Wegen überhöhter Strahlungswerte Apple aktualisiert iPhone 12 in Frankreich
Der US-Konzern Apple hat ein Software-Update für französische Nutzer des iPhone 12 angekündigt. Staatliche Aufseher hatten überhöhte Strahlungswerte gemessen - und einen Verkaufsstopp angeordnet.
Mit einer nachgebesserten Software will Apple einen drohenden Rückruf für das iPhone 12 in Frankreich abwenden. Mit dem Update sollten die von französischen Behörden gemessenen überhöhten Werte elektromagnetischer Strahlen unter die Grenzwerte gedrückt werden, teilte der US-Konzern heute mit. "Wir freuen uns darauf, dass das iPhone 12 weiterhin in Frankreich erhältlich sein wird."
Eine Aufsichtsbehörde in Frankreich hatte zuvor überhöhte Strahlungswerte des drei Jahre alten Modells bemängelt - und mit einem staatlich angeordneten Rückruf gedroht. Die ermittelte Überschreitung von Grenzwerten gehe auf ein "spezielles Testprotokoll", so Apple heute. Das Update solle die Testmethode berücksichtigen und sei nicht von Sicherheitsbedenken ausgelöst worden. International sei anerkannt, dass das iPhone 12 alle Grenzwerte erfülle.
Grenzwert für direkten Körperkontakt überschritten
Die französische Behörde Agence nationale des fréquences (ANFR) hatte Apple am Dienstag angewiesen, den Verkauf des 2020 vorgestellten Modells im Land zu stoppen. Apple habe zwei Wochen Zeit für ein Update, das von den Aufsehern kontrolliert werde, so der für die Digitalwirtschaft zuständige Minister Jean-Noel Barrot. Falls nicht, müssten auch die im Umlauf befindlichen iPhones 12 zurückgerufen werden.
Im Labor hat die ANFR den Angaben zufolge bei 141 Telefonen Tests auf elektromagnetische Strahlung durchgeführt. Dabei sei festgestellt worden, dass beim iPhone 12 der Grenzwert für unmittelbaren Körperkontakt - etwa in der Hand oder in der Hosentasche - überschritten werde. Statt der maximal erlaubten vier Watt pro Kilogramm seien es 5,74 Watt pro Kilogramm gewesen. Medizinischen Studien zufolge kann eine zu hohe sogenannte Spezifische Absorptionsrate (SAR) von Mobiltelefonen bestimmte Arten von Krebs begünstigen.
Laut Minister Barrot will Frankreich die Testergebnisse den übrigen EU-Staaten zur Verfügung stellen. Diese könnten ähnlich entscheiden wie sein Land. "Das könnte einen Schneeball-Effekt auslösen." In Deutschland hat ein Sprecher der Bundesnetzagentur bereits angekündigt, dass das Verfahren in Frankreich Folgen für Europa insgesamt habe: "Wenn das Verfahren in Frankreich ausreichend weit fortgeschritten ist, würde die Bundesnetzagentur ein Verfahren für den deutschen Markt prüfen."
Aufseher begrüßen Update und kündigen Test an
Nun will Apple den drohenden Rückruf in Frankreich und damit auch Probleme in weiteren Ländern abwenden. Die französischen Behörden begrüßten das Update und kündigten an, dieses so schnell wie möglich zu testen. Ähnlich äußerten sich belgische Stellen. Diese hatten ebenfalls Untersuchungen zu möglichen Gesundheitsschäden für Smartphone-Nutzer angekündigt.
Den Grenzwert von zwei Watt pro Kilogramm für Strahlungswerte bei einem Abstand von fünf Millimetern zum Körper hielt das iPhone 12 indes hingegen ein. Er gilt für Situationen, in denen ein Telefon etwa in einer Jacke oder Tasche getragen wird. Das bestimmte Anwendungsszenario der französischen Aufseher ist nicht Teil der europäischen Prüfnorm.