Sanierungspläne Bahn will "Hochleistungsnetz" aufbauen
Kundenfreundlicher und vor allem schneller - die Bahn will ab 2024 Teile ihres Schienennetzes zu einem "Hochleistungsnetz" ausbauen. Nach jahrelangen Versäumnissen gebe es enormen Aufholbedarf, sagte Verkehrsminister Wissing.
Die Deutsche Bahn (DB) und das Bundesverkehrsministerium wollen besonders ausgelastete Streckenabschnitte des Schienennetzes zu einem "Hochleistungsnetz" ausbauen. "So wie es ist, kann es nicht bleiben", sagte Verkehrsminister Volker Wissing. "Politische Versäumnisse und Unterfinanzierung" hätten die Schiene an "ihre absolute Grenze gebracht". Mit einer Bündelung von Baumaßnahmen, einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit und kundenfreundlicher Bauplanung solle nun gegengesteuert werden. "Ich erwarte, dass wir künftig die Uhr wieder nach der Bahn stellen können", sagte der Verkehrsminister.
Zehn Prozent sollen Hochleistungsnetz werden
Kern der Probleme im Passagier- und Güterverkehr sei ein Mangel an Kapazitäten und die Überalterung der Infrastruktur, erklärte die DB. Ab 2024 sollen deshalb besonders beanspruchte Streckenabschnitte zu einem Hochleistungsnetz ausgebaut werden. Konkret gehe es dabei um rund zehn Prozent des Gesamtnetzes, also rund 3500 Kilometer - diese Abschnitte seien bereits heute zu 125 Prozent ausgelastet. Bis 2030 werde dieser Anteil der besonders belasteten Streckenabschnitte voraussichtlich auf 9000 Kilometer anwachsen, erklärte die Bahn weiter.
Stark veraltete Infrastruktur
Eine steigende Nachfrage in Kombination mit veralteter Infrastruktur und Bautätigkeiten führe derzeit zu "Staus und Verspätungen mit massiven Auswirkungen auf alle Kundinnen und Kunden", erklärte der Vorstandsvorsitzende der DB, Richard Lutz. "Die aktuelle Betriebsqualität entspricht ganz klar nicht unseren Ansprüchen". Das neue Hochleistungsnetz solle vom "Problemfall zum Qualitäts- und Stabilitätsanker für die gesamte Infrastruktur" werden.
Lutz hatte bereits Ende Mai Alarm geschlagen und über das marode Schienennetz geklagt. Die Verspätungen nähmen zu, es gebe eine Rekordzahl an Baustellen und der Modernisierungsbedarf werde weiter steigen. Viele Weichen und Stellwerke seien überaltert und stark störanfällig. Er hatte damals auch gesagt, die Bahn werde ihr Pünktlichkeitsziel von 80 Prozent im Fernverkehr verfehlen und "signifikant davon weg sein".
Drei Kriterien bei Generalsanierung des Schienennetzes
Bei der geplanten Generalsanierung will die Bahn künftig drei neue Kriterien berücksichtigen. So sollen erstens alle geplanten Baumaßnahmen "radikal gebündelt" werden, um Streckenabschnitte anschließend über mehrere Jahre frei von Baustellen zu halten. Zudem sollen zweitens bei Bauarbeiten künftig nicht nur bestehende Mängel beseitigt, sondern auch Zusatzmaßnahmen vorgenommen werden. Die Hochleistungskorridore sollen so einen "erstklassigen Ausstattungsstandard" erhalten. Bei der Bauplanung soll drittens künftig mehr auf kundenfreundliches Bauen gesetzt werden. Zu diesem Zweck will die Bahn "hochverdichtete und kapazitätsschonende Bauverfahren" einsetzen.
Bei den Klimaschutzzielen bis 2030 im Verkehr spielt die Bahn eine wichtige Rolle. Die Passagierzahlen sollen sich bis dann verdoppeln, der Anteil der Bahn am Frachtverkehr deutlich steigen.