4,6 Milliarden Euro durch Anleihe eingesammelt Deutschland leiht sich Geld zum Nulltarif
Erneut hat Deutschland vom Misstrauen vieler Anleger in die Krisenstaaten der Eurozone profitiert. Der Bund sammelte bei Investoren fast 4,6 Milliarden Euro ein. Für die Anleihen mit zweijähriger Laufzeit musste Deutschland dabei zum ersten Mal keine Zinsen zahlen. Die Papiere sind als sichere Anlage enorm gefragt.
Der deutsche Staat hat zum ersten Mal in der Geschichte längerfristig Schulden gemacht, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen. Durch die Versteigerung von Bundesschatzanweisungen mit einer Laufzeit von zwei Jahren nahm der Bund 4,555 Milliarden Euro ein. Die Anleihe wurde mit einem Zinskupon von 0,0 Prozent ausgegeben. "Der Bund beabsichtigt nicht, Bundeswertpapiere mit negativen Kupons zu begeben", sagte der Sprecher der für das Schuldenmanagement zuständigen Finanzagentur. "Ein Kupon von null Prozent stellt insoweit eine Untergrenze dar."
Deutschland gilt als sicherer Hafen
Für die Käufer der Bundesschatzanweisungen bedeuten die Investitionen faktisch einen Vermögensverlust, weil das geliehene Geld am Ende der Laufzeit aufgrund der Inflation weniger wert sein wird. Dennoch übertraf bei der Versteigerung die Nachfrage das Angebot um das 1,7-fache. Die Rolle der Bundesrepublik als Schuldner mit dem besten Ruf unter den Staaten der Eurozone sei dadurch eindrucksvoll unterstrichen worden, erklärte die Finanzagentur. Deutschland profitiert derzeit von seinem Ruf als sicherer Hafen in der Schuldenkrise. Anleger sind deshalb bereit, als Gegenleistung für die Sicherheit deutscher Staatsanleihen auf eine Verzinsung zu verzichten.
Im Januar war dem deutschen Staat sogar das bislang einmalige Kunststück gelungen, mit Schuldenmachen Geld zu verdienen. Beim Verkauf von Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von sechs Monaten nahm der Bund seinerzeit 3,9 Milliarden Euro ein. Dabei erhielten die Anleger keine Zinsen, sondern zahlten ihrerseits eine durchschnittliche Prämie von 0,0122 Prozent dafür, dass sie Deutschland Geld leihen durften.
Der Bund muss sich in diesem Jahr 252 Milliarden Euro bei Investoren leihen, um Altschulden zu tilgen und neue Schulden zu finanzieren. Während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble durch die niedrige Verzinsung der Anleihen Milliarden spart, stehen Lebensversicherer und Pensionsfonds vor Problemen. Sie sind verpflichtet, einen Großteil ihres Geldes in möglichst ausfallsichere Staatsanleihen zu stecken. Für Lebensversicherer ist es angesichts des aktuellen Zinsniveaus schwierig, hohe Renditeversprechen einzuhalten.
Auch KfW bekommt günstig Geld
Auch die staatliche Bankengruppe KfW profitiert von der Suche vieler Investoren nach sicheren Geldanlagen. Sie sammelte bei Geldgebern fünf Milliarden Euro ein. Für die Anleihe mit dreijähriger Laufzeit muss sie nur 0,625 Prozent Zinsen zahlen. Die KfW muss bei Anleihen in der Regel etwas mehr Zinsen bieten als der Bund. Mehr als die Hälfte der jetzt ausgegebenen Papiere wurde an Zentralbanken und Vermögensverwalter verkauft, gut ein Drittel ging an Banken. Insgesamt hat die KfW in diesem Jahr bereits 47 Milliarden Euro eingesammelt, am Ende des Jahres sollen es wie 2011 rund 80 Milliarden Euro sein. Die Förderbank nutzt die Mittel unter anderem, um mit billigen Krediten Umwelt- und Klimaschutzprogramme voranzutreiben.