Harter Sparkurs 100 Postbank-Filialen vor dem Aus
Die Deutsche Bank will in den kommenden zwei Jahren jeweils etwa 50 Standorte der Postbank aufgeben. Das sind düstere Aussichten auch für die Post-Kunden.
Lange Schlangen vor den Post-Filialen - das ist vor Weihnachten und in Zeiten von Corona ein wohlvertrauter Anblick. Geht es nach den Managern der Deutschen Bank, ist das ein Zustand, der sich in den kommenden Jahren - Corona hin oder her - eher noch verschärfen dürfte.
50 Schließungen pro Jahr als Obergrenze
Deutschland größtes Geldhaus wolle in den kommenden beiden Jahren "etwa 50" Postbank-Standorte aufgeben, kündigte Vizechef Karl von Rohr in einem Interview mit der Tageszeitung "Welt" an.
Das "etwa" vor der 50 kann man nach Meinung von Branchenkennern übrigens getrost streichen. Laut Insidern würden die Deutsche-Bank-Manager nämlich gerne noch mehr Niederlassungen schließen. Doch das würde gegen einen Vertrag mit der Deutschen Post AG verstoßen. Demnach sind 50 Filialschließungen pro Jahr als Maximum festgelegt. Nach jüngsten Zahlen verfügt die Deutsche Bank über rund 800 Postbank-Filialen.
Zwei-Marken-Strategie bleibt
Die Deutsche Bank wird also ihr Filialnetz weiter ausdünnen; bereits im September hatte das Institut die Schließung von rund 100 Deutsche-Bank-Filialen angekündigt. Insgesamt wird das Filialnetz der Deutschen Bank in Deutschland somit bis Ende 2022 um 200 Zweigstellen schrumpfen.
Eine Zusammenlegung von Postbank- und Deutsche-Bank-Filialen schloss von Rohr dabei aus. "Wir halten an unserer Zwei-Marken-Strategie fest, denn wir haben eine sehr differenzierte Markenpositionierung."
Post-Filialen als Kollateralschäden?
Das Filialsterben bei der Postbank dürfte derweil viele Post-Filialen mit sich in den Abgrund reißen. Denn für viele Betreiber lohnt sich dann die alleinige Weiterführung der Postfiliale nicht mehr.
Die Deutsche Post hat das Problem erkannt - und bietet in Form der Packstation zumindest für manche Kunden eine Alternative. Für die gelben riesigen Kisten spricht: Sie machen dem Kunden die Sache recht einfach, nicht zuletzt zur Weihnachts- und Corona-Zeit.
"Gerade in der Corona-Krise haben viele Neukunden die Vorteile der Packstation für sich entdeckt, da sie ihre Pakete hier zu jeder Uhrzeit kontaktfrei versenden und empfangen können", betonte jüngst Tobias Meyer, Vorstand Post & Paket Deutschland Deutsche Post DHL Group, gegenüber der "Welt".
Rollende Filialen als Alternative?
In großen Städten wie München oder Berlin stehen in der Vorweihnachtszeit zudem mobile Postfilialen in Form von Bussen zur Verfügung, an denen wie in einer normalen Postfiliale auch Päckchen abgegeben und abgeholt werden können.
Doch das ist wohl eher eine Übergangslösung für Hochfrequenztage, um die Kundenströme vor den Filialen zu entzerren, als eine Dauerlösung für den Fall weiterer Post-Filialschließungen, wie sie nun infolge des Kahlschlags bei der Postbank drohen.
Corona-Krise als Trendbeschleuniger
Dabei ist das Banken-Filialsterben an sich kein neuer Prozess. So schlossen laut Berechnungen der Bundesbank allein 2019 in ganz Deutschland 1220 Filialen von Kreditinstituten. Die Corona-Krise dürfte das Banken-Filialsterben laut Experten nun noch weiter beschleunigen, hat sie doch der Digitalisierung einen weiteren Schub gegeben.
Immer mehr Bankkunden wickeln ihre Bankgeschäfte statt vor Ort in der Filiale online am heimischen Rechner ab. Selbst für ein Beratungsgespräch muss man nicht mehr in die Bankfiliale, dafür gibt es schließlich Videoschalten.