Kolumne Euroschau Europa macht den Euro schöner
Die schöne Europa soll den Euro sicherer machen, als Wasserzeichen und Hologramm. So wird der Euro technisch noch sicherer werden. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Die Krise, die Zinsen, die EZB-Politik. Auch da hilft Europa: Wie man Dinge verschleiert, hat sie ja von Zeus gelernt.
Von Klaus-Rainer Jackisch, HR
Sie ist das neue Gesicht des Euro, auch wenn sie nur schwer zu entdecken ist: die Europa. Die schöne Dame der griechischen Mythologie versteckt sich künftig zweimal auf neuen Banknoten - als Wasserzeichen und als Hologramm. Damit soll sie Geldscheine der neuen Generation sicherer machen. Europas Konterfei stammt von einer Vase aus dem Louvre, die mehr als zweitausend Jahre alt ist und in fast jedem Buch zur europäischen Geschichte zu finden ist. Der Sage nach wurde die Schöne vom olympischen Gott Zeus höchst persönlich nach Kreta entführt. Dazu verwandelte sich Zeus in die Gestalt eines Stieres und schwamm mit Europa durch die Ägäis ans ferne Ufer.
Zumindest technisch gesehen ist der Euro relativ sicher
Europa ist nicht das einzige neue Sicherheitsmerkmal, mit dem die neue Banknoten-Serie ausgestattet wird. Die meisten Änderungen darf EZB-Präsident Mario Draghi allerdings nicht verraten, wenn er die neuen Geldscheine in dieser Woche offiziell vorstellt. Sie sind technischer Natur. Nur Notenbanker und Sicherheitsbehörden wissen Bescheid. Das soll Fälschern das Geschäft erschweren. Für Bürgerinnen und Bürger ändert sich indes nicht viel: In Farbe, Gestalt und Aussehen bleiben die neuen Banknoten wie die alten. Im Mai werden die neuen Fünf-Euro-Geldscheine ausgegeben. Die anderen Scheine folgen nach und nach. Alte Geldscheine behalten aber ihre Gültigkeit.
Zumindest technisch gesehen ist der Euro eine relativ sichere Währung. Zwar werden besonders gerne 20- und 50-Euro-Noten gefälscht. Doch die Zahl der falschen Duplikate geht seit Jahren zurück.
Es herrscht Ruhe - oberflächlich
Auch sonst wird der EZB-Präsident in dieser Woche ein eher positives Bild malen. Obwohl in der Schulden- und Eurokrise die zentralen Probleme weiterhin nicht gelöst sind, herrscht oberflächlich seit mehreren Wochen Ruhe. Diesen vermeintlichen Erfolg kann sich Draghi zu Gute halten. Hintergrund ist seine Ankündigung, den Euro um jeden Preis zu retten. Manifestiert wird das durch die Bereitschaft der EZB, unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen.
Bislang hat allein die Ankündigung genügt, um die Lage zu beruhigen. An den Finanzmärkten sind die Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen zurück gegangen. Die Länder müssen also weniger Zinsen auf den Tisch legen, um sich frisches Geld zu besorgen. Auch reagieren die Anleger an den Aktienmärkten nur noch selten auf schlechte Nachrichten in der Eurokrise. Brüssel schnürt derzeit ein Hilfspaket für die schwer angeschlagene Inselrepublik Zypern. An Europas Aktienbörsen wird dies nur mit einem Wimpernzucken quittiert.
Die Krise ist Normalität
Das liegt auch daran, dass sich die Krise mittlerweile verfestigt hat und zur Normalität wird: für Anleger gibt es kaum noch andere Möglichkeiten, als in den Aktienmarkt zu flüchten. Das dramatisch niedrige Zinsniveau macht die meisten Anlagen wenig rentabel oder führt zu realen Verlusten. Schon jetzt wird damit die Basis für die nächste Krise gelegt: Wie wollen Lebensversicherer, Renten- und Pensionskassen jemals die Renditen erwirtschaften, die notwendig sind, um ihren Verpflichtungen nachzukommen?
Ginge es nach den Akteuren am Aktienmarkt, dann sollte die EZB die Zinsen noch weiter senken. Die Währungshüter dürften diese Erwartungen in naher Zukunft enttäuschen. Und das ist auch gut so. Erstens hat der geringe Zinssatz von 0,75 Prozent derzeit nicht die geringste Wirkung, die Konjunktur zu stimulieren. Die Wirtschaftslage in Spanien etwa ist so desolat, dass auch Null Prozent Zinsen keinen Unternehmer zum Investieren locken würden. Zweitens liegt die Inflationsrate weiterhin über dem selbst gesteckten Ziel der EZB von unter zwei Prozent. Sie dürfte angesichts steigender Nahrungsmittelpreise und erwarteter hoher Lohnabschlüsse eher steigen. Drittens würde die Bundesbank nicht mitmachen und es erneut Krach geben, den alle Beteiligten vermeiden wollen. Und schließlich weiß man selbst in der EZB, dass das niedrige Zinsniveau langfristig neue Probleme mit sich bringt.
So wird sich bei den Zinsen voraussichtlich nichts bewegen. Draghi wird bemüht sein, den Erfolg seiner Politik zu preisen und Ruhe und Harmonie vorzuspielen. Die schöne Europa kann ihm dabei helfen. Wie man Dinge verschleiert, hat sie vom griechischen Gott Zeus ja schließlich gelernt.
Klaus-Rainer Jackisch schreibt bei tagesschau.de regelmäßig seine Kolumne Euroschau, in der er einen Blick auf die monatliche EZB-Ratssitzung wirft