Berichtssaison stützt Neue Zuversicht
Eine Reihe erfreulicher Unternehmensdaten und technische Faktoren haben die Märkte zu Wochenbeginn aus ihrer Lethargie gerissen. DAX und Dow Jones verbuchten deutliche Kursgewinne.
Die Börsen in Europa und den USA sind gut aufgelegt in die neue Woche gestartet. Nach den jüngsten Kursverlusten waren US-Aktien wieder stark gefragt. Der Leitindex Dow Jones legte um 1,86 Prozent zu.
Die Technologietitel des Nasdaq 100 gewannen 3,46 Prozent. Die Industriestimmung im US-Bundesstaat New York hat sich im Oktober verschlechtert. Der Empire-State-Index fiel gegenüber dem Vormonat um 7,6 Punkte auf minus 9,1 Zähler, wie die regionale Notenbank von New York mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem moderateren Rückgang auf minus 4,3 Punkte gerechnet. In der augenblicklichen Lage sind die Märkte aber geneigt, solche schwächeren Konjunkturdaten positiv zu werten, da sie tendenziell den Preisdruck dämpfen, was etwas Druck von der US-Notenbank nimmt.
Zudem könnte den Märkten auch die positive Saisonalität in die Hände spielen. Am 8. November finden in den USA Zwischenwahlen statt. "In den Zwischenwahljahren, in denen sich ein US-Präsident der Demokratischen Partei in seinem zweiten Amtsjahr befand, kam es mit Ausnahme des Jahres 1980 (Jimmy Carter) stets zu Kursanstiegen vor den Wahlen vom aktuellen Zeitpunkt aus betrachtet", erklärt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Auch die immer noch negative Stimmung unter den Anlegern gibt den Kursen Auftrieb. Laut der aktuellen Sentiment-Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) verharrt die Stimmung unter den Privatanlegern mit einem "Bären"-Anteil von 55,9 Prozent weiterhin im extrem pessimistischen Bereich. Mit anderen Worten: Viele Anleger, die verkaufen wollten, dürften dies bereits getan haben. Wenn dem Markt aber die Verkäufer ausgehen, steigen die Kurse. Die negative Stimmung unter den Privatanlegern wird daher als Kontraindikator interpretiert.
Zuvor hatte sich schon der deutsche Markt kräftig von seinen jüngsten Verlusten erholt. Immerhin 1,7 Prozent Plus standen zum Schluss des Xetra-Handels auf der Anzeigentafel für den DAX. Der deutsche Leitindex notiert damit nahe seines Monatshochs, was per se eine günstige technische Ausgangslage darstellt.
Die Kehrtwende bei den Steuerplänen in Großbritannien hat die Anleger beruhigt. Das britische Pfund machte einen Teil seiner jüngsten Verluste wett und stieg um über ein Prozent auf 1,1616 Euro. Zuvor hatte die Ankündigung milliardenschwerer Steuersenkungen und Entlastungspakete die Finanzmärkte in Turbulenzen gestürzt.
Der Euro konnte zum Dollar Boden gutmachen. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Abend bei 0,9840 Dollar. Die Weltreservewährung Dollar gab auch gegenüber anderen Währungen nach.
Die Ölpreise sind mit leichten Aufschlägen in die neue Woche gestartet. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 91,89 US-Dollar. Das waren 0,2 Prozent mehr als am Freitag. Dabei könnten die erwogenen neuen Sanktionen der EU gegen den Iran eine Rolle gespielt haben. In der vergangenen Woche waren die Ölpreise wegen Konjunktursorgen deutlich gefallen.
An der Wall Street geht der Zahlenreigen der US-Großbanken in die zweite Runde. Die Bank of America überraschte positiv, da sie mit den wirtschaftlichen Turbulenzen im dritten Quartal besser zurecht kam als von Experten erwartet. Trotz hoher Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle machte die Bank nur etwas weniger Gewinn. Der den Aktionären zuzurechnende Nettogewinn sank um neun Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar nach 7,3 Milliarden im Vorjahr, teilte das Geldhaus mit. Dabei sprach Bankchef Brian Moynihan von einem starken Kundenwachstum. "Die zunehmende Kundenaktivität steigerte die Einnahmen um acht Prozent", erklärte Moynihan.
Auf ein geteiltes Echo stieß die mögliche Wiedervereinigung der Medienunternehmen News Corp und Fox Corp. Während die News-Aktien zulegten, ging es für die Fox-Papiere bergab. Nach Angaben beider Firmen plant Medienmogul Rupert Murdoch deren Zusammenlegung. Dessen Familien-Trust hält etwa 40 Prozent der stimmberechtigten Aktien beider Unternehmen. Durch die Fusion könnten Kosten gespart werden und das größere Unternehmen könnte leichter neue Geschäftsfelder wie Sportwetten über mehrere Medienkanäle erschließen, hieß es.
Die Deutsche Lufthansa erhöhte am Nachmittag ihre Prognose für das Jahresergebnis. Die Fluggesellschaft erwartet nun ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von mehr als einer Milliarde Euro. Bisher hatte sie mit mehr als 500 Millionen gerechnet. Gründe für den gewachsenen Optimismus seien die Entwicklung im dritten Quartal, die Buchungslage für die nächsten Monate und ein absehbares Rekordergebnis von Lufthansa Cargo. Im dritten Quartal hat sich das bereinigte Ebit der Lufthansa auf rund 1,1 Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Der Konzernumsatz verdoppelte sich fast auf 10,1 Milliarden Euro. Der Sommer 2021 war noch stark von der Corona-Krise geprägt gewesen. Schon zuvor hatte die im MDAX notierte Aktie dem Pilotenstreik bei der Tochter Eurowings getrotzt. Bei der Billigfluglinie gingen die Piloten am Morgen erneut in den Ausstand. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat zum Arbeitskampf von heute 00.00 Uhr bis Mittwoch 23.59 Uhr aufgerufen.
Der Energiekonzern RWE will die AKW-Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz schnell umsetzen. "Dies ist eine politische Entscheidung, die wir in der aktuellen Energiekrise nachvollziehen können", erklärte der Konzern am Abend. RWE werde unverzüglich alle notwendigen Vorbereitungen treffen, um den Leistungsbetrieb seines Kraftwerks Emsland bis zum 15. April zu ermöglichen. RWE begrüße zudem, dass die politische Verständigung zum Kohleausstieg im Rheinischen Revier gesetzgeberisch umgesetzt werden und die Voraussetzungen für den Zubau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke geschaffen werden sollten. "Die heutige Entscheidung schafft Klarheit und Planungssicherheit."
Pfeiffer Vacuum blickt nach erfolgreichen neun Monaten optimistischer auf 2022. Der Umsatz werde um elf bis 14 Prozent wachsen und mit 860 bis 880 Millionen Euro über den Schätzungen von Analysten liegen, teilte der Vakuumpumpen-Hersteller am Abend mit. Bisher hatte Pfeiffer ein Umsatzplus von fünf Prozent oder mehr angepeilt. Die Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern gegenüber dem Umsatz) soll weiter "um 14 Prozent" liegen. In den ersten neun Monaten war der Umsatz um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 668,7 Millionen Euro gestiegen. Das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 27,0 Prozent auf 94,0 Millionen Euro zu. Die Marge stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 14,1 Prozent. Der Auftragseingang kletterte um 25,4 Prozent auf 866,5 Millionen Euro.
Adidas hat aus dem Verkauf der US-Marke Reebok 1,5 Milliarden Euro über einen Aktienrückkauf an seine Aktionäre weitergereicht. Das zweite Rückkaufprogramm in diesem Jahr sei damit abgeschlossen, teilte der fränkische Sportartikelkonzern heute mit. Der DAX-Konzern hatte Reebok für bis zu 2,1 Milliarden Euro an den US-Konzern Authentic Brands verkauft.
Der DAX-Konzern Bayer testet einen Medikamentenkandidaten gegen bestimmte Wechseljahresbeschwerden nun auch an Brustkrebspatientinnen. In der Phase-3-Studie soll das Mittel zur Behandlung von Hitzewallungen untersucht werden, die durch eine endokrine Therapie bei Brustkrebspatientinnen verursacht werden, wie der Agrarchemie- und Pharmakonzern heute mitteilte.
Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S will mit einer umweltfreundlicheren Produktion den Betrieb seines größten deutschen Kaliwerks Werra bis 2060 sicherstellen. Mit dem Projekt "Werra 2060" sollen die Umweltauswirkungen des Werks maßgeblich verringert werden, wie Vorstandschef Burkhard Lohr heute ankündigte.
Die Drägerwerk-Aktie war mit einem Minus von 4,8 Prozent der größte Verlierer im SDAX. Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern kann nach einem schwachen Quartal die Prognose für das laufende Jahr nicht mehr halten. Zur Begründung verwies der Vorstand auf anhaltende Probleme in der Lieferkette und hohe Kosten für die Beschaffung von Materialien.
Auch die Hypoport-Aktie stand zeitweise unter Druck, konnte sich aber in die Pluszone retten. Die im Zuge gestiegener Zinsen und Wirtschaftsrisiken gesunkene Immobiliennachfrage hat bei dem Finanzdienstleister zu Geschäftseinbußen geführt. Das Transaktionsvolumen auf Hypoports Kreditplattform Europace fiel im dritten Quartal um fast ein Fünftel auf 20 Milliarden Euro. Nachdem das Unternehmen im September seine Jahresziele kassiert hatte, hätten die Zahlen nicht mehr groß überrascht, sagten zwei Analysten. Im bisherigen Jahresverlauf ist die Aktie mit einem Minus von über 80 Prozent das zweitschwächste Papier im SDAX.
Der britische Öl- und Gaskonzern BP will bis Ende des Jahres den US-Biogas-Hersteller Archaea Energy für rund 4,1 Milliarden Dollar inklusive Schulden übernehmen. Das Management von Archaea stimmt dem Deal zu. Die Archaea-Aktie schnellte um gut die Hälfte nach oben. BP-Papiere gaben in London leicht nach. Archaea betreibe 50 Biogas- und Gas-to-Energy-Anlagen in den USA, teilte BP mit. Durch die Übernahme will der internationale Energieriese sein operatives Ergebnis aus dem Biogasgeschäft bis 2030 auf ungefähr zwei Milliarden Dollar verdoppeln. Archaea sieht sich als einen der führenden Biogasproduzenten in den Vereinigten Staaten.
Vodafone und die französische Altice wollen mit einem Gemeinschaftsunternehmen bis zu sieben Milliarden Euro in den Ausbau der Glasfasernetze in der Bundesrepublik investieren. Ziel seien rund sieben Millionen neue Glasfaseranschlüsse in den kommenden sechs Jahren, teilte Vodafone mit. Die Glasfaserleitungen sollen nach "modernstem Standard" bis in die heimischen vier Wände verbaut werden, versprach der Telekom-Konkurrent.
Der Bahntechnikspezialist Vossloh hat ein starkes drittes Quartal hinter sich, weshalb der Vorstand nun die Geschäftsjahresprognosen für die Ertragskraft konkretisierte. So soll die Ebitda-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zum Umsatz) zwischen 12,0 und 12,5 Prozent liegen, während bisher 11,5 und 13,5 Prozent in Aussicht gestellt worden waren. Die Spanne für die Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz) wird jetzt zwischen 7,0 und 7,5 Prozent angegeben. Bisher hatte Vossloh eine Ebit-Marge zwischen 6,0 und 8,0 Prozent prognostiziert.
Zum Start der 2,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung stürzten die Bezugsrechte auf neue Aktien der italienischen Krisenbank Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) ab. Sie verloren in Mailand nach mehreren Handelsunterbrechungen gut 91 Prozent und kosteten 0,70 Euro.
Ermutigende Testergebnisse eines Corona-Impfstoffs ermunterten Anleger zum Einstieg bei Bavarian Nordic. Die Aktien der Pharmafirma steigen in Kopenhagen um fast zehn Prozent. Der Wirkstoff zeigt den Angaben zufolge als Auffrischungsimpfung eine anhaltende Antikörper-Antwort.