Fusion von Monsanto und Bayer Legt die EU ihr Veto ein?
Zuletzt hatte die EU-Kommission die Entscheidung noch verschoben. Nun hat sie ihre Prüfung wohl abgeschlossen. Heute jedenfalls läuft die Frist ab: Darf der Bayer-Konzern den US-Saatguthersteller Monsanto übernehmen? Besonders Umweltschützer hoffen auf ein Veto der EU.
Die Gegner der Monsanto-Übernahme durch Bayer setzen auf die EU-Kommission und auf deren energische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die keine Angst vor großen Namen kennt. Sie hoffen darauf, "dass Frau Vestager jetzt erst einmal eine vertiefte Prüfung einleitet", betont Sven Giegold, Finanzexperte der Grünen-Fraktion im Europaparlament dem ARD-Studio Brüssel. "Die Übernahme von Monsanto durch Bayer sorgt überall in Europa zu Recht für Empörung."
Wettbewerbskommissarin Vestager soll nach Willen der Fusionsgegner die Übernahme verhindern.
Bereits vor vier Monaten haben grüne Europaabgeordnete aus Deutschland, Frankreich und Spanien die EU-Kommission schriftlich aufgefordert, den transatlantischen Milliardendeal zu verbieten, weil die Fusion von Bayer und Monsanto aus ihrer Sicht zu einer Konzentration von Großkonzernen im sensiblen Saatgutmarkt führt.
Nicht die erste Großfusion im Agrarmarkt
Der neue Megakonzern könne dann fast im Alleingang entscheiden, was auf den Feldern wächst und auf den Tellern landet, argumentieren die Fusionsgegner im EU-Parlament. "Wir haben schon genug Konzentration und Marktmacht im europäischen Agrarsystem ", betont Sven Giegold. "Ein einfaches Durchwinken würde von den Bürgerinnen und Bürgern zu Recht als Kuschen vor den mächtigen Agrarriesen gewertet.
Grünen-Politiker Giegold befürchtet ein Quasi-Monopol.
Bereits zwei Großfusionen auf dem Markt der Agrarchemie wurden in diesem Jahr von der EU-Kommission genehmigt: im März die Elefantenhochzeit der US-Konzerne Dow und Dupont und im April die Übernahme des Pflanzenschutzherstellers Syngenta durch den Konzern Chem China - allerdings in beiden Fällen nur mit strikten Auflagen.
Wer zuerst kommt...
Wer als erster mit seinem Fusionswunsch komme, der werde auch zuerst von der Kommission bedient, betont Vestager. Und das Unternehmen, welches als letztes seine Fusion anmelde, müsse die Bedenken berücksichtigen, die sich für die EU-Kommission aus den vorherigen Fusionen ergeben, lautet die Botschaft der Wettbewerbskommissarin an die Adresse von Bayer.
Bayer-Chef argumentiert mit Ernährungssicherheit
Dessen Chef Werner Baumann hält die transatlantische Milliardenfusion der Pflanzenschutz- und Saatgutgiganten mit ihren sich ergänzenden Kompetenzen und geringen geographischen Überlappungen managementtechnisch für problemlos machbar. Zudem sieht er in der Elefantenhochzeit auch für eine angemessene Antwort auf die Anforderungen der digitalisierten Landwirtschaft in einer Zeit der Bevölkerungsexplosion.
Bayer-Chef Baumann glaubt, dass die Fusion dazu beitragen wird, die Ernährung in der EU sicherzustellen.
Schließlich gehe es um die Antwort auf die Frage, wie bis 2050 drei Milliarden Menschen zusätzlich ernährt werden können, argumentiert Baumann - also die sechsfache Bevölkerungszahl des heutigen Europa. Auf keinen Fall werde Bayer nach einer Fusion mit Monsanto genmodifiziertes Saatgut durch die Hintertür nach Europa schleusen, versucht der Bayer-Chef die Verbraucher in der EU zu beruhigen.
Längere Prüfung erwartet
An ein einfaches Brüsseler Durchwinken der Übernahme des Saatgut-Riesen Monsanto durch den Pflanzenschutz-Giganten Bayer glaubt allerdings auch der Initiator des Milliardendeals nicht. Baumann und Grünen-Experte Giegold sind sich in einem Punkt einig: Beide gehen davon aus, dass die EU-Kommission eine vertiefte Prüfung der Fusion Bayer-Monsanto ankündigt.