiterhin schwierigen Geschäftsumfeld vorsichtiger auf das Gesamtjahr. Konzernchef Markus Steilemann rechnet laut einer Mitteilung für 2024 nun mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 1 und 1,4 Milliarden Euro - nach knapp 1,1 Milliarden im Vorjahr. Darüber hinaus sieht Covestro sieht Fortschritte in den Übernahmeverhandlungen mit dem Ölriesen aus Abu Dhabi. "Die Gespräche laufen weiterhin sehr konstruktiv", sagte Finanzchef Christian Baier.

Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials konnte im zweiten Quartal einen steigenden bereinigten operativen Gewinn verbuchen. Er kletterte von April bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 971 Millionen Euro. "Für das zweite Halbjahr bleiben wir zuversichtlich und bestätigen unseren Ausblick für das Gesamtjahr 2024", erklärte Vorstandschef Dominik von Achten.

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care hat im zweiten Quartal von einer gestiegenen Profitabilität im Produktgeschäft und Einsparungen profitiert. Der bereinigte operative Gewinn legte zu konstanten Wechselkursen um acht Prozent auf 433 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen mitteilte. Der Umsatz fiel indes um ein Prozent auf 4,76 Milliarden Euro, bereinigt um Sondereffekte und zu konstanten Wechselkursen stagnierte er. Vorstandschefin Helen Giza bekräftigte zudem die Jahresziele von FMC.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Juli 2024 um 09:00 Uhr.