"Faule Äpfel" im Depot Wer sind die größten Kapitalvernichter?
Jedes Jahr stellen die DSW-Anlegerschützer die 50 größten Flops am Kapitalmarkt vor. Dieses Mal waren Immobilienunternehmen vorn dabei. Welche Unternehmen haben Anlegern die größte Verluste beschert?
Von Antonia Mannweiler, tagesschau.de
Für die Unternehmen ist es eine unrühmliche Ehre, auf der Watchlist der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu landen - für Anleger ist es ein hilfreiches Werkzeug für die Sichtung ihres Depots. Denn darin veröffentlicht die Aktionärsvereinigung jährlich die 50 größten Kapitalvernichter der vergangenen Jahre, die im Prime Standard der Deutschen Börse notiert sind.
In der heute veröffentlichten Liste haben es dabei zwei Immobilienunternehmen ganz nach oben - oder besser - ganz nach unten geschafft. Die rote Laterne für die schlechteste Entwicklung der vergangenen Jahre hielt die Corestate Capital Holding mit der am niedrigsten zu erreichenden Punktzahl: minus 1000. Diese Punktzahl erreichte der Immobilienfinanzierer dabei sowohl für DSW-Watchlist für die reine Kursentwicklung ohne Dividendenzahlungen, wie auch für die sogenannte Performance-Watchlist, in der Dividenden mit einfließen.
Immobilienunternehmen und Uniper führen Liste an
Dabei mussten Anleger des in Schieflage geratenen Immobilieninvestors in den vergangenen fünf Jahren nahezu einen Totalverlust von 99 Prozent (ohne Dividende) verschmerzen. In dem Zeitraum hat sich der Wert der Aktie von 50 Euro auf 40 Cent nahezu pulverisiert.
In der Kurs- und Performance-Liste der DSW wird die Kursentwicklung der vergangenen Jahre verglichen. Dabei fließt also nicht nur das letzte Jahr in die Bewertung mit ein, sondern auch die letzten drei und fünf Jahre, wobei der fünfjährige Zeitraum das höchste Gewicht erhält.
Auch der schmucklose zweite Platz wird von keinem unbekannten Namen in der Immobilienbranche besetzt: Mit einem Wertverlust von 96 Prozent in den vergangenen fünf Jahren positioniert sich die Adler Group direkt hinter der Corestate Capital Holding.
Den dritten Platz der größten Kapitalvernichter der vergangenen Jahre belegt ohne große Überraschung der mittlerweile verstaatlichte Gaskonzern Uniper, der in finanzielle Schieflage geraten war, nachdem Russland die Gaszufuhr nahezu stoppte.
Liste ein "Warnsignal"
"Insgesamt ist es jedoch ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte, wenn eine der Gesellschaften, die man im Depot hat, auf einer DSW-Watchlist auftaucht", sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bei der Vorstellung. Die Watchlist sei ein "Wake-Up Call" für alle Anleger.
Gerade Unternehmen, die schon vor der Pandemie angeschlagen gewesen seien, fänden sich in einer besonders prekären Situation wieder. Wer bisher Probleme mit seinem Geschäftsmodell gehabt habe, werde sie 2023 erst recht haben. "Die wahre Nagelprobe kommt erst noch."
Unter den größten zehn Flops der Kurs-Watchlist waren in dem diesjährigen Ranking nur vier Unternehmen gelistet, die dort dort auch vergangenes Jahr standen. Das galt für die Adler Group, die Biotech-Unternehmen 4SC und Epigenomics - dem letztjährigen Spitzenreiter -, sowie dem Online-Sportwetten-Portal bet-at-home.com. Alle anderen sechs Werte zählten zu den Neuzugängen.
Auf Unternehmen mit hoher Verschuldung achten
Weiter unten auf der Liste tauchen aber auch bekanntere und größere Unternehmen auf, etwa aus der ersten deutschen Börsenliga. So reiht sich der DAX-Automobilzulieferer Continental auf dem 35. Platz hinter dem Gesundheitsriesen Fresenius Medical Care ein. Andere große Namen tummelten sich ebenfalls in der Kurs-Watchlist der DSW - dank einer miserablen Wertentwicklung in den vergangenen fünf Jahren: Ceconomy (-84 Prozent), 1&1 AG ( -83 Prozent), Thyssenkrupp (-76 Prozent), Fraport (-57 Prozent).
Auch der Immobilienriese Vonovia, dessen Kurs im vergangenen Jahr erheblich gelitten hat, hat es noch auf den letzten Platz in der DSW-Kurs-Watchlist (Platz 50) geschafft. Anfang des Jahres hat Deutschlands größter Immobilienkonzern angekündigt, alle für dieses Jahr vorgesehenen Neubauprojekte auf Eis zu legen. Steigende Zinsen und hohe Baukosten machen der Immobilienbranche derzeit besonders zu schaffen.
Tüngler weist aufgrund des mittlerweile deutlich angezogenen Zinsniveaus auch darauf hin, als Anleger besonders auf Unternehmen zu achten, die unter einer hohen Verschuldung litten und bei denen in den nächsten Monaten und Jahren eine Refinanzierung anstehe.
Besonders hohe Dividenden hinterfragen
Auch merkt er an, dass noch lange nicht alles gut sei, wenn Unternehmen eine Dividende zahlten - das zeige die Performance-Watchlist, in der Dividenden mit in die Bewertung einfließen. In der Regel sei die Dividende ein Hinweis auf ein funktionierendes, weil Gewinn abwerfendes Geschäftsmodell. Das müsse aber eben nicht so sein. So könne die Dividende aus der Substanz kommen oder auf Sondereffekten beruhen. Bei besonders hohen Dividendenrenditen sollten Anleger vorsichtig sein, oder die hohe Dividenden zumindest hinterfragen.
Dass die Kurs- der Performance-Watchlist nahezu gleicht, erklärt die Aktionärsvereinigung damit, dass die Unternehmen, die es in die Liste schaffen, in der Regel keine Dividenden zahlen aufgrund eines Geschäftsmodells, das nicht mehr gut - oder zumindest vorübergehend schlecht - funktioniert.