Notfahrplan bei der Bahn Jeder fünfte ICE - aber mancherorts kein Regionalzug
Viele Verspätungen und Ausfälle: Wegen des GDL-Warnstreiks hat die Bahn im Fernverkehr etwa 80 Prozent der Züge streichen müssen. Der Städtebund warf der Gewerkschaft "Egoismus zu Lasten des Landes" vor. Am Samstag ist mit einer hohen Auslastung der Züge zu rechnen.
Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat bundesweit zu massiven Beeinträchtigungen im Zugverkehr geführt. Im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr gab es zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle. Der Notfahrplan der Deutschen Bahn sicherte nur ein "sehr begrenztes Zugangebot", wie das Unternehmen mitteilte. Rund 80 Prozent des Fernverkehrs wurden eingestellt.
Im Regionalverkehr war die Lage sehr unterschiedlich. In manchen Regionen fuhr kaum ein Zug, in anderen einzelne Linien. Auch Ersatzbusse kamen zum Einsatz. In Bayern, wo die Bahn weiter mit den Auswirkungen des Schneechaos zu tun hat, dürfte kaum ein Zug unterwegs sein. Schon zuvor hatten sich aufgrund des Winterchaos in Bayern rund 170 Güterzüge gestaut, wie die Bahn am Donnerstag mitgeteilt hatte. "Es ist zu befürchten, dass sich diese Zahl verdoppelt", sagte ein Sprecher. In anderen Regionen fuhren demnach einzelne Linien, dort werde das Angebot größer sein, teilte die Bahn mit.
Volle Züge am Samstag zu erwarten
Der Warnstreik der GDL läuft noch bis heute Abend 22.00 Uhr. Die Auswirkungen dürften auch in den Stunden danach noch zu spüren sein. "Wir setzen alles daran, dass bis zum Betriebsbeginn am Samstag wieder alles fährt", sagte ein Bahnsprecher. Bis dahin müssen Fahrgäste mit weiteren Beeinträchtigungen im Bahnverkehr rechnen.
Die Bahn warnte zudem, dass es nach Streikende am Samstag voraussichtlich zu sehr hohen Auslastungen kommen werde. "Die Fahrkarten gelten ja flexibel auch zu einem späteren Zeitpunkt, und wir rechnen natürlich damit, dass morgen die Züge dann auch entsprechend voller werden."
Die Bahn hatte nach der Streikankündigung der GDL am Mittwochabend einen Notfahrplan aufgestellt. Aus Sicht der Bahn ist der Plan für den DB-Personenverkehr erfolgreich angelaufen. "Dieser Streik wurde äußerst kurzfristig angekündigt, und trotzdem konnten wir rechtzeitig unseren Notfahrplan aufstellen", sagte eine Bahnsprecherin.
Im Güterverkehr legten die Lokführer für 28 Stunden die Arbeit nieder, der Ausstand war am Donnerstag etwas früher gestartet. Hier befürchtet die Bahn einen Rückstau von rund 300 Güterzügen. Das könne auch zu Verlusten in Fabriken und Unternehmen führen, erklärte die Bahn.
Landsberg: Streik "vollkommen unerklärlich"
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warf der Lokführergewerkschaft GDL mit Blick auf die Umstände der Streiks Egoismus zu Lasten des Landes vor. "Die Interessen dieser kleinen Gewerkschaft sind offenbar wichtiger als Funktionsfähigkeit des ganzen Landes", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Bild"-Zeitung.
Der Warnstreik sei "viel zu kurzfristig angesetzt worden", Bürger und Kommunen hätten praktisch keine Zeit gehabt, "sich umzustellen". Angesichts der schon geplanten Urabstimmung sei der Ausstand zudem "vollkommen unerklärlich", sagte Landsberg. "Alle sollen auf die Bahn umsteigen, doch wenn die mal funktioniert, wird sie von dieser Minigewerkschaft lahmgelegt. Das schadet Millionen Menschen und auch noch dem Klima."
Weselsky unbeirrt
GDL-Chef Claus Weselsky verteidigte dagegen den neuen Streik erneut. Der "Rheinischen Post" sagte er: "So leid mir das für die Kunden tut, aber wir haben derzeit keine andere Wahl." Das Management und der Personalvorstand Martin Seiler seien nicht bereit, über die Absenkung der Wochenarbeitszeit und über die Tarifverträge für Fahrdienstleiter zu verhandeln. "Wer nicht zuhören will, muss die Konsequenzen tragen", ergänzte der GDL-Vorsitzende. Ähnlich hatte er sich in den vergangenen Tagen mehrfach geäußert. Er unterstellt der Bahn fehlende Verhandlungsbereitschaft.
Die Bahn kritisierte die GDL scharf. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch. Personalvorstand Martin Seiler erklärte: "Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig." Er hatte die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden als unerfüllbar zurückgewiesen.