Pleitewelle Kryptobranche in schweren Turbulenzen
Nach dem Zusammenbruch der Börse FTX stehen auch die Kryptobank BlockFi und die Plattform Bitfront vor dem Aus. Die Furcht vor weiteren Zusammenbrüchen belastet die virtuellen Währungen stark.
Die schlechten Nachrichten aus der Kryptobranche reißen nicht ab. Nach dem spektakulären Zusammenbruch der zweitgrößten Kryptobörse FTX meldete gestern die auf virtuelle Zahlungsmittel spezialisierte US-Bank BlockFi Insolvenz an. Die Pleite steht im direkten Zusammenhang mit dem FTX-Skandal, wo mindestens eine Milliarde an Kundengeldern verschwunden sein soll. Vom Zusammenbruch des Handelsplatzes seien "signifikante" Summen betroffen, so BlockFi. Noch im Juli hatte FTX eine Option zum Kauf von BlockFi unterzeichnet.
Heute gab außerdem die Kryptobörse Bitfront bekannt, dass sie sich selbst abwickeln will. Ab sofort würden keine neuen Kunden mehr aufgenommen und keine Kreditkartenzahlungen mehr bearbeitet, teilte das Unternehmen mit. Bitfront, nach eigener Darstellung "die vertrauenswürdigste globale digitale Währungsbörse", wolle das Geschäft in einigen Monaten vollständig einstellen.
Kollabieren weitere Anbieter?
Die Entscheidung stehe aber in keinerlei Zusammenhang mit den Affären bei bestimmten Konkurrenten, denen Fehlverhalten vorgeworfen werde, hieß es von Bitfront in einer Anspielung auf FTX. Doch selbst wenn das Bitfront-Aus nicht auf einen Dominoeffekt zurückzuführen ist, fügt es sich doch in das Bild schwerer Turbulenzen in der gesamten Kryptowährungsbranche.
"Die Befürchtungen haben sich damit bewahrheitet, dass die finanzielle Gesundheit weiterer Krypto-Unternehmen offensichtlich Spitz auf Knopf steht", kommentierte der Kryptoexperte Timo Emden von Emden Research den Fall BlockFi. "Die Furcht, dass weitere Größen in nächster Zeit kollabieren könnten, bleibt akut."
Markt ist eingebrochen
Seit dem FTX-Zusammenbruch Anfang November haben Kryptoanleger Milliarden an Dollar von den insgesamt rund 200 Handelsplattformen abgezogen. Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ist seither von 1,05 Billionen auf zuletzt 837 Milliarden Dollar eingebrochen. Die gängigste Kryptowährung Bitcoin war schon zuvor wieder unter die Marke von 20.000 Dollar gerutscht und wird derzeit bei knapp 16.500 Dollar gehandelt.
FTX selbst teilte unterdessen mit, das Unternehmen könne seine Mitarbeiter weiter bezahlen. Die FTX-Gruppe könne "die normalen Barzahlungen von Gehältern und Leistungen an unsere verbleibenden Mitarbeiter weltweit wieder aufnehmen", teilte Konzernchef John Ray am Montag mit. Allerdings seien die durch das Konkursgericht festgelegten Grenzen zu beachten. FTX hatte am 11. November zusammen mit seiner US-Einheit, dem Kryptohandelsunternehmen Alameda Research und fast 130 anderen Tochtergesellschaften Insolvenzschutz beantragt.