Künstliche Intelligenz Google präsentiert Suchmaschine mit KI
Im Wettlauf mit dem Rivalen Microsoft hat Google eine neue Version seiner Internet-Suchmaschine vorgestellt. Sie soll auf Fragen mit längeren Texten antworten. Auch in weitere Produkte baut der US-Konzern die Technologie ein.
Als Antwort auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Form des Textroboters "ChatGPT" in der Microsoft-Suchmaschine Bing zieht der Marktführer Google nach. Google stellte gestern eine neue Version der Suchmaschine vor, die ebenfalls unter Einsatz sogenannter "generativer KI" als Antwort auf offene Fragen längere Texte liefert.
"Wir denken alle unsere Kernprodukte neu, einschließlich die Suche", sagte der Chef des Google-Mutterkonzerns Alphabet, Sundar Pichai, auf der jährlichen Entwicklerkonferenz I/O im kalifornischen Mountain View. "Generative KI" werde nicht nur in die neue Suchmaschine "Search Generative Experience" (SGE) eingebaut, sondern auch in das E-Mail-Programm Gmail und könne dort Textentwürfe liefern. Gleichzeitig verspricht Pichai ein umsichtiges Vorgehen, um keinen Schaden anzurichten.
Testlauf mit der Deutschen Bank
In der Anwendung Google Photo soll die KI nach den Vorstellungen des Unternehmens Bilder verändern, indem beispielsweise Personen in die Mitte gerückt oder leere Bildflächen farbig gestaltet werden. Die Suchmaschine SGE soll zunächst für eine Testphase in den USA für Nutzer freigeschaltet werden, sagte die Vizepräsidentin des Konzerns, Cathy Edwards. Es gebe dafür eine Warteliste. Auf die Frage, wie die KI mit Falschinformationen im Internet umgehe, sagte Edwards, für Google habe Genauigkeit und das Zitieren vertrauenswürdiger Quellen Priorität.
Der Chef der Google-Cloud-Sparte, Thomas Kurian, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die neue Technologie werde auch Unternehmen zur Erstellung von Berichten, für Marketing oder für den Betrieb von Chat-Assistenten angeboten. Für einen Testlauf habe unter anderem die Deutsche Bank gewonnen werden können.
Informationen können falsch sein
Google arbeitet schon seit Jahren an Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz, steht aktuell aber unter Zugzwang. Ende vergangenen Jahres löste das Start-up OpenAI einen neuen Wettstreit bei Künstlicher Intelligenz aus - als es seinen Chat-Bot ChatGPT öffentlich machte. Die Software sorgte für Aufsehen, weil sie Texte generieren kann. Sie wird mit gewaltigen Datenmengen trainiert und schätzt Wort für Wort ab, wie ein Satz weitergehen könnte.
Microsoft hat die App, die in beispiellosem Tempo neue Nutzer fand und für viele zur ersten Standardversion von "generativer KI" geworden ist, in seine Suchmaschine "Bing AI" eingebaut. Das bringt allerdings das Risiko mit sich, dass sie völlig falsche Informationen ausgeben kann.
Lassen sich "Deepfakes" verhindern?
Google versicherte auf der Konferenz, verantwortungsvoll mit der Technologie umgehen zu wollen. "Der einzige Weg, auf lange Sicht mutig zu sein, ist, von Anfang an verantwortungsvoll zu agieren", so James Manyika, der bei Google für gesellschaftliche Verantwortung beim Einsatz Künstlicher Intelligenz zuständig ist. Der Konzern sehe die Gefahr, dass die Software Vorurteile stärken oder für Produktion und Verbreitung von Falschinformationen verwendet werden könne. Zum Schutz davor sollen zum Beispiel mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erzeugte Dateien mit Metadaten versehen werden, damit sie sofort erkannt werden können.
Auch werde Google eine Software, die automatisch Synchronfassungen von Videos anfertigen kann, nur überprüften Entwicklern zur Verfügung stellen, sagte Manyika. Bei sogenannten "Deepfakes" entstehen manipulierte Filme mit angeblichen Handlungen realer Personen, ohne dass die Fälschungen erkennbar sind.
Manyika betonte zugleich, dass Google sich schon vor Jahren dagegen entschieden habe, Schnittstellen für Anwendungen mit Gesichtserkennung öffentlich verfügbar zu machen. Beim verantwortungsvollen Einsatz Künstlicher Intelligenz müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten.
Software formuliert Briefe
Pichai demonstrierte unter anderem, wie Software Briefe verfassen kann. Er zeigte auch, wie Nutzer in Googles Foto-App nicht nur ungewollte Objekte und Personen entfernen, sondern zum Beispiel auch die eigene Position im Bild verändern können werden. Wenn man eine Geschichte schreibt, soll die Software Vorschläge für weitere Wendungen in der Handlung und automatisch generierte Illustrationen liefern können.
Erhebliche Neuerungen gibt es bei Googles wichtigstem Produkt - der Internet-Suche. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz soll die Suchmaschine beispielsweise die Frage beantworten können, welcher von zwei Naturparks für eine Familie mit Kindern und Hund besser geeignet sei. Die Antworten werden in ganzen Sätzen formuliert, als Zusatz gibt es die gewohnten Internet-Links.
Microsoft muss sparen
Die Entwicklung und der Einsatz "generativer KI" ist sehr kostspielig. So hat Microsoft Milliarden von Dollar in OpenAI gepumpt und richtet sein Geschäft insgesamt stark darauf aus. Das bekommen auch die Angestellten auf ihren Gehaltsabrechnungen zu spüren: Microsoft kündigte gestern an, dass es dieses Jahr für Vollzeit-Angestellte keine Gehaltserhöhungen gebe.
Das Unternehmen verwies auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld. Zusammen mit dem umfassenden Wechsel hin zu KI müssten Investitionen "in Personal, das Geschäft und die Zukunft" genau abgewogen werden.