Bundesbank-Symposium Banken klagen über zu viel Bürokratie
Auch für Kreditinstitute sind Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit große Themen. Dabei stoßen sie aber auf einige Hürden. Gerade die Bürokratie erschwere es ihnen, so das Fazit bei einer Tagung in Frankfurt.
Von Ingo Nathusius, HR
Die Deutsche Bank hat einen Generalbevollmächtigten für Nachhaltigkeit. Die Commerzbank beginnt, ihr Kreditgeschäft unter Beachtung der Klimabelastung zu steuern. Und der Großteil des grünen Umbaus von Industrie werde über Banken finanziert, sagte Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, bei einer Tagung der Bundesbank in Frankfurt am Main. Klimaschutz kommt im Kreditgeschäft an. Unternehmen der Zementindustrie und Bergwerke müssen sich von ihren Hausbanken immer mehr kritische Fragen anhören.
Banken werden nicht aus freien Stücken klimafreundlich. Die Aufsicht von deutschen und europäischen Behörden zwingt sie immer mehr, Klimarisiken zu beachten. Das ist schwierig, denn bei einzelnen Finanzierungen sind die Risiken schwer zu beziffern und liegen weit in der Zukunft. Der Chef der Bankenaufsicht bei der Bundesbank, Karlheinz Walch, berichtete, die Banken seien aus den Startlöchern gekommen, arbeiteten aber noch auf niedrigem Niveau.
Nur 0,2 Prozent haben konkrete Pläne
Oft gebe es grüne Pläne, die aber "in der Praxis nicht effektiv angewendet werden.“ In diesem Jahr seien 1299 kleine und mittlere deutsche Banken geprüft worden. Nur 0,2 Prozent verfügten über konkrete Nachhaltigkeitspläne, sagte Walch. In absoluten Zahlen sind das drei Institute.
Mehr Behördenaufsicht ist Banken ein Graus. Ständig würden neue bürokratische Hemmnisse geschaffen, sagte Commerzbank-Chef Knof. "Regulierung ist kein Selbstzweck.“ Das bankinterne Risikomanagement sei seit der Bankenkrise 2008 viel besser geworden. Derzeit hätten Banken alle Hände voll zu tun. "Es geht um die Industrie und die Unternehmen und nicht zuerst um die Banken.“
Viel zu viel Bürokratie
Behörden belasteten Banken mit 400.000 Regeln und Datenforderungen, sagte der Sprecher der Bankenverbände Hilmar Zettler. Behördenabteilungen für Aufsicht, Statistik und Abwicklung verlangten jeweils eigene Datensätze. Zettler forderte ein einheitliches Meldewesen, mit dem die Behörden besser arbeiten können und das den Banken weniger Arbeit macht.
"Im Augenblick haben wir viele Daten“, bestätigte Karen Braun-Munzinger von der Bankenaufsicht der Bundesbank. "Es sind nur schlechtere Daten", sagt sie. Mit der derzeitigen Qualität sind auch die Banken nicht zufrieden. "Seien wir doch mal ehrlich", sagte Thomas Lange, Vorstandsvorsitzender der Essener National-Bank. "Wenn wir mit unseren Mitarbeitenden über die Reaktion der Aufsicht zu unseren Datenlieferungen sprechen, herrscht immer ein Moll-Ton." Vieles, was zwischen Banken und Bankenaufsicht geschehe, treffe nicht den Bedarf.
Ziel müsse sein, dass automatisch Datensätze geliefert werden, mit denen Behörden je nach Bedarf Kennzahlen errechnen könnten, forderte Zettler. Ein künftiges integriertes Meldesystem solle Details bieten, mit denen heute unbekannte Risiken künftig beurteilt werden könnten. Es solle nicht mehr zu immer neuen Sonderabfragen kommen. So können dann auch neue Umweltrisiken festgestellt werden und Auflagen überprüft werden.
Diskussionen in der Bankenwelt
Bankenaufseherin Braun-Munzinger zeigte, wie schwer sich Behörden mit klaren und schnellen Abläufen tun: "Da kann ich nicht viel zu sagen“, sagte sie zur Frage nach immer mehr Anfragen der Bundesbank-Statistiker. Und zum Bedarf anderer Bundesbank-Abteilungen: "Wir müssen unsere Kollegen in der Geldpolitik und der Volkswirtschaft auch mitnehmen.“ Meri Rimmanen von der Europäischen Bankenaufsicht berichtete nur allgemein von Diskussionen übers Meldewesen der Banken. Man tausche Sichtweisen aus. Es gebe Herausforderungen.
Thomas Lange, Chef der regionalen National-Bank, erinnerte an den schnellen Bau der Tesla-Autofabrik in Brandenburg. Wenn man wolle und ans Ziel glaube, könne man auch mit Behörden flott zu Ergebnissen kommen. Bei Nachhaltigkeitsrisiken habe die Bankenwelt gesehen, wie schnell die Staatsaufsicht arbeiten könne.
Auf die Frage, ob es 2030 ein integriertes Meldewesen in der staatlichen Bankenaufsicht geben werde, sagte Bundesbankerin Braun-Munzinger: "Da bin ich mir nicht sicher“. Die Bankenreguliererin der Eurozone, Meri Rimmanen, sagte, sie sei sicher, dass man dann einige Erfahrungen gesammelt haben werde.