Smartmeter

Energieversorgung Ab 2032 nur noch digitale Stromzähler

Stand: 11.01.2023 15:17 Uhr

Das Bundeskabinett hat einen Gesetzesentwurf zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende verabschiedet. Eine zentrale Rolle darin spielen intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter.

Von Mit Informationen von Christopher Jähnert und Lorenz Storch, BR

Wie lässt sich die Digitalisierung der Energiewende beschleunigen? Mit dieser Frage hat sich das Bundeskabinett heute beschäftigt und den Entwurf für ein "Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende" gebilligt. Das Startsignal für die Digitalisierung in der Energieversorgung: intelligente Strommessgeräte, sogenannte Smart Meter.

Smart Meter sind digitale, vernetzte Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Anbieter übertragen. Diese Daten können auch von den Verbrauchern ständig eingesehen werden, etwa auf einer Smartphone-App. Spätestens von 2025 an sollen alle Verbraucherinnen und Verbraucher Smart Meter nutzen können; bis 2032 sollen sie für Haushalte sowie für Großverbraucher wie Unternehmen, Schulen und Schwimmbäder Pflicht werden.

Beim Stromverbrauch Geld sparen

Der Vorteil für Privatkunden: Im Idealfall kann man den Stromverbrauch - also etwa das Laden eines Elektroautos oder das Wäschewaschen - auf Uhrzeiten verlagern, in den der Strompreis niedrig und die Auslastung des Netzes gering ist. Es lässt sich mit den Geräten im besten Fall also Geld sparen, sobald die Stromversorger dynamische Verträge zur Norm machen. Derzeit müssen lediglich Stromlieferanten, die mehr als 100.000 Verbraucher beliefern, ihren Kunden mit intelligentem Messsystem einen dynamischen Stromtarif anbieten. Doch diese Tarife werden von 2025 an ebenfalls verpflichtend.

Neben einer besseren Übersicht über den Verbrauch machen es die Smart Meter auch leichter, die Einspeisung von Strom aus Solarzellen vom eigenen Dach zu managen. Das könnte für die optimale Auslastung des Stromnetzes sorgen, indem Stromangebot und Stromnachfrage durch einen flächendeckenden Einsatz der Smart Meter besser in Einklang gebracht würden.

Gesetz soll Rechtssicherheit schaffen

"Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der stärkere Einsatz von Elektroautos im Verkehrsbereich und Wärmepumpen in Gebäuden erfordern eine intelligente Verknüpfung von Stromerzeugung und -verbrauch", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er will die Smart Meter, die es bereits in Ländern wie Finnland, Schweden, Italien oder den Niederlanden gibt, auch in Deutschland von der Ausnahme zur Regel machen und legte darum bereits Ende 2022 den Gesetzesentwurf zur "Digitalisierung der Energiewende" vor.

Damit zeitnah Rechtssicherheit für die Verteilung der Smart Meter an die Stromkunden geschaffen wird, soll das Gesetz schon in den kommenden Monaten in Kraft treten. Nun ist also der Bundestag am Zug. Wie schnell die Smart Meter dann bei den einzelnen Kunden ankommen, ist aber noch unklar. "Der Rollout [die Verteilung der Smart Meter] wird systematisiert, beschleunigt und entbürokratisiert", versprach Habeck heute.

Zudem sollen die jährlichen Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher gedeckelt werden: Privathaushalte und Kleinanlagenbetreiber sollen künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr für ein intelligentes Messsystem zahlen. Dafür sollen die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt werden.

Kritik am Zeitplan für die Verteilung

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft kritisierte heute den Gesetzesentwurf von Habeck. Es sei zwar durchaus sinnvoll, das Stromnetz künftig smart zu steuern, um so einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Allerdings kritisiert der Verband, dass die neuen Regelungen in vielen Fällen "an der Praxis vorbei gehen und einen planbaren Rollout für Messstellenbetreiber eher behindern als unterstützen", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hatte zwar schon im Februar 2020 den Startschuss für den flächendeckenden Einbau intelligenter Stromzähler gegeben. Dieser "Rollout" gehe aber nicht mit der Geschwindigkeit voran, die für die Energiewende notwendig sei, heißt es im Gesetzentwurf - daher nun der "Neustart". Grund für die Verzögerung ist unter anderem ein hoher Verwaltungsaufwand

Verbraucher- und Datenschützer skeptisch

Kritik an der Neuregelung kommt auch von Verbraucher- und Datenschützern. Sie machen sich Sorgen um die Menge an Daten, die an die Konzerne geht. Außerdem könnten Hacker in die Systeme eindringen.

Zudem gibt es Zweifel, ob der Einbau von intelligenten Stromzählern bis zum kleinsten Haushalt sinnvoll ist. Für die Bedürfnisse der Netzbetreiber reiche es eigentlich aus, wenn zum Beispiel ein Schaltkasten am Transformator im Ortsnetz intelligent gesteuert wird, sagte Detlef Fischer vom Verband der bayerischen Energiewirtschaft. Denn die neue Elektronik brauche ja Wartung.

Und die Smart Meter verbrauchen auch selbst Strom - laut einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) im Mittel 26 Kilowattstunden pro Jahr und damit drei Mal so viel wie ein konventioneller Zähler. Außerdem ist die Lebensdauer der Elektronik begrenzt. Das UBA geht von durchschnittlich zwölf Jahren aus. Schweden, Finnland und Italien, die schon früh alle Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausgestattet hatten, wechseln sie bereits ein erstes Mal komplett aus.

Christopher Jähnert, Christopher Jähnert, ARD Berlin, 11.01.2023 17:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Januar 2023 um 13:00 Uhr.