Nach neuen Jobdaten Rätselraten an der Wall Street
Gemischt ausgefallene Jobdaten haben die US-Anleger verunsichert. Denn das Rätselraten um den zukünftigen Zinskurs der Notenbank ging weiter und sorgte für einen wechselvollen Handelsverlauf.
Die US-Börsen haben zum Wochenschluss nach wechselvollem Handelsverlauf am Ende höher geschlossen. Der Leitindex Dow Jones gewann 1,26 Prozent auf 32.403 Punkte. Die Nasdaq, die zwischenzeitlich immer mal wieder das Vorzeichen wechselte, ging bei 10.475 Zählern um 1,28 Prozent höher aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index schloss bei 3770 Punkten um 1,36 Prozent höher.
Primäres Thema des Tages an der Wall Street waren die neuen Daten vom Arbeitsmarkt und deren Auswirkung auf die Zinspolitik der Notenbank Federal Reserve (Fed). Dabei ging das Rätselraten über das künftige Zinstempo der amerikanischen Notenbank nach den gemischt ausgefallenen Zahlen weiter.
Ein Anstieg der Arbeitslosenquote im Oktober von 3,5 auf 3,7 Prozent hatte zunächst die Hoffnung der Anleger auf weniger große Zinsschritte der US-Notenbank Fed genährt. Jedoch liefern die Daten Analysten zufolge insgesamt keine klaren Hinweise dafür, dass die Fed wirklich auf die Bremse treten könnte.
Denn der Stellenaufbau fiel mit 261.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft stärker aus als von Analysten erwartet. "Hier findet ein echter Kampf zwischen Bullen und Bären statt", sagte Dennis Dick, Marktanalyst beim Broker Triple D Trading. "Die Bären sagen, dass die Fed nicht umschwenken wird, bis sich die Daten abkühlen, während die Bullen sagen, dass ein Großteil dieser Baisse bereits eingepreist ist." Der robuste Arbeitsmarkt war einer der Faktoren, die es der US-Notenbank ermöglichten, die Zinssätze unablässig anzuheben.
Zur Wochenmitte hatte Fed-Chef Jerome Powell zwar eine etwas langsamere Gangart im Zinszyklus signalisiert, nicht aber das Ende der Erhöhungen. Darauf stellt sich der Markt jetzt ein. Optimisten hatten schon auf ein Ende der extremen Zinserhöhungen gesetzt, davon kann aber noch keine Rede sein.
Am Wochenende werden auch in den USA die Uhren zurückgestellt, so dass der Handel dann ab Montag wieder um 15.30 Uhr unserer Zeit beginnt und bis 22.00 Uhr dauert.
So schnell geht es manchmal an der Börse: Die Aussicht auf eine Lockerung der strikten Null-Covid-Politik in China hat an der Börse für viel Fantasie gesorgt und den DAX um 2,51 Prozent auf 13.459 Punkte angeschoben.
In der Spitze überwand der deutsche Leitindex bei 13.542 Punkten sogar die Widerstandsmarke bei 13.500 Punkten, die noch zur Wochenmitte weiter entfernt schien denn je. Ganz konnte der Index das hohe Niveau dann aber nicht behaupten. Im Wochenvergleich legte der deutsche Leitindex um rund 1,6 Prozent zu und bügelte damit die Delle wieder aus, die zuvor entstanden war.
Derzeit halten sich am Markt Gerüchte, eine Lockerung der strengen Null-Covid-Politik in China stehe im Raum. Am Freitag gaben Äußerungen von Guang Zeng, dem ehemaligen chinesischen Chefexperten für Epidemiologie, diesen Hoffnungen zusätzliche Nahrung.
"Die Märkte fassen wieder etwas mehr Zutrauen angesichts der Gerüchte, dass China Covid-Restriktionen lockern könnte", schrieb Analystin Sophie Lund-Yates vom Broker Hargreaves Lansdown. Die Undurchschaubarkeit der Politik Chinas habe großen ökonomischen Schaden angerichtet, sowohl außerhalb Chinas als auch im Land selbst. Jedes Indiz für lockerere Regeln könne daher als "Schmiermittel" für Chinas Wirtschaft wirken.
Heute hat Bundeskanzler Olaf Scholz China besucht - begleitet von mehreren Topmanagern. Diese haben zuletzt trotz Kritik am Kurs des Landes immer wieder auf die besondere Wichtigkeit der Beziehungen zu China hingewiesen.
Die US-Arbeitsmarktdaten, sonst meist der Höhepunkt der Sitzung, traten in Anbetracht des heutigen China-Fokus zurück, zumal sie schwer zu interpretieren waren.
"In den USA ist die Arbeitsmarktsituation weiterhin solide", kommentierte Ulrich Wortberg, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Daher gibt es für die US-Notenbank auch keinen Grund, den Zinserhöhungsprozess zu beenden."
Beim Blick auf die Einzelwerte wird klar, wie wichtig der chinesische Markt für so manche Firma ist. Die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas haussierte heute im DAX um mehr als 20 Prozentpunkte, nachdem sie zuletzt kräftig Federn lassen mussten. Dies, weil vor allem das China-Geschäft des Weltkonzerns aus Herzogenaurach nicht mehr gut lief.
Den endgültigen Wendepunkt markierte dann aber die Nachricht, dass der scheidende Puma-Chef Björn Gulden vor einem Wechsel zum größeren Konkurrenten Adidas steht und dort die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren trägt. Adidas bestätigte am Freitag Gespräche mit dem 57-Jährigen über die Nachfolge von Vorstandschef Kasper Rorsted, der spätestens im kommenden Jahr vorzeitig den Hut nehmen will.
Der norwegische Ex-Fußballprofi Gulden hatte unmittelbar zuvor seinen Abschied bei Puma nach neun Jahren zum Jahresende angekündigt. Nachfolger von Gulden bei Puma wird Arne Freundt, bisher schon Mitglied im Vorstand der Franken. Puma-Aktien gaben im DAX gegen den Trend nach.
Neben den Stahlherstellern, der Luxus- und Modebranche profitierten Chemietitel von der Spekulation über eine etwaige teilweise Lockerung von Coronarestriktionen in China. So stiegen im DAX die Aktien von Covestro um über 6,0 Prozent und die von BASF um rund 4,7 Prozent. Im MDAX legten Lanxess und Wacker Chemie zu. Europas Chemiesektor war der größte Gewinner hinter den Rohstoffproduzenten. Auch Aktien von Luxus-Unternehmen, traditionell stark von chinesischen Käufern abhängig, aber kaum auf deutschen Kurszetteln zu finden, gehörten in Europa zu den Gewinnern.
Die hartnäckigen Spekulationen trieben zum Wochenschluss auch die Eisenerzpreise nach oben. In deren Fahrwasser legten die Aktien europäischer Stahlproduzenten zu. Im MDAX waren Thyssenkrupp und Aurubis gefragt, im SDAX zogen Salzgitter um rund sieben Prozent an.
Derweil hat es am späten Vormittag in puncto Inflation sachte Entspannungssignale für den Euroraum gegeben: Der rasante Anstieg der Erzeugerpreise im Euroraum wurde im September leicht abgebremst. Die Produzentenpreise in der Industrie erhöhten sich im September um 41,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im August hatte das Plus noch bei 43,4 Prozent gelegen - ein Rekordwert.
Die Erzeugerpreise sind ein wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, die wiederum maßgeblich den geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmen.
Der Euro drehte am Nachmittag nach den US-Daten ins Plus und wird im US-Handel aktuell bei 0,9962 Dollar deutlich höher gehandelt als am Vormittag. Die Gemeinschaftswährung machte ihre Verluste der laufenden Woche damit fast gänzlich wieder wett. Ausschlaggebend war der US-Arbeitsmarktbericht am Mittag. Die Daten deuten darauf hin, dass die US-Notenbank Fed langsam kleinere Zinsschritte machen kann, wie Chefvolkswirt Ian Shepherdson von Pantheon Economics kommentierte.
Zudem hat sich zuletzt Bundesbankpräsident Nagel deutlich für weitere Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgesprochen. Diese ist im Zinszyklus immer noch hinter der Fed und der Bank of England zurück. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9872 (Donnerstag: 0,9753) Dollar fest.
Die Ölpreise sind wegen der China-Spekulationen stark gestiegen, gilt China doch als einer der größten Öl-Nachfrager weltweit. Dies schürte die Hoffnung auf eine höhere Nachfrage. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Januar kostete über 4,0 Prozent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Lieferung im Dezember stieg sogar um über 5,0 Prozent.
Volkswagen hat sich weiteren Unternehmen angeschlossen, die ihre Werbung auf Twitter nach der Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk auf Eis legen wollen. Als Grund nannten die Wolfsburger am Freitag die Ankündigung des Kurznachrichtendienstes, Richtlinien für die Platzierung solcher Inhalte zu überarbeiten.
Der VW-Konzern habe jetzt "seinen Marken empfohlen, ihre bezahlten Aktivitäten auf der Plattform bis auf Weiteres zu pausieren", hieß es. Ein endgültiger Werbestopp sei das nicht: "Wir beobachten die Situation genau und werden je nach Entwicklung über die nächsten Schritte entscheiden."
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia zeigt sich für das kommende Jahr vorsichtig. 2023 dürfte das operative Ergebnis - gemessen an der für die Immobilienbranche wichtigen Kenngröße FFO - aufgrund der Zins- und Steuerentwicklung leicht zurückgehen, teilte das Unternehmen mit.
BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter fordert mehr Ladesäulen für E-Autos. Wenn der Ausbau "so langsam weitergeht wie bisher", sei das Ziel von einer Million Ladesäulen bis 2030 nicht realistisch, sagte er dem "Münchner Merkur". "Hier muss etwas passieren - in Deutschland, aber auch in Südeuropa, wo die Ausbaugeschwindigkeit sogar noch langsamer ist", sagte er. "Es reicht nicht, wenn Norwegen oder die Niederlande eine gute Infrastruktur haben, ganz Europa braucht genug Ladesäulen."
Die Flaute auf dem deutschen Fernseh-Werbemarkt macht auch dem Medienkonzern RTL zu schaffen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) wird in diesem Jahr um 8,7 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro sinken und damit am unteren Ende der im August zurückgeschraubten Erwartungen liegen, teilte die Bertelsmann-Tochter heute mit. Der Umsatz werde mit 7,2 Milliarden Euro noch unter den 7,3 bis 7,5 Milliarden liegen, die RTL zuletzt in Aussicht gestellt hatte.
Kapitän Marco Reus steht beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund vor dem Comeback. "Bei Marco und Rapha sind wir sehr zuversichtlich. Wir hoffen, dass es für morgen reicht und beide einsatzbereit sind", sagte BVB-Trainer Edin Terzic zu den möglichen Einsätzen der zuletzt angeschlagenen Reus und Raphael Guerreiro im Revierderby gegen den Tabellenvorletzten VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr).
Ob der 33-jährige Reus ein Kandidat für die Startelf sei, ließ der Trainer hingegen offen. Beim BVB-Kapitän drängt nach einer Außenbandverletzung im Sprunggelenk Mitte September und einem Rückschlag beim Kurz-Comeback bei Union Berlin mit Blick auf die in drei Wochen beginnende WM in Katar die Zeit.
Trotz höherer Preise bleibt Starbucks gefragt. Die weltgrößte Café-Kette hat im Sommer einen Rekordumsatz gemacht. Im Geschäftsquartal bis Anfang Oktober legten die Erlöse gegenüber dem Vorjahreswert um drei Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 8,4 Milliarden Dollar zu. Gestiegene Ausgaben etwa für höhere Löhne ließen den Gewinn dennoch kräftig sinken. Unter dem Strich verdiente Starbucks 878 Millionen Dollar - nur rund halb so viel wie vor einem Jahr.
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat seine Büros vorübergehend geschlossen und zahlreiche Entlassungen angekündigt. In einer E-Mail teilte die US-Firma ihren Mitarbeitern mit, die Büros seien abgeschlossen und nicht mehr zu betreten. Am Freitag um 9 Uhr morgens Ortszeit würden diese per E-Mail erfahren, ob sie von Entlassungen betroffen seien. Der neue Twitter-Chef Elon Musk hatte zuvor erhebliche Einsparungen angekündigt.