Umstrittener EZB-Chef Draghi im Bundestag Lächelnd gegen die Kritiker
Keine Zinsen, aber trotzdem sollen sich Sparer freuen. So lautet die Erklärung von EZB-Chef Draghi für seine derzeitige Niedrigzinspolitik. Der umstrittene Notenbanker war im Bundestag zu Gast und erklärte, wie die Zinsen wieder steigen könnten.
EZB-Chef Mario Draghi hat vor dem Europaausschuss des Bundestages für seine in Deutschland umstrittene Nullzinspolitik geworben. Die Europäische Zentralbank habe mit ihren Maßnahmen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und einer besser laufenden Wirtschaft beigetragen, sagte der Italiener laut Redetext vor den Abgeordneten. Seine Anhörung war nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Draghi sagte, dass die niedrigen Zinsen in Deutschland beispielsweise dem Exportgeschäft zugute kämen. Von einer Erholung der Wirtschaft profitierten wiederum die Sparer. "Es liegt also in unserer aller Interesse, auch dem der deutschen Sparer, ein möglichst starkes nachhaltiges Wachstum in Deutschland und im Euroraum zu erzielen", sagte Draghi.
Erst Investitionen und Reformen, dann Anstieg der Zinsen
Für einen künftigen Anstieg der langfristigen Zinsen seien allerdings mehr Investitionen und Strukturreformen erforderlich - zur Steigerung von Wachstum und Produktivität. Zunächst müssten die Maßnahmen der EZB jedoch ihre volle Wirkung entfalten können. "Und dazu müssen andere Politikbereiche sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene wesentlich entschlossener beitragen", sagte Draghi vor den Parlamentariern.
Zusätzlich zu den niedrigen Zinsen kauft die EZB seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen der Euroländer, um für mehr Wachstum und Inflation zu sorgen. Zugleich hat sie damit dazu beigetragen, dass sich hoch verschuldete Länder wie Italien, Spanien und Portugal günstig mit frischem Geld eindecken können.