Corona-Programm der EZB 750 Milliarden Euro - oder mehr
Die EZB will die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abfedern. Dafür kündigt sie ein Hunderte Milliarden schweres Notkaufprogramm an - mit Spielraum nach oben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit neuen umfassenden Anleihenkäufen gegen die immer größeren wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie.
Das Notfallprogramm habe einen Umfang von 750 Milliarden Euro und solle bis Ende 2020 laufen, teilte die Euro-Notenbank mit. "Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln", schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Es gebe "keine Grenzen für unser Engagement für den Euro."
Mit den Käufen werde auf die ernste Gefahr für die Übertragung der Geldpolitik und die wirtschaftlichen Aussichten für die Euro-Zone reagiert. Der EZB-Rat hatte zuvor eine außerordentliche Konferenz abgehalten.
Zusammen mit bereits laufenden und schon geplanten Käufen von Staatsanleihen, Firmenanleihen und anderen Titeln steigt das Volumen aller Anleihenkäufe der Währungshüter damit in diesem Jahr auf 1,1 Billionen Euro.
EZB-Chefin Lagarde gibt sich kämpferisch: "So viel wie nötig und so lange wie nötig" wolle die Notenbank gegen die Corona-Folgen vorgehen.
"Bahnbrechend für die Wirtschaft"
Notenbank-Experte Frederik Ducrozet vom Schweizer Bankhaus Pictet äußerte sich positiv. "Auf mehr konnten wir nicht hoffen", kommentierte er die Beschlüsse. "Dies sieht bahnbrechend aus für die Wirtschaft der Euro-Zone und die Märkte." Dabei sei vorausgesetzt, dass auch die Haushaltspolitik weiter reagiere.
Auch der französische Präsident Emmanuel Macron begrüßte die Entscheidung der EZB für neue umfassende Anleihenkäufe. Auf Twitter schriebt er, die Maßnahmen hätten seine volle Unterstützung.
Etwas verhaltener äußerte sich Clemens Fuest, Chef des Münchner Ifo-Instituts, im Interview mit der ARD. Die Maßnahme der EZB sei zwar zu begrüßen, aber zur "Lösung des Kernproblems, dass ein Teil der Wirtschaft zur Bekämpfung der Epidemie quasi eingefroren werden muss, kann die EZB leider wenig beitragen."
An den Finanzmärkten grassiert derzeit die Furcht, dass die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu einer Rezession führen wird. Viele Volkswirte halten einen erheblichen Konjunktureinbruch im Euro-Raum für möglich. "Wir sind entschlossen das gesamte Potenzial unserer Werkzeuge zu nutzen, innerhalb unseres Mandats", erklärte Lagarde.
Zum ersten Mal werden die Währungshüter auch kurzfristige Unternehmensanleihen, sogenannte "Commercial Paper", aufkaufen. Damit wollen sie unter anderem dafür sorgen, dass Firmen aufgrund der Krise nicht in Finanzierungsengpässe geraten.
Ähnliches Programm der US-Notenbank
Die US-Notenbank hatte in Reaktion auf die Pandemie eine ähnliche Maßnahme beschlossen. In den USA hat die Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins wegen der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge der Coronavirus-Epidemie bereits in zwei Schritten von 1,75 bis 1,5 Prozent auf inzwischen fast Null Prozent gesenkt.
Zudem will die Fed die Wirtschaft mit einem 700 Milliarden Dollar schweren Anleihekaufprogramm ankurbeln und Banken vorübergehend Notfallkredite gewähren, wie sie es bereits nach der großen Finanzkrise 2008 getan hatte.
Trump plant Billionen-Dollar-Paket
Auch die US-Regierung hat im Kampf gegen das Coronavirus ein Hilfspaket auf den Weg gebracht. Präsident Donald Trump unterzeichnete am Mittwochabend (Ortszeit) den zuvor vom Senat beschlossenen Plan, der unter anderem die Lohnfortzahlung für erkrankte Arbeiter und Angestellte garantiert - etwas, das in den USA nicht selbstverständlich ist.
Trumps Regierung plant zudem ein bis zu eine Billion Dollar schweres Konjunkturpaket, das noch vom Kongress genehmigt werden muss.