Chinesische Werbung an Schmuckgeschäft in Luzern
Reportage

Folgen des Coronavirus Wenn die Chinesen wegbleiben

Stand: 14.02.2020 18:47 Uhr

Luzern ist eine der Städte in Europa, die bei Touristen aus China besonders beliebt sind - normalerweise. Denn wegen des Coronavirus kommen kaum welche. Für Hotels ein Problem - für Einheimische nicht unbedingt.

Normalerweise drängeln sich Touristen in der Innenstadt von Luzern dicht an dicht. Sie schlendern über die jahrhundertealte, überdachte, hölzerne Kapellbrücke, werfen einen Blick über den Vierwaldstättersee aufs Alpenpanorama und shoppen schließlich ausgiebig in der Altstadt.

Hier ist alles auf Besucher aus China ausgerichtet. Banner und Beschriftungen mit chinesischen Schriftzeichen. Sogar das Personal in vielen Geschäften stammt aus dem Reich der Mitte - so auch bei Robert Casagrande. Er betreibt mit seinem Bruder in Luzern fünf auf Touristen spezialisierte Geschäfte.

Altstadt von Luzern

Die hölzerne Kapellbrücke in Luzern. Normalerweise drängen sich hier Touristen - gerade auch aus China. Doch derzeit ist es eher leer.

8000 Masken und Desinfektionsmittel

Mit einem Pro-Kopf-Umsatz im höheren dreistelligen Bereich sind Chinesen seine wichtigste Kundengruppe "Am liebsten haben die natürlich eine Schweizer Uhr, die in der Schweiz gekauft wurde, die wirklich ein Original und keine Fälschung ist. Das ist ihr liebstes Ding", erzählt Casagrande. "Und dann kommen die Messer, die Schweizer Militärmesser, die sehr, sehr beliebt sind."

Als die ersten Meldungen von der neuartigen Lungenkrankheit die Runde machten, hat Casagrande mit Blick auf seine Kundschaft reagiert und seine Shops aufgerüstet: "Wir haben 8000 Masken eingekauft für unser Personal und wir haben Desinfektionsmittel vor dem Geschäft." Wer ins Geschäft komme, könne sich sofort desinfizieren.

Robert Casagrande

Robert Casagrande hat sich auf Kundschaft aus China spezialisiert. Doch momentan hat er kaum Kunden.

Zehn Prozent der Gäste kommen aus China - normalerweise

Doch China hat Gruppenreisen ins Ausland verboten. Seitdem bleibt die wichtige Kundschaft fern. "Unsere Geschäfte sind meistens leer", sagt Casagrande. Er nutzt den Umstand, dass seine Mitarbeiter derzeit niemanden haben, den sie bedienen könnten, um sie zu schulen - "in allen möglichen Dingen über die Produkte oder über Sicherheit".

Ganz ähnlich läuft es bei anderen Geschäften und auch in Luzerner Hotels. Chinesen machen in der Region durchschnittlich einen Anteil von zehn Prozent aus. Schweizweit liegt ihr Anteil bei 4,5 Prozent - erläutert Markus Berger von Schweiz Tourismus: "Jedes Jahr generieren chinesische Gäste in der Schweiz ungefähr 1,7 Millionen Hotellogiernächte."

Wenn nun wegen des Coronavirus die Chinesen wegbleiben, dann sei das schon spürbar, sagt Berger. Existenzbedrohend sei es aber nicht. "Jeder Gast, der nicht kommt, der tut weh. Aber insgesamt muss man doch sagen, wir sind jetzt in der Nebensaison. Wir haben wenige chinesische Gäste bis in den Mai hinein und wir hoffen natürlich nicht, dass das Verbot und die Einschränkungen noch so lange anhalten werden."

Leerer Schwanenplatz in Luzern

Der Schwanenplatz ist sonst oft zugeparkt von Reisebussen. Davon kann zurzeit keine Rede sein.

"Wir haben Luzern wieder für uns"

Am Schwanenplatz von Luzern, wo sonst Reisebusse im dichten Takt Touristengruppen ausspucken oder einsammeln, ist dieser Tage kaum ein Bus zu sehen. Die Einheimischen reagieren ganz unterschiedlich darauf: "Für Luzern ist es sicher nicht so gut, wir sind eine Touristenstadt, wir leben auch vom Tourismus", sagt ein Mann. Eine Frau meint hingegen: "Also mich persönlich beunruhigt es überhaupt nicht. Wir haben Luzern wieder für uns."

Der Markthändler am Rathausquai vermutet, lange werde die derzeitige Ruhe in Luzern ohnehin nicht anhalten: "Im Sommer sind sie wieder da."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Februar 2020 um 06:25 Uhr.