Öl und Gas Großbritannien will mehr in der Nordsee fördern
Großbritannien will bei der Energieversorgung unabhängiger von Staaten wie Russland werden. Dafür sollen nun Hunderte neue Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee vergeben werden. Scharfe Kritik kommt von Umweltschützern.
Großbritannien plant, Hunderte neue Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in der Nordsee zu vergeben. Russland setze Energie als Waffe ein und unterbreche die Versorgung weltweit, sagte Premierminister Rishi Sunak einer Mitteilung zufolge. "Heute ist es wichtiger denn je, dass wir unsere Energiesicherheit stärken und diese Unabhängigkeit nutzen, um britische Haushalte und Unternehmen mit erschwinglicherer, sauberer Energie zu versorgen", erklärte Sunak weiter.
Mit der Erschließung heimischer Vorkommen werde das Land bei der Energieversorgung unabhängiger von Staaten wie Russland, sagte Sunak dem BBC-Radio. "Wir wollen nicht von solchen Diktatoren abhängig sein, wenn es um unsere Energie geht."
Kritik von Klima- und Umweltschützern
Ein wichtiger Teil sei die Investition in die heimische Nordsee. Dazu sollten künftig auch noch weitere Förder-Lizenzen vergeben werden. Die ersten neuen Lizenzen sollen im Herbst vergeben werden. Die Pläne sind im Vorfeld der im nächsten Jahr erwarteten Parlamentswahl zu einem zentralen Streitthema in Großbritannien geworden.
Klima- und Umweltschützer kritisierten die Pläne. Sie werfen der konservativen Regierung vor, umweltfreundliche Politik schleichend über den Haufen zu werfen. Sunak wolle mit populistischen Schlagzeilen wie der Förderung von Autofahrern und günstiger Energie lediglich Wählerstimmen sichern.
Die oppositionelle Labour-Partei, die derzeit in Umfragen vor Sunaks Konservativen liegt, will neue Lizenzen für die Öl- und Gasförderung in der Nordsee stoppen.
Sunak: Klimaschutzziele werden nicht unterlaufen
Der Premierminister wies Vorwürfe zurück, die Regierung unterlaufe ihre eigenen Ziele, bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf Null zu reduzieren. Auch dann müsse noch ein Viertel des Energiebedarfs von Öl und Gas gedeckt werden, sagte Sunak. Es sei aber besser, selbst zu fördern, als Energie von "feindlichen Staaten" zu beziehen. Sunak argumentiert außerdem, dass mit der Öl- und Gasförderung in der Nordsee der britische CO2-Ausstoß im Vergleich zur Alternative eines Imports von Flüssigerdgas geringer ausfalle.
Geplant ist zudem, dass vor der schottischen Küste künftig Emissionen aus dem ganzen Land in unterirdische Lager unter der Nordsee eingelagert werden sollen. Die umstrittene Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid spielt eine große Rolle bei den britischen Plänen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Durch die Maßnahmen würden Tausende neue Jobs geschaffen, so Sunak. Kritiker plädieren dafür, stärker auf das Einsparen von Emissionen zu setzen.