Ein gelber Lamborghini ist vor zwei Luxusjachten geparkt.

Oxfam-Bericht Reiche leben viel klimaschädlicher als arme Menschen

Stand: 20.11.2023 05:14 Uhr

Flugreisen, große Häuser und deutlich mehr Konsum - wohlhabende Menschen tragen laut einer Untersuchung der Organisation Oxfam überproportional zur Erderwärmung bei. In Deutschland sind sie für 15-mal so viel CO2-Emissionen verantwortlich wie ärmere Menschen.

Wie klimaschädlich ein Mensch lebt, hat offenbar wesentlich mit dem persönlichen Einkommen und Vermögen zu tun. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 laut einer Analyse der Entwicklungsorganisation Oxfam so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen. Das zeigt der jetzt vorgestellte Bericht "Climate Equality: A Planet for the 99 Percent".

Oxfam legte die Studie im Vorfeld der am 30. November in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten beginnenden UN-Weltklimakonferenz COP28 vor. Auf Deutschland bezogen verursachte das reichste Prozent der Einwohner 2019 insgesamt 83,3 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr. Das ist mehr als 15-mal so viel wie die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung, sie verursachte 5,4 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr.

Ursache ist mehr klimaschädlicher Konsum

"Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des Globalen Südens", sagte der Oxfam-Referent für soziale Ungleichheit, Manuel Schmitt. Extremer Reichtum sei eine wesentliche Triebkraft für die Klimakrise.

Datengrundlage
Für den Bericht analysierte Oxfam zusammen mit dem Stockholm Environment Institute die durch Konsum verursachten Treibhausgasemissionen nach Einkommensklassen für das Jahr 2019 und den Zeitraum 1990 bis 2019. Die Untersuchung basiert auf Zahlen des Stockholm Environment Institute, das sich auf Daten des Global Carbon Atlas, der World Inequality Database, den Penn World Tables zum Einkommen (PWT) sowie Zahlen der Weltbank stützt.

Reichere Menschen verhalten sich laut Bericht in ihrem Konsum deutlich klimaschädlicher - etwa durch häufigere Flugreisen, größere Häuser sowie in Extremfällen Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von über 140.000 US-Dollar, zum reichsten Prozent der deutschen Bevölkerung Personen mit einem Jahreseinkommen von über 256.000 Euro (280.000 US-Dollar).

Oxfam fordert neue Steuern für klimaschädliche Konzerne

Oxfam erklärte, nötig seien nun neue Steuern auf klimaschädliche Konzerne und die Vermögen und Einkommen der Superreichen. Dies würde den finanziellen Spielraum für den Übergang zu den erneuerbaren Energien erheblich vergrößern. Letztlich aber brauche es auch "eine Überwindung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems und der Fixierung auf Gewinnstreben, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und konsumorientierter Lifestyles".

Die Oxfam-Daten decken sich mit einer im März veröffentlichten Datenanalyse der Zeitung "taz". Danach emittieren die reichsten Menschen in Deutschland zigmal so viel klimaschädliche Treibhausgase wie der Durchschnitt. Während die Ärmsten 2019 etwas über drei Tonnen CO2 pro Jahr emittierten, waren es beim reichsten ein Prozent etwa 105 Tonnen - also fast das 35-fache, wie die Zeitung unter Berufung auf Daten des World Inequality Labs, einer Denkfabrik um den Ökonomen Thomas Piketty, berichtete.

In einer früheren Version des Textes hieß es, dass Reiche laut Oxfam-Studie deutlich mehr CO2 verbrauchen als arme Menschen. Das ist inhaltlich falsch. Richtig ist, dass sie deutlich mehr CO2 produzieren. Wir haben die betreffenden Passagen im Text geändert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 20. November 2023 um 09:08 Uhr.