Smart Meter Wie klug sind intelligente Stromzähler?
Die Bundesregierung will den Einbau intelligenter Stromzähler vorantreiben. Die Geräte sollen den Verbrauchern Ersparnisse bringen. Dafür fehlen bislang aber die passenden Tarife.
Sie erfassen nicht nur den Stromverbrauch genau, sondern können die Daten an Netzbetreiber und Stromanbieter weiterleiten. Sogenannte Smart Meter sind digitale Stromzähler, die vernetzt sind. Außerdem können sie Daten empfangen, etwa den aktuellen Strompreis. Für den Benutzer wird in Echtzeit sichtbar, wann wo wie viel Strom verbraucht wird, was wiederum beim Sparen helfen soll.
Wichtig für Energiewende
Die Bundesregierung treibt ihren Einbau voran. "Unser zukünftiges Energiesystem wird wesentlich flexibler und damit auch komplexer werden", sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. "Dafür brauchen wir Smart Meter und eine Digitalisierung der Energiewende."
Das sei mit Blick auf erneuerbare Energien wichtig, weil die eingespeisten Mengen hier stark schwanken. Scheint die Sonne an einem windigen Tag, gibt es viel Strom; wenig Strom hingegen bei Flaute und bedecktem Himmel. Mit einem modernen Stromzähler könnten Verbraucher zum Beispiel ihre Waschmaschine gezielt nutzen und ihr Elektroauto dann laden, wenn Strom günstig ist, so die Idee.
"Auf Basis dieser Technologie kann die schnelle und effiziente Integration von Ladesäulen und Wärmepumpen in unsere Stromnetze ermöglicht werden", sagt Anke Hüneburg. Sie leitet den Bereich Energie beim Verband der Elektro- und Digitalindustrie. "Gleichzeitig kann so eine sichere Stromversorgung garantiert werden."
Bis 2030 sollen Zähler umgestellt sein
Denn der Anteil schwankungsanfälliger Einspeisung aus erneuerbaren Energiequellen wachse. Die Zähler könnten helfen, die Nachfrage diesem schwankenden Stromangebot anzupassen. Durch den Einsatz werde zudem mehr Transparenz beim Stromverbrauch geschaffen. So könnten Einsparpotenziale identifiziert und gleichzeitig Informationen zur Belastung der Netze auf Netzbetreiberseite erhoben werden.
Doch dafür seien dynamische Stromtarife wichtig. "Durch die dynamischen Tarife können Verbraucherinnen und Verbraucher selbst entscheiden, wann und wie sie ihren Verbrauch auf die günstigen Strompreise ausrichten", sagt Hüneburg. Mit der neuen gesetzlichen Regelung sollen bis 2030 die Zähler weitestgehend umgestellt werden. Unabhängig von der Kundenzahl sollen die Betreiber ab 2025 dynamische Tarife anbieten.
Wie geschützt sind die Daten?
Einer der Kritikpunkte am Einsatz der vernetzten Zähler ist der Umgang mit den persönlichen Daten. "Wie bei jedem Gerät, das Daten über Funk oder Kabel versendet, ist ein intelligentes Messsystem durch Personen und Unternehmen mit kriminellen Absichten grundsätzlich angreifbar", warnen Experten der Verbraucherzentrale. Gespeicherte Messwerte ließen Rückschlüsse auf Alltag und Gewohnheiten zu. Folglich dürfen diese Daten nicht in die falschen Händen geraten.
Branchenvertreterin Hüneburg sagt, diese Sorgen seien nicht berechtigt. "Das Sicherheitsniveau ist gleich hoch beziehungsweise höher als etwa beim Online-Banking. Der Gesetzgeber hat im Gesetzentwurf beim Datenschutz sogar nochmals nachgeschärft und schreibt nun die Anonymisierung und Pseudonymisierung vor."
Deutschland spät dran
Aber hilft die Technik wirklich? Deutschland ist bei der Einführung sehr spät dran. In Ländern wie Italien, Schweden oder den Niederlanden sind die Geräte teils schon seit Jahren weit verbreitet. "Die Einsparungen mit Hilfe von Smart Meter sind in anderen Ländern eher enttäuschend", resümiert Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale. "Man muss unterscheiden, was Verbraucher nach Aussage des Gesetzgebers angeblich davon haben und was Verbraucher realistischerweise an Vorteilen haben." Der Nutzen der Smart Meter sei bislang unklar, so der Verbraucherschützer.
Viel hänge dabei vom Nutzungsverhalten der Menschen ab, sagt Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. "Welche Vorteile die Verbraucher wirklich haben, kommt auf die Verbraucher selbst an. Der erste Schritt zum Sparen ist, den Verbrauch und die Energiefresser zu kennen. So kann der aktuelle Verbrauch motivieren, zu sparen", so Andreae. Der Preis für die Nutzung der neuen Geräte ist auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt. Damit ist er nicht teurer als ein herkömmlicher Stromzähler.