Positiver Wochenabschluss DAX mit drittem Gewinntag in Folge
Die Rezessionssorgen zu Monatsbeginn hat der deutsche Aktienmarkt endgültig abgeschüttelt. Nach einer starken Woche schließt der DAX auch heute im Plus. Zinssenkungsfantasien locken Investoren zurück an die Börse.
Der deutsche Aktienmarkt hat eine starke Woche mit weiteren Kursgewinnen beendet. Vor der mit Spannung erwarteten Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve am kommenden Mittwoch kletterte der DAX heute um 0,98 Prozent auf 18.699 Punkte, nachdem er bereits gestern gut ein Prozent gestiegen war. Auf Wochensicht steht damit unter dem Strich ein Gewinn von rund zwei Prozent.
"Anleger steigen derzeit mit sehr viel geldpolitischem Rückenwind in den Aktienmarkt ein", erklärt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Es scheint, als wäre die kurze Korrektur im DAX von der 19.000er-Marke bereits wieder überstanden." Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) erwartungsgemäß den Einlagenzins in der Eurozone um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent gesenkt. Das war an den Märkten zwar bereits eingepreist. Mit diesem langsamen, aber kontinuierlichen Zinssenkungspfad erhalten die Börsen jedoch einen stetigen geldpolitischen Rückenwind.
"Der weitere Abstieg vom Zinsgipfel mindert nicht nur die Attraktivität der geldmarktnahen Anlagen", sagt Kapitalmarktstratege Robert Halber von der Baader Bank. "Er stimuliert vor allem nachhaltig die konjunkturellen und damit fundamentalen Auftriebskräfte der Aktienmärkte." Das gilt um so mehr, als auch die US-Notenbank Federal Reserve in der kommenden Woche der EZB auf ihrem Zinspfad folgen dürfte. Die Finanzmärkte gehen bereits fest von einer Zinswende auch in den Vereinigten Staaten aus. Im Verlauf der Woche hatten Verbraucher- und Erzeugerpreisdaten weitere Hinweise auf eine sich abschwächende Inflation geliefert. Nun stiegen auch die US-Einfuhrpreise im August weniger stark als zuletzt.
Ungewiss ist allerdings, wie groß der Zinsschritt nach unten nächsten Mittwoch ausfallen wird. Bei den Anlegerinnen und Anlegern nehmen die eigentlich abgehakten Erwartungen an einen großen Zinsschritt wieder zu. Denn der ehemalige Präsident der New Yorker Federal Reserve, Bill Dudley, sagte zuletzt, es gebe triftige Argumente für eine Senkung um 50 Basispunkte. Aus Sicht der Commerzbank ist dies allerdings wenig wahrscheinlich: "Kommende Woche wird es für die Fed in erster Linie darauf ankommen, den Zinssenkungsprozess einzuleiten. Dazu reicht ein Schritt von 25 Basispunkten aus, mit dem wir auch rechnen."
RoboMarkets-Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar hält einen großen Zinsschritt am kommenden Mittwoch ebenfalls für unwahrscheinlich. Daher wäre der geschaffene Fakt einer Zinswende in den USA "eine gute Gelegenheit für Gewinnmitnahmen", so Molnar. Ein Risikofaktor an der Börse bleibt indes weiter die schwächelnde Konjunktur. "Mit neuen Rezessionssignalen würde sofort wieder Unsicherheit aufkommen", betont Stanzl. Ohne Rezession seien die Leitzinssenkungen "ein Geschenk, da sie das Gewinnwachstum der Unternehmen ohne bremsenden Effekt einer allzu starken wirtschaftlichen Abkühlung beflügeln".
Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im Juli gedrosselt. Sie verringerte ihre Fertigung um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das EU-Statistikamt heute mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten mit einem stärkeren Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Produktion stagniert. Zunächst war von einem Minus von 0,1 Prozent die Rede gewesen. Verglichen mit dem Vorjahresmonat sank die Industrieproduktion im Juli um 2,2 Prozent.
Die Erzeugung von Investitionsgütern, etwa Maschinen und Fahrzeuge, verringerte sich diesmal gegenüber Juni - und zwar um 1,6 Prozent. Die Hersteller haltbarer Konsumgüter fuhren ihre Produktion sogar um 2,8 Prozent zurück. Bei Vorleistungsgütern ergab sich ein Minus von 1,3 Prozent zum Vormonat. Energieversorger erzeugten hingegen 0,3 Prozent mehr. Die Volkswirte der Europäischen Zentralbank erwarten für die Euro-Zone nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr von 0,8 Prozent.
An der Wall Street deutet sich derweil ebenfalls ein positiver Wochenabschluss an. Der US-Leitindex Dow Jones startete heute 0,3 Prozent höher auf 41.220 Punkte und weitete die Gewinne im Laufe des Handels aus. Damit steuert er auf ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent zu. Auch der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 liegen zum Handelsschluss in Frankfurt moderat im Plus.
Dem Nasdaq 100 winken auf Wochensicht sogar Kursgewinne von knapp sechs Prozent. Schon zur Wochenmitte hatte Chipkonzern Nvidia den Hype rund um Künstliche Intelligenz (KI) zurück aufs Börsenparkett gebracht. Nvidia-Chef Jensen Huang berichtete auf einer Technologiekonferenz über eine ungebrochen hohe Nachfrage nach den knappen Chips des KI-Vorzeigeunternehmens. Die daraufhin ausgelöste Euphorie dürfte auch vor dem Wochenende noch nicht komplett abebben, zu Handelsbeginn geht es für die Nvidia-Aktie moderat nach oben.
Der Euro hat heute an seine Kursgewinne vom Vortag angeknüpft. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag bei 1,1088 Dollar gehandelt und damit etwas höher als am Morgen. Seit gestern konnte der Euro mehr als ein halbes Prozent zulegen.
Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins angesichts der hartnäckigen Inflation überraschend angehoben. Der Schlüsselsatz werde von 18 auf 19 Prozent erhöht, teilten die Währungshüter in Moskau mit. Sie signalisierten zugleich, ihre Geldpolitik schon bei ihrem nächsten Treffen erneut zu straffen und begründeten den Schritt damit, dass die Inflationserwartungen von Verbrauchern und Unternehmen gestiegen seien. Der Inflationsdruck bleibe hoch, es gebe noch keine Hinweise auf ein Nachlassen. Die Zentralbank geht davon aus, dass ihre Hochzinspolitik die Teuerungsrate im kommenden Jahr auf 4,0 bis 4,5 Prozent drücken wird. Im August sind die Verbraucherpreise mit rund neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat etwa doppelt so stark gestiegen.
Die Ölpreise haben ihre Erholung fortgesetzt. Am Nachmittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 72,44 Dollar. Das waren 47 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober stieg um 46 Cent auf 69,43 Dollar. Die Notierungen profitierten kurz vor dem Wochenende von einer weiter freundlichen Stimmung an den Finanzmärkten. Überwiegende Kursgewinne an den Aktienbörsen sorgten für mehr Risikofreude, was die Ölpreise mit nach oben zog, wie es von Marktbeobachtern hieß.
Der Goldpreis hat mit der Aussicht auf sinkende Zinsen seine Rekordjagd fortgesetzt. An der Börse in London stieg die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) bis auf 2.572,98 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Auch in Euro gerechnet erreichte der Preis ein Rekordhoch bei 2319,30 Euro je Unze. Seit Beginn des Jahres hat das Edelmetall mittlerweile etwa 25 Prozent an Wert gewonnen. Stärkster Treiber für den Höhenflug sind Spekulationen auf sinkende Zinsen. Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, verstärkt die Aussicht auf fallende Zinsen zum Beispiel für Staatsanleihen die Nachfrage nach dem Edelmetall.
Europaweit und auch hierzulande haben sich Autowerte heute deutlich von ihren jüngsten Verlusten erholt. So stiegen Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen zwischen 1,9 und 2,8 Prozent. Wie es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hieß, drängt der Herstellerverband ACEA auf eine Lockerung der Emissionsziele, die eigentlich 2025 greifen sollen. Zuletzt waren Stimmen lauter geworden, dass diese eine Bedrohung für die Branche seien. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan sagte, dass es der Branche guttäte, wenn sie bei der Umstellung auf Elektromobilität "zwei weitere sehr wichtige Jahre" an Zeit bekäme. Die Kostenbasis könne gesenkt und die Marge auf ein Niveau mit jener für Verbrennungsmotoren gebracht werden.
Die VW-Beschäftigten wollen sich nach Angaben des Betriebsrats notfalls auch mit Streiks gegen die neuen Sparpläne bei Volkswagen zur Wehr setzen. "Wir werden uns gegen Werksschließungen und Massenkündigungen wehren, mit allem, was wir haben - bis hin zum Arbeitskampf", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einem Interview mit dem Magazin Focus. "Die Menschen machen sich große Sorgen. Es geht jetzt wirklich um alles." Cavallo sprach von einem "Ausnahmezustand bei VW".
Der in einem Konzernumbau mit massiven Stellenverlusten steckende Autozulieferer Continental schließt Kündigungen nicht aus. Stand heute könne man "betriebsbedingte Kündigungen an einzelnen Standorten in der Verwaltung nicht vollständig ausschließen", sagte Auto-Vorstand Philipp von Hirschheydt der Wirtschaftswoche. Ob diese nötig sein würden, entscheide sich in den nächsten Wochen. "Dies hängt davon ab, ob wir genügend Stellen in der Verwaltung durch freiwillige Maßnahmen reduzieren können", sagte der Manager. Der Reifenhersteller und Autozulieferer baut seine kriselnde Autosparte mit Blick auf eine Abspaltung und einen Börsengang um und streicht dabei weltweit Tausende Jobs, vor allem in der Verwaltung.
Bei der möglichen Übernahme der deutschen Commerzbank durch die italienische Unicredit muss aus Sicht der Bundesbank die Stabilität im Vordergrund stehen. "Wir benötigen starke und robuste Banken", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Deutschlandfunk. Es komme bei einem Banken-Zusammenschluss darauf an, dass sich am Ende die Geschäftsmodelle ergänzten und eine Bank entstehe, die wettbewerbsfähig sei. "Das werden sich auch die Aufsichtsbehörden ganz genau anschauen."
Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sieht derweil in einem möglichen Zusammenschluss der mehr Chancen als Risiken - sowohl für den Standort Deutschland als auch für die Finanzindustrie und den EU-Kapitalmarkt. "Wenn Europa auf dem globalen Finanzmarkt mithalten will, darf die Branche nicht mehr so kleinteilig organisiert bleiben", sagte das Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft der Nachrichtenagentur Reuters. Die Internationalisierung könne durch ein Zusammengehen der beiden Häuser vorangetrieben werden.
Der dänische Logistiker DSV kauft die Logistiktochter der Deutschen Bahn, DB Schenker. Der Preis solle 14,3 Milliarden Euro betragen, teilte DSV mit. Ein Vorvertrag sei unterzeichnet. Nach Zustimmung von Aufsichtsrat und Eigentümern soll der Kauf laut DSV im zweiten Quartal 2025 formal abgeschlossen sein. DSV setzte sich damit gegen den zweiten verbliebenen Bieter durch, den Finanzinvestor CVC. Dieser hatte nach Angaben aus Verhandlungskreisen etwas weniger geboten, wurde jedoch von der Schenker-Gewerkschaft Ver.di favorisiert. Diese fürchtet beim Verkauf an DSV einen massiven Abbau von Stellen vor allem in der Verwaltung.
Dem kriselnde Flugzeugbauer Boeing ist es nicht gelungen, einen Streik seiner größten Gewerkschaft mit Lohnerhöhungen abzuwenden. Gestern entschieden sich die Arbeiter mit einer überwältigenden Mehrheit von 96 Prozent für einen Streik. Boeing hatte in der Vereinbarung mit der Gewerkschaft IAM ein Einkommensplus von 25 Prozent zugesagt. Die rund 33.000 Beschäftigten bauen unter anderem das Bestseller-Modell Boeing 737. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Erhöhung um 40 Prozent gefordert. In der Abstimmung wurde die Vereinbarung mit einer Mehrheit von 94,6 Prozent abgelehnt.
Mitten in der Diskussion um Investitionskürzungen bei Intel hat die Europäische Union (EU) Staatshilfen für ein geplantes Werk des US-Konzerns in Polen genehmigt. Dies gab der polnische Digitalminister Krzysztof Gawkowski heute bekannt. Die Beihilfen seines Landes beliefen sich auf umgerechnet 1,7 Milliarden Euro. Nun müsse noch ein entsprechendes Gesetz verabschiedet und die EU formell informiert werden, bevor der Vertrag mit dem kriselnden US-Konzern unterzeichnet werden könne. "Wir gehen davon aus, dass dieser gesamte Prozess bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird", sagte der stellvertretende Digitalminister Dariusz Standerski.
Der Autobauer Tesla trickst laut einem Bericht des Magazins Spiegel bei den Preiserhöhungen wegen der von der EU beschlossenen Strafzölle auf E-Autos aus China. Das US-Unternehmen habe den Preis für sein in China produziertes Model 3 deutlich stärker angehoben, als die Zölle es rechtfertigen würden, berichtete das Magazin. Demnach hob Tesla den Preis für seine Elektroautos in Deutschland Anfang Juli an und verwies auf die EU-Aufschläge beim Import. Diese lagen laut einer ersten Ankündigung der EU-Kommission im Juni bei 21 Prozent. Anschließend verhandelte Tesla jedoch mit Brüssel und der Strafzollsatz sank auf acht Prozent. Den zuvor erlassenen Preisaufschlag behielt Tesla laut Spiegel jedoch bei.
Der Energiekonzern EnBW prüft angesichts stark steigenden Investitionsbedarfs für seine grüne Wachstumsstrategie eine Kapitalerhöhung von rund drei Milliarden Euro. Über diese und weitere Finanzierungsmöglichkeiten stehe das Unternehmen im intensiven Austausch mit seinen Anteilseignern, teilte EnBW mit. Die Entscheidung über die Schaffung der dafür notwendigen Voraussetzungen liege bei der Hauptversammlung. Das bis 2030 laufende Investitionsprogramm sehe Ausgaben für die Energiewende von mindestens 40 Milliarden Euro vor, erklärten die Karlsruher. Darüber hinaus zeichne sich weiterer Investitionsbedarf ab, der das Gesamtvolumen in diesem Zeitraum auf etwa 50 Milliarden steigen lassen könnten.
Der Lufthansa-Konzern setzt auf seinen Kurz- und Mittelstrecken zunehmend auf angemietete Flugzeuge und Crews. Dafür wird die bereits bestehende Partnerschaft mit der lettischen AirBaltic ausgebaut, wie beide Partner berichten. Bereits im kommenden Sommerflugplan sollen bis zu 21 AirBaltic-Jets vom Typ Airbus A220 Flüge an verschiedenen Drehkreuzen, darunter Frankfurt und München, eingesetzt werden. Im Winter reduziert sich die Mietflotte dem Plan zufolge dann auf fünf Flugzeuge. Der Kontrakt gilt für drei Jahre.
Der weltgrößte Reisekonzern TUI startet den Verkauf von Reisen, Kreuzfahrten und Ausflügen in Lateinamerika. "TUI ist ein globales Unternehmen mit globaler Präsenz, aber heute verkaufen wir hauptsächlich an europäische Kunden", sagte Vorstandschef Sebastian Ebel der Nachrichtenagentur dpa. Lateinamerika stelle eine weitere Wachstumschance dar. "Über unsere digitalen Plattformen sind wir in der Lage, die steigende Nachfrage in der Region zu decken und schnell zu expandieren."
Adobe schockt die Märkte mit einer Umsatzwarnung. Der "Photoshop"-Anbieter geht nach eigenen Angaben vom Vortag für das vierte Quartal von Erlösen zwischen 5,50 und 5,55 Milliarden Dollar aus. LSEG-Daten zufolge hatten Analysten allerdings mit 5,61 Milliarden Dollar gerechnet. Grund seien ein harter Wettbewerb in der Branche und eine maue Nachfrage nach KI-Werkzeugen angesichts des herausfordernden Wirtschaftsumfelds. Im nachbörslichen Handel brach die Adobe-Aktie um mehr als neun Prozent ein.
Der Unternehmenssoftware-Anbieter Salesforce will mit sogenannten KI-Agenten punkten, die eigenständig mehrstufige Aufgaben zum Beispiel in der Kundenbetreuung übernehmen können. Bei der Vorstellung demonstrierte Salesforce, wie die Software ein Telefonat für eine Warenhaus-Kette führen konnte, bei dem es um den Umtausch eines zu klein gekauften Pullovers ging.
Das Programm konnte dabei durch Zugang zum Kundenkonto sofort erkennen, um welche Bestellung es ging, und anhand bisheriger Käufe einschätzen, welche Größe passender gewesen wäre. Das Programm konnte bei dem Telefonat auch die Versandoptionen zur Adresse des Käufers auflisten.