Zwischen 3 und 11 Uhr EVG kündigt Warnstreik am Freitag an
Im Tarifstreit bei der Bahn will die Gewerkschaft EVG zum zweiten Mal den Schienenverkehr bundesweit lahmlegen. Am Freitag von 3 bis 11 Uhr müssten sich Reisende auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
Pendler und Reisende müssen sich an diesem Freitag erneut auf weitreichende Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn und anderer Verkehrsunternehmen einstellen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im laufenden Tarifstreit der Bahnbranche zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen. Zwischen 3 Uhr am Freitagmorgen und 11 Uhr am Vormittag sollen die Beschäftigten in sämtlichen Bahnbetrieben, in denen verhandelt wird, die Arbeit niederlegen, teilte die Gewerkschaft mit.
"Wollen Unternehmen, nicht Fahrgäste treffen"
"Wir setzen ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen", teilte EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay mit. Gleichwohl dürfte insbesondere der Fernverkehr der Deutschen Bahn den ganzen Tag über weitgehend zum Erliegen kommen, weil die Züge am Morgen nicht auf die Strecke gebracht werden können.
Den Streik zu verantworten hätten die Arbeitgeber, die sich bislang konstruktiven Tarifverhandlungen verweigerten. "Ob dies der letzte Warnstreik in der Tarifrunde 2023 sein wird oder ob weitere folgen müssen, liegt an den Arbeitgebern", erklärte Ingenschay. "Wir sind bereit, die Streikaktionen massiv auszuweiten."
EVG: Keine Absprache mit ver.di
Dass nun am Freitag zeitgleich im Luft- und Schienenverkehr gestreikt werde, sei ein Zufall, betonte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch bei der Ankündigung der Aktionen. Anders als bei dem abgestimmten, großangelegten Warnstreik im Verkehrssektor Ende März hätten sich beide Gewerkschaften für Freitag nicht vorher abgesprochen. "Das haben wir nicht getan, da gibt es keine Abstimmung dieses Mal", sagte Loroch.
Bahn: "Streik ist unnütz und unnötig"
Der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Martin Seiler, äußerte Unverständnis über die Ankündigung. "Dieser Streik ist völlig unnütz und unnötig", teilte er mit. Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, treffe die Aktion viele Pendlerinnen und Pendler "besonders hart". Seiler verteidigte den eigenen Vorschlag, sich am Schlichter-Tarifkompromiss des öffentlichen Dienstes orientieren zu wollen. "Warum sollte das, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes gut ist, nicht auch für 180.000 Eisenbahner:innen gut sein?"
Verhandlungen mit Transdev
Ausgenommen von den Warnstreiks im Bahnverkehr bleibt laut EVG zunächst das Verkehrsunternehmen Transdev, bei dem derzeit weiter verhandelt wird. "Je nachdem, wie die Verhandlung heute läuft, wird Transdev am Freitag aus dem Streik ausgenommen sein", sagte Ingenschay. "Ansonsten gehen wir davon aus, dass am Freitagmorgen auf der Schiene nichts laufen wird."
Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Eisenbahnunternehmen.
Einen ersten Warnstreik hatte die EVG bereits Ende März gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di organisiert. Damals lag nicht nur der Regional- und Fernverkehr auf der Schiene, sondern auch der Luft- und Wasserverkehr still. Ver.di verhandelt derzeit mit Bund und Kommunen über mehr Geld für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
Schlichter legten Empfehlung für öffentlichen Dienst vor
Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes haben unabhängige Schlichter am vergangenen Wochenende eine Lösung vorgeschlagen. Dieser sieht zunächst einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 3000 Euro vor. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben.
Die Bahn hatte zuletzt deutlich gemacht, dass sie einen Kompromiss in dieser Höhe auch für die Bahnbranche für denkbar hält. So könne man in der nächsten Verhandlungsrunde am 25. April in Fulda schnell zu einem Abschluss kommen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Die EVG wiederum hat eine solche Tariflösung für die eigene Branche umgehend abgelehnt.